Rees Künstler sucht auch in Rees "Wal-Helfer"

Rees · Der Oberhausener Jörg Mazur möchte "Moby Dick" ein Denkmal setzen. Der weiße Wal hatte 1966 für Aufsehen gesorgt, als er auch bei Rees durch den Rhein schwamm. "Hein vom Rhein" will beim Spendensammeln helfen.

 Hein vom Rhein (l.) hilft Künstler Jörg Mazur, Spenden für seine "Rhineheart"-Aktion zu sammeln. Bei seinem Besuch in Rees hatte der Oberhausener ein Bronzemodell im Gepäck.

Hein vom Rhein (l.) hilft Künstler Jörg Mazur, Spenden für seine "Rhineheart"-Aktion zu sammeln. Bei seinem Besuch in Rees hatte der Oberhausener ein Bronzemodell im Gepäck.

Foto: Michael Scholten

Wenn Heinz Wellmann in seiner Paraderolle als Hein vom Rhein durch Rees führt, erzählt er gern vom weißen Wal, der im Mai und Juni 1966 im Rhein gesichtet wurde und auf seiner Rückreise in die Nordsee auch Rees passierte. Bei der jüngsten Tour begrüßte Wellmann nun den Künstler Jörg Mazur, der diesem Wal ein ganz besonderes Denkmal setzen möchte: Sofern er mehr als 50 000 Euro Spenden sammeln kann, will Mazur nächstes Jahr, also zum 50. Jahrestag der Wal-Sichtung, am Duisburger Rheinufer eine bis zu fünf Meter hohe Bronzeplastik enthüllen und so die Erinnerung an eine der schönsten Rheingeschichten wachhalten.

Heinz Wellmann und Jörg Mazur hatten sich vor wenigen Wochen beim Hafenfest in Ruhrort kennengelernt. Dabei beschloss Hein vom Rhein spontan, dem Künstler zu helfen. Mehr noch: "Ich fände es toll, wenn auch an der Reeser Rheinpromenade eines Tages eine große oder kleinere Bronzeskulptur an den Wal erinnert, der damals Moby Dick getauft wurde", sagt Wellmann. Jörg Mazur ist kein Freund dieses Spitznamens, da er zwar an den Roman von Herman Melville erinnert, aber keinen lokalen Bezug hat.

Mazur nennt den Wal "Rhineheart", zusammengesetzt aus den englischen Vokabeln für Rhein und Herz. Dass der deutsche Männername Reinhard so viel wie "Der weise Ratgeber" heißt, passt laut Mazur besonders gut: "Der Wal löste das Umweltbewusstsein der Deutschen aus. Die Menschen sahen, dass der ehemals weiße Wal nach seiner Odyssee durch den Rhein mit Altöl verschmiert und voller Hautekzeme war, weil das Wasser eine katastrophal niedrige Qualität hatte." Ausgerechnet vor dem Bonner Regierungsgebäude tauchte der Wal am 14. Juni 1966 auf, als ihn Politgäste aus aller Welt bei einer Tagung sehen konnten. "Dieser Moment markierte inmitten der Blütezeit des deutschen Wirtschaftswunders den Wendepunkt für ein neues Umweltbewusstsein", meint Jörg Mazur. Denn noch im selben Jahr beschloss die Regierung neue Gesetze, die das ungefilterte Einleiten industrieller Abwässer in den Rhein reduzierte.

Wale faszinieren Jörg Mazur, seit er sie in seiner Kindheit im Duisburger Zoo sah. Zoodirektor Dr. Wolfgang Gewalt hatte ursprünglich versucht, Moby Dick aus dem Rhein zu fischen und in den Zoo zu bringen, doch er gab auf - nicht zuletzt, weil die Bürger Freiheit für Moby Dick einforderten. 1967 wurden andere Wale für den Zoo bestellt.

Seit Jörg Mazur an der Folkwankschule in Essen Bildhauerei und freie Grafik studierte, widmet er sich den Walen. Auf Reisen hat er sie in freier Natur erlebt, seine Plastiken zieren unter anderem das Ozeaneum in Stralsund, das Bremer Überseemuseum und den Düsseldorfer Aquazoo.

Von "Rhineheart" hat er zu Vorführzwecken bereits eine handliche Bronzeskulptur und ein großes Styrofoam-Modell produziert. Damit tourt er zurzeit durch viele Rheinstädte, um "Wal-Helfer" für seine "bildhauerischen Odyssee" zu finden. Auch auf seiner Internetseite "www.joerg-mazur.de" informiert er über das Projekt.

Dass der Wal, der vor 50 Jahren durch den Rhein irrte und bei Hoek van Holland wieder ins offene Meer schwamm, heute noch munter in arktischen Gewässern lebt, will Jörg Mazur übrigens nicht ausschließen: "Der Wal Ferdinand, der 1967 für den Duisburger Zoo angeschafft wurde, lebt heute auch noch - allerdings in San Diego", weiß er zu berichten.

(RP)
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