Emmerich Marihuana angebaut: Reeser muss drei Jahre in Haft
Emmerich · Das Landgericht Kleve verurteilte gestern einen 36-Jährigen, der eine Plantage betrieb. Verbindung ins Rocker-Milieu.
Gefasst, jedoch sichtlich mitgenommen nahm der Angeklagte gestern das Urteil des Klever Landgerichts auf. Zuvor musste er während der dreistündigen Verhandlung immer wieder mit den Tränen kämpfen. Drei Jahre Haft stehen dem 36-jährigen Niederländer aus Rees jetzt für illegalen Handel mit Betäubungsmitteln in zwei schweren Fällen bevor.
Der Staatsanwalt hatte sogar vier Jahre gefordert. Begründung: "Ein hohes Maß an krimineller Energie, umfangreiche Planung und Ausführung, zu viele offene Fragen." Zwischen April und Anfang September dieses Jahres hatte der Angeklagte mit einem Komplizen, der in den Niederlanden enge Verbindungen zur kriminellen Rocker-Vereinigung "No Surrender MC" haben soll, mehr als elf Kilogramm Marihuana auf einer eigenen Plantage im Keller eines Wohnhauses in Uedem-Keppeln angebaut. Sein Komplize sei für die Miete aufgekommen und habe die Ausrüstung finanziert. So war der Keller nach Anmietung des Hauses im September 2014 bereits nach drei Wochen mit Belüftungssystem, Bewässerungsschläuchen, Lampen und 600 Pflanztöpfen ausgestattet. Zweimal bauten der Angeklagte und sein Komplize dort etwa 400 Marihuana-Pflanzen an.
Bereits nach seiner Festnahme im September gab der Angeklagte ein Geständnis ab, gab zu, die Plantagen neben seiner Tätigkeit als Zeitarbeiter gepflegt zu haben und räumte ein, 9500 Euro mit dem Anbau verdient zu haben. "Mit dem Verkauf habe ich jedoch nie etwas zu tun gehabt", beteuerte er vor Gericht. "Ich wollte nur meine Schulden bezahlen und dann aufhören."
Im Jahr 2012 wurde der gelernte Sozialpädagoge HIV-positiv diagnostiziert. Folgekrankheiten führten zu einer Schädigung von Leber und Nieren. Dadurch habe er rund 8000 Euro Schulden bei seiner Krankenversicherung gemacht. Auch die Drogenabhängigkeit des Niederländers sowie seine viermonatige Therapie wurden offengelegt.
Nachdem er zuvor bei seiner Mutter in Rees gewohnt hatte, kam er 2014 zum ersten Mal in Kontakt mit dem Rocker-Milieu und den Drogengeschäften. Sein Komplize habe den Verkauf der Plantagen-Ernte an einen Rocker-Club in Essen organisiert. Doch gerade was die Angaben über Mittäter anbelangt, bestehen bei der Staatsanwaltschaft Zweifel: "Sie lassen den Schluss zu, dass uns vieles verheimlicht wird", sagte der Staatsanwalt und verwies auf widersprüchliche Verhörprotokolle. Einen Teil dieser Falschaussagen räumte er schließlich ein. Aus Angst vor dem Rocker-Club habe er seinen Komplizen geschützt und eine dritte Person zu Unrecht belastet.
"Seine schwere Erkrankung ist ein strafmildernder Umstand", sagte der Richter bei der Urteilsverkündung, "ebenso sein Geständnis und die Tatsache, dass er teilweise zur Aufklärung beitragen konnte." Drei Jahre Haft seien aber angemessen.