Kommentar Manchmal hilft Nachdenken

Emmerich · Bordellwerbung im Kinderkarneval. Das war die Schlagzeile, die den Aschermittwoch für die Emmericher Karnevalisten wohl noch ein wenig härter gemacht hat. "Nicht auch noch so etwas", dürften sie geseufzt haben. Schließlich sind die Auflagen für die Karnevalsumzüge im Laufe der Jahre immer strenger geworden. Müssen die Organisatoren künftig auch noch darauf achten, was vom Wagen geworfen wird?

Wir erinnern uns: Eltern hatten nach dem Kinderkarnevalsumzug bei ihren Kindern Kugelschreiber vom "Lekkerding"in Emmerich gefunden. Später meldeten sich andere Erziehungsberechtigte, die davon berichteten, dass sogar Kondome verteilt worden waren mit der entsprechenden Werbeverpackung des Etablissements. Und zwar auf beiden Zügen.

Es scheint, als ob die Veranstalter in Zukunft einige Teilnehmer daran erinnern müssen, dass die Grenzen des guten Geschmacks nicht überschritten werden. Denn klar ist, dass diejenigen, die sich Werbematerial vom Bordell besorgt haben, ein ziemlich verschwommenes Bild davon haben.

Um es auf den Punkt zu bringen: Prostitution gehört zur Realität. Aber das bedeutet nicht, dass es normal oder moralisch einwandfrei ist, wenn Menschen den Körper von anderen für Sex kaufen. Und das passiert nun mal in einem Bordell.

Die Betreiber vom Vorgängerbetrieb sind übrigens im Gefängnis gelandet. Neben Steuerhinterziehung ging es in dem Verfahren auch um Menschenhandel. Oder glauben die Leute, die Kugelschreiber, Feuerzeuge und Kondome eines Bordells unters Volk bringen, dass in so einem Etablissement alles friedlich und einvernehmlich über die Bühne geht und die Frauen glücklich sind, in so einem tollen Beruf arbeiten zu dürfen?

Siehe übrigens nebenstehenden Bericht...

Aufklärungsarbeit ist also angesagt bei den Veranstaltern des Emmericher Karnevals. Sie werden die Sache vermutlich schnell in den Griff bekommen, weil sie so einen Mist nicht dulden.

Und wir halten einfach mal fest, dass der gute, alte Spruch noch immer seine Gültigkeit hat: "Das Denken ist zwar allen Menschen erlaubt, aber vielen bleibt es erspart."

christian.hagemann@rheinische-post.de

(RP)
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