Rees Kantholz-Attacke: Es gibt weiter Ungereimtheiten

Rees · Der Zustand des Reesers ist weiter sehr kritisch. Er war an einer Haltestelle in Düsseldorf niedergeschlagen worden.

 Staatsanwalt Christoph Kumpa: "Wir gehen weiter von Notwehr aus."

Staatsanwalt Christoph Kumpa: "Wir gehen weiter von Notwehr aus."

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Obwohl es nach dem blutigen Streit an einer Düsseldorfer Straßenbahnhaltestelle noch eine Reihe von Ungereimtheiten gibt, gibt es aus Sicht des Staatsanwalts keine neue Sachlage. "Wir gehen weiterhin davon aus, dass der Jugendliche in Notwehr gehandelt hat", sagte Staatsanwalt Christoph Kumpa auch gestern.

Wie berichtet, war es in der Nacht zu Samstag zu einer Auseinandersetzung gekommen, bei der ein 44-jähriger Reeser durch einen Schlag mit einem Kantholz so schwer verletzt wurde, dass er im Koma liegt. Auch gestern war sein Zustand nach zwei Operationen lebensbedrohlich, so der Staatsanwalt. Als sicher gilt, dass Massimo L., sollte er je wieder aus dem Koma erwachen, nicht wieder vollkommen gesund wird.

Der Italiener hatte sich nach der Attacke erbrochen, sein Atem stand still und sein Gehirn wurde deswegen nicht ausreichend mit Sauerstoff versorgt. Seine Lebensgefährtin besucht ihn täglich, wacht an seinem Bett. Polizei und Staatsanwaltschaft wollen sie noch einmal zum Hergang der Tat befragen.

Denn noch sind viele Fragen offen. Da es weder in der Straßenbahn noch an der Haltestelle Videoüberwachung gibt, ist die Polizei allein auf Zeugenaussagen angewiesen. Bislang sieht der Staatsanwalt keinen Anlass, an der Aussage der Jugendlichen zu zweifeln. Die hatten angegeben, dass der Reeser sie provoziert hätte. Er sei mit ausgestiegen und habe einen 17-Jährigen mit seinem Gürtel geschlagen. Der Jugendliche trug eine Handverletzung davon. Der Gürtel wird momentan auf DNA-Spuren untersucht, das kann dauern. Neue Zeugen haben sich noch nicht gemeldet.

Die Freundin des Reesers gibt an, dass die Provokationen von den Jungen ausgegangen seien. Einer habe den Mann aufgefordert "doch mit auszusteigen". Sie hatte noch versucht, ihren Freund zurückzuhalten. Draußen kam es dann zur Bluttat.

Bekannte von Massimo können nicht glauben, dass er selbst Täter gewesen ist. An jenem Abend hatte Massimo L. zwar getrunken. "Aber nicht so viel, dass er schwankte oder lallte oder nicht mehr Herr seiner selbst war", heißt es. Besonders tragisch: Der Reeser hatte eigentlich vor, mit dem Taxi zu fahren. Seine Lebensgefährtin aber wollte das Fahrgeld sparen. Daher stieg das Paar in die Straßenbahn.

(RP)
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