Emmerich Michael-Heim: Kirche stoppt den Verkauf

Emmerich · Die Gemeinde St. Christophorus hat den Verkauf des Speelberger Jugendhauses an die Stadt zur Flüchtlingsunterbringung ausgesetzt.

 Das Michael-Heim sorgte in den letzten Wochen für viel Diskussionsstoff. Von einem Verkauf nimmt die Kirche jetzt erst einmal Abstand.

Das Michael-Heim sorgte in den letzten Wochen für viel Diskussionsstoff. Von einem Verkauf nimmt die Kirche jetzt erst einmal Abstand.

Foto: mvo

Die Diskussion um den Verkauf des Jugendhauses St.-Michael hat eine überraschende Wendung genommen: Wie die Gemeinde St. Christophorus gestern mitteilte, hat Pfarrer Bernd de Baey in Absprache mit dem Kirchenvorstand jetzt Bürgermeister Peter Hinze darum gebeten, in der heutigen Ratssitzung nicht über den Kauf der Immobilie in Speelberg für die Flüchtlingsunterbringung entscheiden zu lassen.

Emmerich: Michael-Heim: Kirche stoppt den Verkauf
Foto: van Offern, Markus (mvo)

Die Kirchengemeinde setzt die Verhandlungen mit der Stadt jetzt erst einmal aus. Ob sie überhaupt noch einmal aufgenommen werden, erscheint derzeit eher fraglich. "Wir werden sicherlich noch einmal mit allen Beteiligten darüber ergebnisoffen diskutieren, aber wir wollen jetzt den Druck aus der Sache nehmen und uns über diesen Punkt nicht zerstreiten. Wenn der Verkauf des Michael-Heims so viel Konfliktstoff in sich birgt, dann ist niemandem damit gedient. Das wäre für niemanden hilfreich, auch nicht für die Flüchtlinge", sagte Pfarrer de Baey gestern der RP.

Hintergrund sind die Äußerungen der Pfadfinder vom vergangenen Samstag - der größten Gruppe, die im Michael-Heim untergebracht ist. Wie berichtet, hatte die Leiterrunde dabei deutlich gemacht, dass ihre Entscheidung, das Haus freizumachen und künftig andere Räumlichkeiten der Gemeinde zu nutzen, spontan und unter großem Druck zustande gekommen sei. Dem Wunsch der Stadt entsprechend, wollten die Pfadfinder in der Flüchtlingskrise helfen, sie hätten dabei jedoch nicht die Folgen und Probleme in Gänze im Blick gehabt, die der Umzug ins Liebfrauen-Pfarrheim mit sich bringe. Auch in vielen weiteren Gesprächen konnten die Bedenken und Sorgen nicht ausgeräumt werden.

Sorgen, die Pfarrer de Baey ernst nimmt: "Die Jugendarbeit der Pfadfinder, die überall anerkannt wird, ist für uns von sehr großer Bedeutung und hat unsere Unterstützung. Wenn die Leiterrunde der Pfadfinder nach intensiver Prüfung zu dem Ergebnis gelangt, ein Umzug sei mit zu vielen Fragezeichen verbunden, dann kann der Verkauf des Michael-Heims keine Lösung sein."

Bis zuletzt habe Hoffnung darauf bestanden, dass klare Vereinbarungen mit allen Beteiligten zur zukünftigen Nutzung des Liebfrauenpfarrheims getroffen werden könnten. Diese Hoffnung habe sich nun nicht erfüllt.

Für Flüchtlinge wolle sich St. Christophorus aber in jedem Fall auch weiterhin entschieden einsetzen. Die Flüchtlingshilfe sei bei den Pfadfindern und dem Kirchenausschuss Liebfrauen als erklärtes Ziel wie bisher im Blick. Gerade die Pfadfinder hätten sich bisher schon auf unterschiedlichste Weise für Flüchtlinge engagiert, Kinder und Jugendliche aus Flüchtlingsfamilien in den Alltag der Gruppen aufgenommen. "Es gibt viele Möglichkeiten, die uns offen stehen, damit wir wirksam helfen können", so Pfarrer de Baey. Dazu könne nicht zuletzt auch das Michael-Heim als Ort der Begegnung dienen.

Unabhängig von der Diskussion in St. Christophorus ist die Stadt Emmerich weiterhin dringend auf der Suche nach Immobilien, in denen Flüchtlinge untergebracht werden können. Vor allem Familien, so wie es für das Michaelsheim vorgesehen war. "Ganz aktuell sind jetzt besonders viele Frauen mit Kindern unterwegs", sagt Bürgermeister Peter Hinze, der für das Vorgehen von St. Christophorus trotz der momentan schwierigen Situation auch Verständnis hat: "Wenn es beim Verkauf des Michael-Heims innerhalb der Kirchengemeinde keine einvernehmliche Lösung gibt, dann ist die Entscheidung nachvollziehbar", sagte der Verwaltungschef gestern der RP.

(RP)
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