Emmerich "Klimawandel geht uns alle an"

Emmerich · Auf Einladung der Frauenunion berichtete Landwirtin Birgit Sloot davon, wie der Klimawandel die Arbeit auf dem Bindberger Hof beeinflusst. Wichtig sei, die Landwirtschaft anzupassen, damit die Betriebe überleben könnten.

 Birgit Sloot sprach vor 30 Mitgliedern.

Birgit Sloot sprach vor 30 Mitgliedern.

Foto: Van Offern

Bis vor fünf Jahren war die Kirschessigfliege in Deutschland noch unbekannt - jetzt heißt es, dass das aus Südostasien stammende Insekt den Obst- und Weinanbau bedroht. "So ein Parasitenbefall ist eine der Folgen des Klimawandels", erklärte Birgit Sloot, Landwirtin aus Elten, die auf Einladung der CDU-Frauenunion einen Vortrag über die Herausforderungen des Klimawandels für die Landwirtschaft hielt. Die Vorsitzende Irmgard Kulka konnte mehr als 30 Mitglieder und interessierte Bürger im Hotel Stadt Emmerich begrüßen "Klimawandel geht uns alle an", sagte Birgit Sloot.

Mit ihrem Mann Frans bewirtschaftet sie seit 30 Jahren den Bindsberger Hof. Sie haben einen Ackerbaubetrieb mit etwa 75 Hektar reinen Ackerbau mit Weizen, Zwiebeln, Zuckerrüben und Kartoffeln. "Seit zwei Jahren bauen wir auf vier Hektar - dem Klima geschuldet - Soja an." Jeden Tag dokumentieren sie die Wetterdaten. "Das hat schon mein Schwiegervater gemacht, so dass wir auf Aufzeichnungen von rund 60 Jahren zurückblicken können. Diese zeigen, dass die 'Wetterkapriolen' gerade in den vergangenen Jahren zugenommen haben, es gibt mehr Starkregen und trockene Perioden." 2016 musste extrem gewässert werden, weil es trotz Stark-regen insgesamt zu trocken war. Der Treibhauseffekt soll für den Klimawandel verantwortlich sein. Die Landwirtschaft ist nur zu elf Prozent Verursacher vom Ausstoß klimaschädlicher Gase. Diese Zahl ist aus dem Jahr 2010, die Tendenz ist sinkend. Landwirte seien daran interessiert, das zu verbessern, weil sie die Ursachen direkt spüren würden, so die Landwirtin.

"Das Klima hat sich verändert. Wichtig ist, darüber nachzudenken, wie wir unsere Landwirtschaft anpassen, damit wir überleben", erklärte Birgit Sloot. Folgen des Klimawandels sind unter anderen die Einwanderung von Schädlingen und Unkräutern, Qualitätsprobleme - beispielsweise entstehen Wachstumsrisse in Kartoffeln bei wechselnder Trockenheit und Nässe, bis hin zu höheren Kosten durch Bewässerung und Parasitenschutz. Durch ein angepasstes präzises Anbaumanagement versuchen die Landwirte, dem entgegenzuwirken. Dabei geht es um Sortenwahl, Fruchtfolge, Verbesserung der Böden, Entwicklung von neuen, robusteren Sorten, Aussaat-Termine und dem Vorhalten von Bewässerungsmöglichkeiten.

"Wir haben auf unserem Hof eine satellitengesteuerte Technik, so gibt es keine Überlappung bei Ackerfahrten, was Dünger einspart." Die Eltener erledigen alle Vorgänge von der Aussaat bis zur Ernte eigenständig, um dem Wetter gemäß reagieren zu können. Per App ist eine regelmäßige Kontrolle auf Schädlinge möglich - Pflanzenschutzmittel werden nur nach Bedarf auf die Äcker gebracht. Die Sloots haben ein neues Kühlhaus für Kartoffeln gebaut, früher war die Kühlung durch Außenluft ausreichend. Dadurch erhöht sich der Preis pro Kilo um drei Cent. Ökologisches Wirtschaften hat seinen Preis. "Die Landwirte sind bereit, dem nachzukommen, aber dann muss auch die Gegenleistung stimmen", sagte Sloot mit Blick auf die niedrigen Preise im Handel. "Klimawandel muss als Gesamtes gesehen werden und die Gesetze der EU dürfen deshalb kein Flickenteppich sein", sagte Birgit Sloot.

(moha)
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