Emmerich Kinderärzte-Mangel: Lage auch in Kleve dramatisch

Emmerich · Kinderärztin Dr. Marianne Windmüller wird im September mit 63 Jahren in den Ruhestand gehen. Derzeit sieht es so aus, als ob es in Rees danach keinen Kinderarzt mehr geben wird. Eine Suche nach einem Nachfolger war bislang erfolglos. Der Kassenarztsitz wird nach der Schließung Ende September noch ein halbes Jahr frei gehalten, dann geht er für Rees endgültig verloren.

Die Stadt steht mit dem Problem nicht alleine da. Es ist ein strukturelles, wie das Beispiel Kleve zeigt. So gibt es in der Kreisstadt mit Dr. Peter A. Soemantri, Dr. Wolfgang Aschenbrenner und Dr. Wolfgang Brüninghaus (61) noch drei Facharztpraxen, die Kassenpatienten behandeln. Doch sind Soemantri und Brüninghaus mittlerweile auf der Zielgeraden ihrer beruflichen Laufbahn. Ihre Praxen werden bald schließen. Nachfolger? Nicht in Sicht.

Das Problem der Versorgung ist nicht gestern aufgetreten. Seit 25 Jahren gibt es auf dem Gebiet zu wenig Fachärzte. Nach Ansicht der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Nordrhein, die die medizinische Versorgung organisiert, gibt es im Kreis Kleve derzeit kein Problem. Dass die Situation in allerdings Kleve problematischer eingestuft wird, zeigt, dass es ein Gespräch zu diesem Thema bei der KV geben wird. Landrat Wolfgang Spreen will teilnehmen, um über die Versorgungsprobleme zu sprechen.

Ländlichen Regionen, so erklärt Dr. Brüninghaus, würden gemessen an der Einwohnerzahl wesentlich weniger Ärzte zugeteilt als Großstädten. So habe etwa Düsseldorf 40 Prozent mehr Mediziner in allen Facharztbereichen als Kleve. Begründet wird die gute Ausstattung der größeren Städte damit, dass diese die umliegenden Kommunen mitversorgen. Gemessen an der Klever und Reeser Situation geht es den Emmerichern gut. Mit Dr. Erich Lycko und Dr. Peter Schieferdecker gibt es zwei Kinderärzte in der 30 0000-Einwohner-Stadt.

Doch mancher wird sich vielleicht erinnern, dass das nicht immer so war. Vor mehr als 20 Jahren organisierte der Emmericher Kinderschutzbund eine Protestaktion, um durchzusetzen, dass überhaupt ein Kinderarzt für Emmerich genehmigt wird. Bis dahin behandelten nämlich nur die Hausärzte die Kinder in der Stadt. Die Kassenärztliche Vereinigung gab schließlich nach.

(jan/hg/ha)
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