Emmerich Mehr Licht für Beuys in Moyland

Emmerich · Neue Informationsräume im Museum: In den einstigen Galerie-Fluren des Schlosses erklärt Museumspädagogin Nina Schulze den großen Künstler. Dazu zeigt die Ausstellungsreihe "Kunst.bewegt" dessen "1-Sekunden-Stück".

 Im zarten Strich auf einer Pappe - auch Leda hat eine Rolle im 1-Sekunden-Stück von Joseph Beuys.

Im zarten Strich auf einer Pappe - auch Leda hat eine Rolle im 1-Sekunden-Stück von Joseph Beuys.

Foto: Gottfried Evers

In Kassel stand der Schamane vom Niederrhein während der Ausstellung "documenta 6" neben seinem berühmten Werk "Honigpumpe", die im Bauch des Fridericianums rumorte, und erklärte die Welt. Für viele waren die Werke von Beuys ohne Beuys als Person kaum denkbar - zumal viele Arbeiten des in Kleve aufgewachsenen Akademieprofessors aus Düsseldorf eng mit dessen Biografie verbunden sind. Jetzt soll eine neue, ständige Einrichtung den Besuchern von Museum Schloss Moyland die Person des 1986 verstorbenen Künstlers näher zu bringen: Den "Star", den "Schamanen", "dat Jüppken". So titeln einige der verschiedenen Stationen.

 Hat Grund zur Freude: Bettina Paust bringt Moyland voran.

Hat Grund zur Freude: Bettina Paust bringt Moyland voran.

Foto: Evers Gottfried

Die Einrichtung ist ebenso klassisch mit Bildern und Dokumenten aus dem Archiv aufgebaut, wie sie wie selbstverständlich neue Medien einsetzt und zugleich zur Interaktion einlädt. Zusammen mit den Kommunikationsdesignern von "dasbuero", Ralf Puder und Leonie Barenbrock, hat Museumspädagogin Nina Schulze die Einrichtung ausgearbeitet und die Texte geschrieben. Auf schwarzer Wand wurden Fotos aus der Sammlung hochgezogen, die Beuys in Aktion zeigen, es fehlt nicht das Titelblatt des Magazins "Der Spiegel" von 1979, das den Mann mit Hut groß als Star herausbringt und zugleich infrage stellt. Zu jedem Lebens-Abschnitt gibt es eine prägnante Abfolge der biografischen Daten. In kurzen Interviews kommen Zeitzeugen zu Wort, darunter der ehemalige Düsseldorfer RP-Fotograf Ulrich Horn, der Beuys über Jahrzehnte begleitete, ebenso wie Christiane Hoffmans von der "Welt am Sonntag", die zu erklären versucht, wie man über Beuys schreibt. Diese Interviews kann sich der Besucher in einem der Turmkabinette anhören. Gar nicht versäumen sollte man den großen Fernsehbildschirm in einem anderen Turmkabinett, auf dem in klaren, einfachen Worten das Werk des Weltkünstlers zeichnerisch und interaktiv erklärt wird.

 Die neue Einrichtung erklärt den Beuys: Nina Schulze (Mitte) erklärt sie den Besuchern.

Die neue Einrichtung erklärt den Beuys: Nina Schulze (Mitte) erklärt sie den Besuchern.

Foto: Evers Gottfried

Die Hinführung in den neuen Informationsräumen zu Beuys wurde mit Mitteln des Landschaftsverbands Rheinland (LVR) möglich, sagt Bettina Paust. Als Direktorin von Schloss Moyland hatte sie nach ihrem Amtsantritt ihr neues Konzept für Moyland umgesetzt, die Sammlung neu präsentiert und Beuys herausgestellt. Die jetzt mit Hilfe des LVR möglich gewordenen Informationsräume sind ein weiterer Schritt auf diesem Weg, Moyland nach vorne zu bringen und Beuys den Menschen zu erklären. "Wir haben die Galerien dafür ausgewählt, weil sie sich als Ausstellungsräume kaum eignen", sagt Paust. Das Ganze erweitert sich in die vier Turmkabinette, in denen sich die Besucher interaktiv mit dem Werk auseinandersetzen können.

Die schmalen Flure bringen nicht nur Licht in dessen Biografie, sondern auch die Sonne ins Schloss: Moyland verliert ein Stück das Labyrinthische, man kann jetzt von den Fluren aus herausgucken in den Hof. Abgedunkelt sind lediglich weiterhin die Kabinette mit der Ausstellung der Arbeiten auf Papier. Und die müssen abgedunkelt sein, verwahren sie doch die Arbeiten auf Papier, die kein Licht vertragen.

Dort zeigt Moyland-Kurator Alexander Grönert in drei wunderbar eingerichteten Kammern einen Schatz, den man aus den eigenen Archiven und der Sammlung gehoben habe, so Paust. Grönert fand "Das 1-Sekunden-Stück" von Beuys, das dieser Anfang der 1960er Jahre schrieb, als er von Kleve nach Düsseldorf an die Akademie gegangen war und dort die Vertreter der Kunstrichtung Fluxus mit ihren Performances und manchmal nur schwer verständlichen Stücken kennenlernte.

Dazu hat Beuys 30 Personen gelistet, die innerhalb einer Sekunde gemeinsam auftreten und zusammen agieren. Grönert entdeckte: "Alle diese 30 Figuren tragen den Namen von Kunstwerken von Beuys aus den Jahren von 1948 bis 1963." Und 25 davon fand er im Depot. "Jetzt nehmen wir Beuys beim Wort und lassen diese 25 Werke auftreten." Ein Auftritt voller Humor, den zu gucken lohnt. Es spielen: "Der großen Khan", natürlich "Denise" und nicht vergessen "Leda".

(RP)
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