Rees Kirmes: Früher gab's die Wasserschlacht

Rees · Heute startet die Reeser Kirmes: Bis in die 1980er Jahre gehörte es dazu, dass sich beim Aufbau der Fahrgeschäfte und Buden Kinder mit Wasserbomben und Wasserpistolen jagten. Der Brauch schlief im Laufe der Jahre jedoch ein.

 Die Erdkruste, der Brunnen mit den Umrissen der Stadt Rees, bietet auch heute noch die Möglichkeit für Wasserschlachten auf dem Marktplatz.

Die Erdkruste, der Brunnen mit den Umrissen der Stadt Rees, bietet auch heute noch die Möglichkeit für Wasserschlachten auf dem Marktplatz.

Foto: Michael Scholten

Die Kirmes ist da! Und als am Mittwochabend um 19 Uhr der weißbunte Lindwurm aus PS-starken Lastwagen, verschnürten Karussells und mobilen Verkaufsbuden in Richtung Marktplatz rollte, standen schon viele schaulustige Kinder bereit. Auf der Facebook-Seite "Du bist Reeser, wenn..." bedauerten die Administratorin Katja Königs und mehrere Kommentatoren, dass eine alte Tradition komplett eingeschlafen ist: "Während die Kirmes aufgebaut wurde, haben sich die Reeser Kinder in den 70er und 80er Jahren immer eine Wasserschlacht auf dem Marktplatz geliefert", erinnert sich Katja Königs auf Nachfrage der Rheinischen Post.

Die Reeserin, die inzwischen in Moers wohnt, erklärt: "Wir hatten Wasserpistolen und mit Wasser gefüllte Luftballons oder Wassersprühflaschen, die wir unseren Müttern gemopst hatten, dabei. Nachgeladen wurde entweder in den Wasserbrunnen der historischen Pumpe oder in den alten Toiletten am Kirchplatz." Bevor das Bürgerhaus erbaut wurde, gab es einen Durchgang zwischen dem Rathaus und der katholischen Pfarrkirche. Die dortigen öffentlichen Toiletten waren für Katja Königs und ihre Cousine Tanja "eine zentrale Ladestation", um neue nasse "Munition" für die Wasserschlacht zu holen, die sich über den ganzen Marktplatz erstreckte.

 Wenn die Kirmeswagen anrollen, sind sofort die ersten neugierigen Kinder zur Stelle. Das ist auch heute noch so. In den 1970er und 80er Jahren verbanden sie den Aufbau der Kirmes jedoch auch mit einer zünftigen Wasserschlacht.

Wenn die Kirmeswagen anrollen, sind sofort die ersten neugierigen Kinder zur Stelle. Das ist auch heute noch so. In den 1970er und 80er Jahren verbanden sie den Aufbau der Kirmes jedoch auch mit einer zünftigen Wasserschlacht.

Foto: Michael Scholten

"Jedes Jahr haben sich bestimmt 50 Kinder daran beteiligt", sagt Katja Königs. "Hinterher waren wir klatschnass, aber das war uns egal, weil es viel Spaß gemacht hat. Diese Wasserschlachten gehören zu meinen schönsten Erinnerungen aus Rees." Sie bedauert: "Schade, dass die Reeser Kinder das heute nicht mehr machen."

Am heutigen Samstag wird die Kirmes um 15 Uhr durch die erste stellvertretende Bürgermeisterin Mariehilde Henning eröffnet. Sie sticht gemeinsam mit den Reeser Ortsvorstehern Manfred Dicker und Waldemar Prust nahe der historischen Pumpe ein Fass Freibier an. Danach haben Kinder und Jugendliche die Möglichkeit, eine halbe Stunde lang alle Fahrgeschäfte zum halben Preis zu nutzen.

Am Montag, dem Familientag der Kirmes, bieten viele der 75 Schausteller zwischen 14 und 19 Uhr vergünstigte Preise. Am Dienstag beginnt gegen 21 Uhr das von den Schaustellern finanzierte Feuerwerk über dem Rhein. Kurz zuvor nimmt der Verkehrs- und Verschönerungsverein Rees die neue Beleuchtung der Reeser Rheinbrücke in Betrieb.

Die Reeser Kirmes ist seit 776 Jahren ein gesellschaftliches Großereignis in der Rheinstadt. Im Jahr 1241, nur 13 Jahre nach der Stadterhebung von Rees, unterschrieb Erzbischof Conrad von Hochstaden eine Urkunde, die den Bürgern gleich drei "Kirchmessen" und Freimärkte pro Jahr erlaubte: eine Kirmes im Mai, eine weitere Anfang September und eine dritte Ende September. Das war den Reesern dann doch zu viel. Die mittlere Kirmes wurde schon nach wenigen Jahren gestrichen, 1889 fiel auch der Mai-Termin weg und es blieb seitdem beim letzten September-Wochenende.

Im Jahr 1892 wurde die Kirmes wegen Cholera-Gefahr auf einen einzelnen Sonntag verkürzt, 1923 fiel sie wegen der "rapiden Geldentwertung" komplett aus, ebenso nach der nahezu vollständigen Kriegszerstörung der Stadt. Die erste Nachkriegskirmes fand 1948 statt, 1968 wurde der Kirmesstart von Sonntag auf Samstag vorgezogen. 1971 schloss der viertägige Rummel erstmals mit dem beliebten Feuerwerk ab.

(RP)
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