Emmerich "Landräthliche" Kreise seit 200 Jahren

Emmerich · Im Klever Kreishaus wurde die Ausstellung "200 Jahre rheinische und westfälische Kreise" eröffnet. Sie zeigt die Entwicklung von der preußischen Obrigkeit bis zur bürgerlichen Selbstverwaltung. Bis 27. Februar zu sehen.

 Einige Kreistagsmitglieder und historisch Interessierte folgten der Einladung des Landrats zur Ausstellungseröffnung.

Einige Kreistagsmitglieder und historisch Interessierte folgten der Einladung des Landrats zur Ausstellungseröffnung.

Foto: Klaus-Dieter Stade

Das Bundesland Nordrhein-Westfalen ist noch recht jung - erst 1946 wurde es aus den Landesteilen Rheinland und Westfalen zusammengesetzt. Kurz danach gründete sich auch der nordrhein-westfälische Landkreistag, in dem zunächst 57 Kreise vertreten waren. Heute (seit der Gebietsreform) sind es nur noch 31 Kreise, die sich unterhalb von Bundes- und Landesebene selbst verwalten.

"Erfunden" wurden die "landräthlichen Kreise" nach dem Wiener Kongress 1815, der den preußischen Staat in Provinzen, Regierungsbezirke und eben Kreise einteilte. Landrat Wolfgang Spreen hat sich dafür eingesetzt, dass die Wanderausstellung "200 Jahre rheinische und westfälische Kreise" zunächst ins Klever Kreishaus kam. Dort wurde die Präsentation jetzt eröffnet.

Konzipiert und erarbeitet hat die Ausstellung der Arbeitskreis der Kreisarchive in Nordrhein-Westfalen. Kleves Kreisarchivarin Beate Sturm war also mit beteiligt, konnte wegen ihrer Babypause den einführenden Vortrag vor der kleinen Gästeschar jedoch nicht halten. Die Pressesprecherin des Kreises, Ruth Keuken, vertrat sie. Vorab begrüßte der Landrat einige Kreistagsmitglieder und Vertreter der Kommunen und dankte dem Streichtrio der Kreismusikschule, das, angeleitet von Immelie Backhuijs, die Eröffnung musikalisch begleitete. Spreen wies auf die Zunahme der Selbstverwaltungsaufgaben im 19. Jahrhundert hin, die im Vergleich zu heute natürlich noch in den Kinderschuhen steckten. Brüche gab es durch die beiden Weltkriege und natürlich während der Jahre des Nationalsozialismus, der alles öffentliche Leben gleichschaltete. Den Landräten als Statthalter des "Führers" wurden weitreichende Befugnisse zugesprochen

"Nach dem Zweiten Weltkrieg sicherten die Kreise unter der Aufsicht der britischen Militärregierung die Versorgung der Bevölkerung sowie der Flüchtlinge und Vertriebenen. Die Landräte übernahmen politische und repräsentative Aufgaben in ehrenamtlicher Funktion." Seit Januar 1975 wurde aus dem Kleverland, dem alten Kreis Geldern und Teilen der ehemaligen Kreise Moers und Rees der heutige Kreis Kleve mit inzwischen mehr als 300.000 Einwohnern. Seit der Abschaffung der kommunalen Doppelspitze wird der Landrat direkt durch die Bevölkerung gewählt.

Ob dieser Satz schmunzelnd vorgetragen wurde oder eine Artigkeit gegenüber den Einladenden sein sollte: Johannes Rau sprach als Bundespräsident 2001 mal folgende Sätze: "Wenn es die Landkreise nicht gäbe, müsste man sie erfinden. Nur wenige Schöpfungen der Verwaltungskunst haben sich so glänzend bewährt." Die jetzt auf die Reise geschickte Ausstellung erinnert an die Geschichte der 31 Gebietskörperschaften, die zunächst Organe der preußischen Obrigkeit waren, heute aber eigenverantwortlich (und "bürgernah", wie Spreen betonte) unterschiedliche Aufgaben für die Menschen im Kreis wahrnehmen. Ob Fahrzeuganmeldung, Bauanfrage, Einschulungsuntersuchung oder Ausländerangelegenheit - das Spektrum ist groß. Gar nicht zu reden von Sozial- und Jugendschutzaufgaben, die für die kleineren Kommunen übernommen werden.

20 übermannshohe Plakatwände stehen nun im Foyer der Kreisverwaltung und laden zu den Öffnungszeiten der Verwaltung dazu ein, im Uhrzeigersinn betrachtet zu werden. Viele beeindruckende Porträts und Zeichnungen sind da zu sehen, Karten und Grafiken, einprägsame Zitate, erklärende Texte. Ein vierseitiger Handzettel zum Mitnehmen gibt hilfreiche Erläuterungen. Beate Sturm hat sie zusammengetragen und ein Fazit an den Schluss gestellt, das sicherlich den Beifall von Landrat und Kommunalpolitikern bekommt: "Durch die zahlreichen neuen Aufgaben entstehen den Kreisen zusätzliche Kosten. Bund und Land unterstützen die Kommunen zwar, dauerhafte Entlastung könnte aber nur eine höhere Beteiligung an Steuereinnahmen bringen."

(RP)
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