Emmerich Könige für die Schützen gesucht

Emmerich · Immer mehr Schützenvereine haben damit zu kämpfen, dass es keine Königsbewerber mehr gibt. In Rees-Mehr setzte hingegen ein regelrechter Run auf die Vogelstange ein. Erklärungen für diese Phänomen sind schwierig.

 Vom Königsthron wenden sich immer mehr Schützenbrüder ab. Manche Bruderschaften mussten deshalb sogar schon ihr Königsschießen ausfallen lassen.

Vom Königsthron wenden sich immer mehr Schützenbrüder ab. Manche Bruderschaften mussten deshalb sogar schon ihr Königsschießen ausfallen lassen.

Foto: Pixabay

Blickt man auf die Zahl der Besucher bei Schützenfesten in der Region, so ist kein großer Unterschied im Vergleich zu den vergangenen Jahren festzustellen. Bei den Umzügen sind die Straßen auch in diesem Jahr von vielen Menschen gesäumt, die Zelte auf den Schützenplätzen sind meist gut gefüllt.

Doch hinter den Kulissen haben die Schützenvereine zunehmend mit einem ernsten Problem zu kämpfen: Königsmangel. Dass es im Brauchtum mehr und mehr an jungen Menschen fehlt, ist seit längerem bekannt. Dass der Nachwuchsmangel nun auch bei den Königen auftritt, wäre vor wenigen Jahren noch undenkbar gewesen.

Zuletzt traf es die St. Willibrordbruderschaft Goch-Hassum. Als zum Königsschießen aufgerufen wurde, trat niemand vor. Nach kurzer Pause wurde das Schießen abgesagt. Kein Einzelfall. Auch die St. Johannes Schützenbruderschaft Kleve-Donsbrüggen konnte kein neues Königspaar finden.

Wirklich erklären kann sich diese Entwicklung niemand. "Ein finanzielles Problem ist es in jedem Fall nicht, so teuer ist die Königswürde nicht", sagt Harry Herrmann, Bezirksbrudermeister des Schützenverbandes in Kleve. Da die Königswürde mit einigen Pflichtterminen, persönlichem Engagement und dementsprechendem Zeitaufwand verbunden ist, vermutet er etwas anderes hinter dieser Entwicklung. "Ich kann mir gut vorstellen, dass die Leute sich nicht mehr verpflichten wollen. Schließlich müssten sie Freizeit opfern", sagt er. Generell sehe er aber kein besonders großes Problem. "Es ist nicht so akut, dass wir jetzt umgehend Maßnahmen einleiten würden, aber wir behalten das Ganze schon im Auge", sagt Harry Herrmann.

Nach den Gründen zu forschen ist schwierig, wie ein Blick auf die rechte Rheinseite zeigt. Hier gab es Anfang Juli beim Schützenfest in Hamminkeln-Mehrhoog keinen Bewerber. Zum ersten Mal in der 122-jährigen Geschichte des Vereins. Dagegen gab es im direkten Nachbarort Mehr geradezu einen Run auf die Königsstange.

Sage und schreibe zehn Schützen lieferten sich einen Wettstreit um die Königswürde. Am Ende durfte Hardy Baumann jubeln. Dass es in Mehr keinen Mangel an Bewerbern gibt, hat Tradition. "1992 war bei uns das letzte Jahr, in dem wir nur einen Bewerber hatten", berichtet Christian Ressing, Vizepräsident der Bürgerschützen Mehr.

Er habe die Erfahrung gemacht, dass es ein Vorteil sei, dass erst am Montag geschossen werde und nicht gleich zu Beginn des Schützenfestes am Freitag. "Im Laufe der Tage überlegt sich der ein oder andere dann, auch beim Schießen anzutreten. Das steigert sich, und so sind Montag immer ausreichend Bewerber da."

Im Nachbarort Mehrhoog etwa gebe es einen "Kaltstart" - es wird bereits am ersten Tag geschossen. Dann seien viele eben noch nicht in der Stimmung für einen Königsschuss.

In Mehr werde auch Wert darauf gelegt, dass alles transparent gehandhabt werde. "Jeder weiß genau, worauf er sich einlässt, wenn er zum Königsschuss antritt." Dazu gibt es auch einen Königsleitfaden. Auch der Kostenrahmen stehe in etwa fest. Rund 2000 Euro kostet ein Königsjahr, vom Verein gibt es einen Zuschuss von 500 Euro.

(RP)
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