Emmerich Karsten Weidisch wirft das Handtuch

Emmerich · Pastor Karsten Weidisch kehrt nicht nach Emmerich zurück. Kaplan Christian Olding feiert am 15. Juni seine letzte Messe. Die Gemeinde ist in ihren Grundfesten erschüttert. Der Rat der Seelsorgeeinheit hat sich gestern Abend aufgelöst.

 Die Gläubigen, die Weidisch und Olding dabehalten wollten, haben verloren. Die Gemeinde ist ohne Führungsgremium.

Die Gläubigen, die Weidisch und Olding dabehalten wollten, haben verloren. Die Gemeinde ist ohne Führungsgremium.

Foto: Markus van Offern

Karsten Weidisch sieht für sich in Emmerich keine Perspektive mehr. "Ich fühlte mich der ganzen Seelsorgeeinheit verpflichtet, eine Entscheidung zu treffen", sagte er gestern Abend im Gespräch mit der Rheinischen Post. Die Konflikte seien ungelöst, und die Hängepartie um seine Person sei "unerträglich" — vor allem für die Menschen, die auf seine Rückkehr hofften. "Damit muss jetzt Schicht im Schacht sein."

Auf diese Entscheidung hin sind gestern Abend in einer öffentlichen Sitzung sämtliche Mitglieder des Rates der Seelsorgeeinheit — bis auf Karl-Heinz Lammerich, der als Vermittler zur "Kritischen Gruppe" gilt — zurückgetreten. Mehrere Inhaber weiterer kirchlicher Positionen in Emmerich schlossen sich an.

Es fielen traurige, wütende und harte Sätze. "Ich ganz persönlich habe eine Glaubensheimat verloren", sagte Irmgard Bisseling vom ehemaligen Seelsorgerat. "Ich bin verbittert", sagte Christiane Emam vom Kirchenvorstand Sankt Christophorus. Michaela Sommer, Leiterin der Caritas in Dornick, erklärte: "Ich kann mich mit der katholischen Kirche so nicht mehr identifizieren." Auch sie gibt ihr Amt auf.

Die Gemeinde steht nun faktisch ohne Führungsgremium da. Weihbischof Wilfried Theising, als Pfarrverwalter vor Ort, erklärte deutlich berührt, er wisse nicht, wie es jetzt in Emmerich weitergehen solle.

Für Karsten Weidisch ganz persönlich ist es ein bitteres Ende. Denn ausschlaggebend für seinen Entschluss war die Erfahrung, die er am Dienstag bei einem Besuch in Emmerich machte. Erstmals war er zu einem Treffen — es war das insgesamt dritte — mit Gemeindevertretern, Kritikern und Angehörigen der Bistumsleitung eingeladen.

Dabei habe er zur Kenntnis nehmen müssen, dass sich an den bestehenden Konflikten überhaupt nichts verändert hätte, sagte er. Entsprechend seien ihm seine Kritiker begegnet: "Es ging wieder um Befindlichkeiten, und es war mitunter ein scharfer Ton dabei." Vorwürfe gegen ihn seien mit "Unwahrheiten" untermauert worden. Da sei ihm klar geworden, "dass ich nicht nach Emmerich zurückkommen kann", meinte er. "So kann es keinen Schritt in die richtige Richtung gehen. Dann ist es zwecklos."

Zudem habe gesehen, wie die Seelsorgeeinheit unter der ständigen Unsicherheit litt. Zuletzt auf Langeoog, wo ihn Gläubige besuchten: "Die haben eine solche Hoffnung." Man könne diese Menschen nicht weiter in der Luft hängen lassen. Wie es für ihn weitergeht, weiß er noch nicht. Sein Schlusswort: "Ich war mit Leib und Seele Pfarrer in Emmerich. Es war bestimmt nicht meine leichteste Stelle." Aber es habe auch viel Gutes gegeben.

Kaplan Christian Olding hat gestern Abend erneut bekräftigt, dass er Mitte Juni geht. Seinen letzten Gottesdienst als Kaplan von Emmerich hält er am 15. Juni in Kleve.

(RP)
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