Rees Mit Hellebarde und Laterne durch die Nacht

Rees · Regionalversammlung der Deutschen Gilde Nord-West der "Deutschen Gilde der Nachtwächter, Türmer und Figuren"

 Die Nachtwächter stellten sich dem einfachen Volk vor.

Die Nachtwächter stellten sich dem einfachen Volk vor.

Foto: Kann.du

Die flächendeckende Einführung von Straßenlaternen und Polizeistationen ließ den Nachtwächterberuf zwischen dem 19. und 20. Jahrhundert allmählich aussterben. Doch in Rees erlebte dieser mittelalterliche Sicherheitsdienst jetzt ein großes Revival. Fast 50 gewandete Mitglieder aus der Deutschen Gilde der Nachtwächter, Türmer und Figuren nahmen in der Rheinstadt an der Regionalversammlung Nord-West teil und stellten sich bei Auftritten und Führungen auch dem "einfachen Volk" vor. Gemeinsam mit dem Landtagsabgeordneten Günther Bergmann und Kreiswirtschaftsförderer Hans-Josef Kuypers begrüßte Bürgermeister Christoph Gerwers die illustre Schar vor dem Reeser Rathaus. Er hob die Verdienste des Reeser Nachtwächters und deutschen Gildemeisters Heinz Wellmann hervor. Dieser habe die älteste Stadt am unteren Niederrhein, die vor wenigen Wochen offizieller Hauptsitz der Nachtwächtergilde wurde, bundesweit bekannt gemacht. Zugleich verfüge Rees mit dem zehnjährigen Jan Roos über den jüngsten aktiven Nachtwächter Deutschlands.

Die Versammlung fand auf dem Fahrgastschiff "Stadt Rees" statt. Regionalsprecher Theodor Fromme wurde einstimmig für eine weitere Amtszeit gewählt. Gildemeister Heinz Wellmann kündigte für 2018 ein Buch an, in dem ein Münchner Autor jedem Mitglied der deutschen Gilde und seiner Heimatstadt mindestens eine Seite widmen werde. Zudem wolle die Gilde die Gemeinnützigkeit beantragen und einen zweiten Versuch starten, das Nachtwächtertum zum immateriellen Weltkulturerbe erklären zu lassen.

Ein Höhepunkt des Wochenendes war die Stadtführung, an der fast 200 Besucher teilnahmen. Gildemeister Wellmann stellte mit kräftiger Stimme jedes Mitglied einzeln vor. Dabei erwiesen sich die Stufen entlang der Stadtmauer am Froschteich als perfekte "Showtreppe". Mit vielen Anekdoten aus ihren jeweiligen Gemeinden, aber auch mit allgemeinen Betrachtungen über Kirche, Politik und das (Sexual)Leben, reicherten die Gäste die Führung an. Am Abend fand sich die Gilde in den mittelalterlichen Kasematten unter dem Museum Koenraad Bosman ein. Rainer und Ramona van der Horst hatten den Keller mit Bänken, Kerzen und Laternen eingerichtet, damit sich die Gäste im stimmungsvollen Rahmen ein "gar kräftig Süpplein" und Zwick'l Kellerbier schmecken lassen konnten.

(RP)
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