Emmerich Kommissare, Terroristen, Heimatidyll

Emmerich · Der neue Niederrhein-Krimi von Thomas Hesse und Renate Wirth nimmt sich der Betuwe an.

 Die Niederrhein-Krimis sind immer nach Tieren benannt.

Die Niederrhein-Krimis sind immer nach Tieren benannt.

Foto: emons-Verlag

Der Niederrhein, ein Streit um die Betuwe-Linie und eine Kommissarin in der Hand skrupelloser Terroristen: Der neue Niederrheinkrimi "Das schwarze Schaf" von Thomas Hesse und Renate Wirth hat es in sich. Das Szenario klingt zunächst einmal ein wenig überspitzt: Die Ignoranz und die wilhelminisch anmutende Behäbigkeit der Deutschen Bahn haben dazu geführt, dass sich eine Gruppe kapitalkritischer junger Leute vom Niederrhein zusammengeschlossen hat, um mit radikalen Maßnahmen etwas gegen den Ausbau der Linie zu unternehmen.

Mit dem "schwarzen Schaf" ist in diesem Zusammenhang eine Jugendfreundin von Kommissarin Karin Krafft gemeint, die ebenfalls dieser Gruppe angehört. Kurz nachdem die Chefin des Weseler Kommissariats K1 Ermittlungen aufgenommen hat, gerät sie in die Fänge der Heimatterroristen. Und spätestens ab dem Zeitpunkt, an dem sie sich ohne Wasser in einem kargen Kellerraum wiederfindet, geht es für sie und ihre Kollegen um Leben und Tod. Die Suche nach ihrer Chefin führt die beiden Kommissare Gero von Aha und Nikolas Burmeester dann - typisch für diese Reihe - an verschiedene Schauplätze zwischen Wesel, Hamminkeln, Dinslaken und Sonsbeck.

Zu abgedreht für einen Niederrhein-Krimi? "Nein", sagt Autor Thomas Hesse. Sie hätten reale Vorgänge, die die Menschen in der Region bewegen, nur ein wenig weitergedacht. "Wir zeigen in dem Buch, was sein könnte. Es ist eine Geschichte, die davon erzählt, wie weit Menschen zu gehen bereit sind, wenn sie ihre Heimat bedroht sehen."

Das Wichtige bei Heimat-Krimis sei die Glaubwürdigkeit, sagt der Autor. "Bei unseren Geschichten kann man sich sicher sein, dass die Leser wissen, wie es an den Orten aussieht, die man beschreibt", sagt er. Man müsse sich als Autor deshalb genau an den Schauplätzen auskennen, von denen man erzählt.

Das Besondere am "Schwarzen Schaf" im Vergleich zu den anderen Werken der Reihe seien die Aktualität und die politische Brisanz. "Die Leser kennen sich mit der Materie aus", erläutert der Autor.

Und deshalb müsse man auch besonders genau sein. Und das sei eine große Herausforderung gewesen. "Wir waren zum Beispiel bei einem Erörterungstermin zur Betuwe-Linie zu Gast, um zu recherchieren, damit wir auch glaubwürdig vermitteln können, wie die Beteiligten sich in einer solchen Situation verhalten."

Und da das Leben einer liebgewonnenen Hauptfigur bedroht sei, sei das Buch ungewöhnlich rasant geraten. Hesse verspricht: "Die Leser erwartet Spannung bis zur letzten Seite."

Der tierische Titel passt zu den anderen der Reihe. "Die Tiernamen auf dem Cover sind so etwas wie unser Erkennungsmerkmal", sagt Hesse. "Die Leser wissen dann gleich, woran sie sind. Alle Titel finden ihre Entsprechung in dem jeweiligen Buch." Die Namenswahl führe aber mitunter auch zu Konflikten mit dem Verlag. "Es geht nicht alles", erläutert Hesse. "Wenn wir uns schleimige oder leicht gruselige Tiere wie Spinnen oder Schnecken aussuchen, gibt es Probleme. Am Ende sind es nun mal meist Frauen, die unsere Bücher kaufen."

Da gerieten Verleger und Autoren auch schon mal in einen Interessenkonflikt.

Die Figuren in den Niederrhein-Krimis verdanken ihre Glaubwürdigkeit auch dem Umstand, dass sich das Autorenduo mitunter reale Vorbilder für ihre Protagonisten sucht. "Das macht aber nur einen Teil aus", erläutert der Autor. "Wir schauen, dass wir einen Mix aus niederrein-typischen und für diese Region eher untypischen Charakteren zusammenstellen."

Der Niederrhein als Schauplatz biete sich an, weil der Menschenschlag ein ganz besonderer ist. "Unsere Leser können sich mit den dickköpfigen und heimatverbundenen Personen identifizieren, die in unseren Büchern auftauchen."

"Das schwarze Schaf" ist im Emons-Verlag erschienen. 11,90 Euro ; ISBN 978-3-95451-990-3

(th)
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