Rees Lehrstellenarena wird immer wichtiger

Rees · Die "Job4U?"-Börse ist nicht nur für Schulabgänger, sondern auch für die Ausbildungsbetriebe von besonderer Bedeutung. Welche Perspektiven es gibt, ließen sich viele Jugendliche Dienstagabend im Bürgerhaus Rees zeigen.

 Groß war der Andrang an den Ständen von Polizei, Hauptzollamt und Bundeswehr.

Groß war der Andrang an den Ständen von Polizei, Hauptzollamt und Bundeswehr.

Foto: markus van offern

"Da oben gibt's tolle Werbegeschenke", freute sich ein Besucher der Lehrstellenarena "Job4U?" und verwies auf die Stände von Aldi, Debeka oder Q-railing Europe in der oberen Etage des Reeser Bürgerhauses. Das Gros der Besucher, vorranging Schülerinnen und Schüler ab der neunten Klasse, waren aber aus einem wichtigeren Grund zur "Job4U?" gekommen: Sie informierten sich über mögliche Ausbildungsplätze und Traumberufe. Dabei halfen ihnen 51 Aussteller, vom lokalen Handwerksbetrieb bis zur Bundespolizeiakademie. So hatten die jungen Besucher, die oft von ihren Eltern begleitet wurden, die Wahl aus 118 Ausbildungsberufen und 85 Studiengänge. Das war ein neuer Rekord für die Reeser Veranstaltung.

"Die Lehrstellenarena gewinnt immer mehr an Bedeutung, und zwar nicht nur für die Schulabgänger, sondern auch für die Ausbildungsbetriebe", lobte Bürgermeister Christoph Gerwers das gemeinsame Projekt der Stadt Rees und des Wirtschaftsforums Rees. Diesem Lob schloss sich auch Christian Hakvoort an, der die gewerbliche Ausbildung beim Unternehmen Trox leitet: "Wir sind seit Anfang an auf dieser Messe vertreten, und es vergeht kaum ein Jahr, in dem wir nicht ein bis zwei Auszubildende einstellen, die wir hier in Rees kennengelernt haben."

Den Schlüssel zum Erfolg sieht Hakvoort in der "Freiwilligkeit", mit der die jungen Leute außerhalb der Schulzeit ins Bürgerhaus kommen. Dies sei ein Garant für Interesse der jungen Leute, während so manche Schulveranstaltung in anderen Städten als Pflichtprogramm empfunden werde. Das Unternehmen Trox, das Werke in Anholt, Goch und Neukirchen-Vluyn hat, suchte in Rees gezielt nach angehenden Fachkräften für Metalltechnik, nach Konstruktionsmechanikern und Mechatronikern. "Voraussetzung sind räumliches Vorstellungsvermögen, handwerkliches Geschick und Interesse an Technik", zählte Hakvoort auf. Und damit diese Fähigkeiten gleich am Stand getestet werden konnten, hatte Trox ausgestanzte Metallbausätze mitgebracht, die mit Hilfe einer Zange zu dreidimensionalen Elefanten gebogen wurden.

Viel Platz nahmen die Stände der Kreispolizeibehörde Kleve, des Hauptzollamts Duisburg, der Bundeswehr und der Bundespolizeiakademie ein. Der große Andrang bewies, dass Land und Bund als möglicher Arbeitgeber besonders beliebt sind. Doch auch die Volksbank Emmerich-Rees und die Sparkasse Rhein-Maas festigten ihren Ruf als gefragte Ausbilder für Abiturienten aus der Region. Über Ausbildungsplätze der Mediengruppe Rheinische Post informierten die RP-Redakteure Markus Balser und Sebastian Latzel. In diesem Jahr interessierten sich auffallend viele Jugendliche nicht nur für den Journalismus, sondern insbesondere für das Berufsfeld des Mediengestalters.

Am Stand der Bäckerei Jansen warb Eva Jansen für die Ausbildung zum Bäcker oder zur Bäckereifachverkäuferin. Die Resonanz sei diesmal "übersichtlich" gewesen, zog sie am Ende der "Job4U?" Bilanz. "Es liegt nicht in der Natur jedes Menschen, früh aufzustehen, aber wer am Morgen in der Backstube steht, hat auch früh Feierabend", warb sie für das goldene Handwerk. Aktuell habe ihr Mann Michael Jansen einen Auszubildenden, er sei aber jederzeit bereit, einen zweiten Lehrling einzustellen. René Schenk von Holzbau Schenk sucht weiter nach einem Auszubildenden ab dem Spätsommer dieses Jahres. "Im letzten Jahr habe ich die guten Verdienstmöglichkeiten des Zimmerers als Argument auffahren müssen, aber diesmal kamen die Interessenten freiwillig an unseren Stand", scherzte Schenk. Ob der Azubi die Realschule oder Hauptschule absolviert hat, ist für ihn nebensächlich: "Die Handwerkskammer empfiehlt Realschüler, aber ich will auch Hauptschülern eine Chance geben, wenn sie handwerklich talentiert sind und zuverlässig arbeiten."

Die Lebenshilfe Unterer Niederrhein machte in ihrer Eigenwerbung als "einer der größten Arbeitgeber" der Region auf sich aufmerksam. Sie weckte das Interesse angehender Heil- und Sozialpädagogen, suchte aber auch Erzieher und Kaufleute für Büromanagement.

Die Organisatoren der Reeser Messe blickten nach zwei Stunden zufrieden zurück. "Die Atmosphäre war locker und zwanglos", so Stefan Potrykus, Vorsitzender des Wirtschaftsforums Rees. Wirtschaftsförderer Heinz Streuff ergänzte: "Die Hemmschwelle der Jugendlichen, mit Vertretern der Firmen und Hochschulen ins Gespräch zu kommen, ist in Rees besonders niedrig." Schon jetzt wurden gelbe Zettel verteilt, damit sich alle Aussteller den Termin für die nächste Lehrstellenarena vormerken können: Sie findet am 13. März 2018 statt.

(RP)
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