Emmerich Lieber Lacher statt Noten

Emmerich · 15 Jahre lang war der Klever Bruno Schmitz Hauptschullehrer in Emmerich und Rees. Dann tauschte er den Klassenraum mit der Bühne und widmet sich seitdem der Comedy. Am Samstag kommt er mit "Stunk unplugged" ins Stadttheater.

Die Stunk-Sitzung ist legendär. Seit 1984 setzen die "Stunker" dem Kölner Prunk-Karneval freche, politische Comedy entgegen - mit ungebrochenem Erfolg. Allein die letzte Show sorgte 55 Mal in Folge für ein ausverkauftes E-Werk in der Domstadt.

Seit Anfang an dabei ist Bruno Schmitz. Der gebürtige Klever war 15 Jahre lang Hauptschullehrer in Emmerich und Rees. Bis er 1985 den Beruf des Pädagogen mit dem des Comedian tauschte und mittlerweile auch schon seit langen Jahren selbst Kabarett- und Comedy-Veranstaltungen in der Region mit seinem Kulturbüro Niederrhein organisiert. Am kommenden Samstag, 6. Mai, ist Schmitz zusammen mit elf Kollegen aus der Stunk-Sitzung in Emmerich zu sehen. "Stunk unplugged" heißt es dann im Stadttheater. Eine Premiere für die "Stunker, die noch nie in Emmerich waren.

"Die Nachfrage ist so groß, dass wir eigentlich das ganze Jahr spielen könnten", sagt Schmitz und erklärt das Konzept der "Unplugged-Show": "Wir gehen weg aus Köln, raus aufs Land. Gezeigt wird das Beste aus den letzten zehn Jahren der Stunk-Sitzung, aber ohne große Requisiten und unsere Hausband ,Köbes Underground'. Dafür machen wir selbst mit zwei, drei Leuten Musik, bringen Lieder und Sketche."

Zum Beispiel den, in dem Schmitz in die Rolle eines Vertreters des Auswärtigen Amtes schlüpft, der Flüchtlingen mit einem Dia-Vortrag zeigen will, dass sie doch besser zuhause bleiben. Denn den Deutschen geht es ja viel schlechter als alle denken. "Die haben ja noch nicht mal ein Dach über dem Kopf", sagt Regierungsvertreter Schmitz, während er das Foto eines Pärchens in einem geöffneten Cabrio herumzeigt. Gags wie diese, sagt Schmitz, zeichnen die Stunk-Sitzung aus. "Wir wollen eben auch politisch sein, ganz im Gegensatz zur üblichen Prunk-Sitzung. Das hat uns damals im Karneval gefehlt. Deshalb haben wir das gemacht."

Dass Schmitz, der zuvor schon mit Didi Jünemann - der ebenfalls den Stunkern angehört - im Kabarett "Laut & Lästig" auf der Bühne stand, dann seine Stellung als Beamter auf Lebenszeit mit dem Bühnendasein tauschte, hat er bis heute nicht bereut. "Ich war immer gerne Lehrer, aber ich fand heraus, dass ich doch mehr fürs Kabarett und für die Bühne gemacht war", erzählt Schmitz, der den Unterschied zwischen Unterricht und Kabarett so erklärt: "Für eine gute Deutschstunde gab es nie Applaus."

Seit 34 Jahren gehört er jetzt also dem "größten Kabarett-Ensemble" der Republik an. Mal als "Eros Pavarotti" oder als Arafat, der in einer Talkshow einen Streit zwischen den USA und Israel schlichtet. Auch im aktuellen Programm wird Schmitz, der im Wechsel in Köln und Kleve lebt, wieder in mehreren Rollen zu sehen sein. "Die Vielfalt macht's", sagt er.

Das "dreckige Dutzend", wie sich die "Stunker" auf ihrer Auswärts-Tournee selber augenzwinkernd nennen, wollen dem Publikum in ihrer gut dreistündigen Show nichts ersparen. "Es gibt schmutziges Kabarett, rheinischen Frohsinn, begnadigte Körper, sentimentalen Mist und sinnlose Wortkaskaden", verspricht Schmitz, der sich auf das "Heimspiel" besonders freut.

(RP)
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