Rees Millinger Aufstand gegen den Bahn-Plan

Rees · Sie seien "zum Zuhören" gekommen, sagten Ronald Pofalla, Barbara Hendricks und die Vertreter der Deutschen Bahn gestern bei ihrem Besuch. Und in Millingen bekamen sie wirklich was zu hören.

 Das Feuerwehrgerätehaus ist voll, die Menschenmenge versammelt sich davor. Er sei davon beeindruckt, sagte der Konzernbevollmächtigte der Deutschen Bahn, Reiner Latsch.

Das Feuerwehrgerätehaus ist voll, die Menschenmenge versammelt sich davor. Er sei davon beeindruckt, sagte der Konzernbevollmächtigte der Deutschen Bahn, Reiner Latsch.

Foto: van offern

Mit Trillerpfeifen und Transparenten waren sie gekommen, Kinder hielten Plakate hoch, locker 200 bis 300 Bürger machten ihrer Empörung in Millingen Luft. Beim Ortstermin am Bahnübergang war die Straße dicht. Beim "Gespräch" im benachbarten Feuerwehrgerätehaus bildete sich eine Menschentraube bis zur Straße. Bürgermeister Christoph Gerwers wanderte mehrmals in die Menge hinein, um das Mikrofon für wütend gestellte Fragen weiterzureichen.

Für Kanzleramtsminister Ronald Pofalla (CDU), die Bundestagsabgeordnete Barbara Hendricks (SPD) und den Konzernbevollmächtigten der Deutschen Bahn AG, Reiner Latsch, war Millingen die letzte Station bei ihrer Tour zu den strittigen Bahnübergängen in Emmerich und Rees. Und es war für sie ganz eindeutig die ungemütlichste.

Manfred Jakobi, Sprecher der örtlichen Vereine, verurteilte das "Millinger Mauseloch" als "bewusst geplanten Angstraum". Er sprach von der Zerteilung des Dorfes, malte das Bild von Trauerzügen bei Beerdigungen, "gequetscht durch die Enge eines Tunnels", und nannte das vorliegende Konzept "für die Millinger Bürger unzumutbar".

Stadtbrandinspektor Hans-Gerd Thiel legte dar, dass die Feuerwehr nicht mehr in der vorgeschriebenen Zeit zu Einsatzorten komme, wenn die Wehrleute beim Alarm auf der geplanten Umgehung bis zum Gerätehaus fahren müssten: "Das kostet gute vier bis fünf Minuten."

Reiner Latsch argumentierte, dass für eine Pkw-Unterführung mehr Häuser abgerissen werden müssten. Und durch die Fußgängerunterführung komme der Autoverkehr schließlich auch "aus Millingen heraus". Schrille Zwischenrufe waren die Antwort. "Sie müssen hier nicht leben, sondern wir", tönte es aus der Menge, und: "Wir wollen's nicht!" "Mein Sohn muss demnächst eine halbe Weltreise machen, um zum Kindergarten zu kommen", rief eine Mutter. Und immer wieder kam der Vorwurf, die Bahn wolle Profit machen, die Bürger müssten bezahlen: "Die Menschen werden vergessen."

Am Ende sagte Ronald Pofalla, das Anliegen der Bürger sei deutlich geworden: "Wir haben's kapiert."

Barbara Hendricks betonte, man wolle keine falschen Hoffnungen nähren. Ob es in Millingen eine Pkw-Unterführung geben werde oder nicht, "das ist glaube ich die einzige Frage, die wir noch für offen erklären können". Man werde nicht die Betuwe wegzaubern, und sie werde auch nicht in einen Tunnel verlegt. Etwas anderes zu behaupten sei "nicht ehrlich".

Den Ortsteil Empel besuchte die Delegation gestern nicht. Und das dürfte etwas zu bedeuten haben. Ronald Pofalla formulierte es im abschließenden Pressegespräch betont vorsichtig: Er habe die Signale aller Beteiligten in der Vergangenheit so verstanden, dass "die oberste Priorität in Millingen" liege. Und Bürgermeister Gerwers wiederholte, eine Pkw-Unterführung in Empel zu bekommen, "das wird schwierig sein". Die Planung für Millingen aber sei nicht erträglich.

(RP)
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