Himmel Und Erde Mit Mut und Konsequenz zur Entschleunigung

Emmerich · In der Stille und Abgeschiedenheit eines mallorquinischen Bergdorfes noch einmal ein paar letzte Urlaubstage genießen. Restsonne und Restsommer, bevor der Herbst endgültig sein graues Tuch über die kommende Zeit ausbreitet. Ruhe ist mehr als die Abwesenheit von Lärm und Geschäftigkeit. Auch an Stille muss man sich erst gewöhnen. Nur ein paar Schafe sind in der Ferne zu hören, nichts stört das Idyll der ungewohnten Entschleunigung. Das Handy schweigt, der Fernseher bleibt unbeachtet in der Ecke, die nächste Hauptstraße ist hunderte Meter entfernt.

Himmel Und Erde: Mit Mut und Konsequenz zur Entschleunigung
Foto: Malz Ekkehart

Und in diesen Tagen in Stille und Abgeschiedenheit kommt die Frage in mir auf: Warum machen wir uns Tag für Tag davon abhängig? Wann haben wir angefangen, unser Leben aufzugeben und uns zu Sklaven einer grenzenlosen Hast und Unruhe zu machen? Die Sucht nach ständiger Erreichbarkeit, neuesten Informationen und umfassender Mobilität macht Menschen krank, entfremdet uns von unserer ureigensten Bestimmung. Dass Stille mittlerweile fast ein Luxusgut geworden ist, gibt zu denken. Nicht wenige Menschen geben eine Menge Geld aus, um sich die Erfahrung von Einkehrtagen und Schweigezeiten zu leisten.

Ihre Erfahrung: Weniger ist mehr! Weniger Stress, weniger Unruhe, weniger sinnlose Zeitvergeudung. Stattdessen wächst die Sehnsucht nach einem erfüllten, selbstbestimmten Leben. Leben, das sich Zeit nimmt für Menschen, die wichtig sind, für Gespräche, die in die Tiefe gehen, für Ziele, die in sich das Ethos der Nachhaltigkeit und Verantwortlichkeit tragen.

Entschleunigt zu leben erfordert Mut und Konsequenz. Wo will ich in meinem Leben neue Akzente setzen, was möchte ich verändern, womit endlich einmal anfangen? Aber auch: Was will ich nicht mehr in meinem Leben, was trennt mich von meinen Werten, die mir wichtig sind, was lasse ich entspannt hinter mir? Als vor gut dreißig Jahren eine erste Entschleunigungswelle Deutschland erfasste, wurden ihre Anhänger als weltfremde Aussteiger belächelt.

Heute gilt als angesagt, wer ständig in Bewegung ist, mobil, vernetzt und mit möglichst vielen Freunden, positiven Bewertungen und "Nachfolgern" auf Facebook und Twitter.

Von all dem vermisse ich in diesen Tagen nichts. Stattdessen fühle ich mich beschenkt. Und ich wünsche mir, möglichst viel davon mit nach Hause mitzunehmen.

THOMAS BRÖDENFELD

(RP)
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