Emmerich Mochis mit blauen Beeren

Emmerich · Die sehenswerte Ausstellung mit der Werner-Deutsch-Preisträgerin Liza Dieckwisch im Klever Museum Kurhaus wurde jetzt bis zum 19. Februar verlängert.

 Eine Komposition in Blau - die Farbflächen von Liza Dierckwisch im Museum Kurhaus.

Eine Komposition in Blau - die Farbflächen von Liza Dierckwisch im Museum Kurhaus.

Foto: evers

Die hellblaue Himbeere steht im Mittelpunkt. Über einen Daumen gestülpt scheinen ihre vielen kleinen Fruchtkügelchen den Anstoß zu geben für das große wandfüllende Werk, das sich um das Himbeeren-Bild entwickelt. Ein Werk voller aufeinander reagierender und miteinander korrespondierender Flächen in diversen kühlen Blautönen. Dicht und dunkel, hell und wolkig, mit klar abgegrenzten Flächen oder aber ausfasernden Rändern präsentieren sich die einzelnen, unterschiedlich großen Farbflächen und fügen sich zu einem großen Ganzen.

Liza Dieckwisch hat die Flächen auf die Wand gesetzt. Eigentlich prüft sie so die Farbe, mit der sie später große Wandgemälde entwirft, sieht, wie die auf den Putz gesetzten Pigmente reagieren, wie sie decken, welche Farbtöne entstehen, wenn die von ihr benutzte, traditionelle Kaseinfarbe mit dem Kalk des Putzes eine Verbindung eingeht. Hier wird aus diesen Proben ein Werk, das mit der Wand gegenüber und ihrer etwa vier mal sechs Meter großen blauen Wandmalerei zur Installation in diesem Raum wird. Ergänzt werden die in den Putz gemalten Farbfelder durch ein Glitter-Farben-Blatt und einem Stück der Farbe auf Papier. Insgesamt gelingt Dieckwisch so eine Komposition, die das nebeneinander der Flächen farblich zum "Klingen" bringt.

Dieckwisch hat in diesem Jahr den 3. Werner-Deutsch-Preis für junge Kunst bekommen und richtete die Installation in zwei Sälen des Friedrich-Wilhelm-Bades ein, dekliniert hier ihr kühles Blau durch, weist aber auch auf die Künstlichkeit jener eingefärbten Frucht, die als "Blue Raspberry" vermarktet wird.

"Blue Raspberry war tatsächlich ein Ausgangspunkt für Liza Dieckwisch, um sich mit der Farbe Blau zu beschäftigen. Was sie daran interessiert, ist wie eine natürliche Frucht zu einem künstlichen Produkt wird - die Beere muss zu Marketingzwecken eingefärbt werden", sagt Kuratorin Susanne Figner vom Museum Kurhaus Kleve. Damit werden Parallelen geschaffen zwischen heutigen synthetisch hergestellten Farben zum Malen und industriell hergestellten Lebensmitteln. So wie die blaue Himbeere, die ein industriell geschaffener Widerspruch in sich ist. "In ihrem Werk gibt es generell mehrere Ebenen die das Kochen, Essen und Malen verbinden: Einerseits in den Anleitungen von Rezepten, die beschreiben, wie ein gewisser Farbton oder eine bestimmte Materialkonsistenz erreicht werden kann", sagt Figner. Das Kochen und das Malen seien als Prozesse angelegt, die Beschaffenheit und die Optik eines Materials verändern sich über die Zeit.

Um Kochen und Malen ging es auch im "Resonanzraum Kunst: Mochi!" am Sonntag. Kleves Museumsdirektor Prof. Harald Kunde präsentierte gleich zwei Preisträgerinnen des Deutsch-Preises: Neben Liza Dieckwisch waren Damaris Kerkhoff und der Initiator des Werner-Deutsch-Preises, Werner Steinecke, für eine besondere Ausgabe im Museum Kurhaus Kleve zu Gast: Bei einem Künstlergespräch der anderen Art wurden kleine Leckereien gereicht und Liza Dieckwisch erklärte, warum japanische Mochi für ihre Kunst eine entscheidende Rolle spielen: "Mochi" ist eine japanische Leckerei, die vor allem zu Neujahr gereicht wird und vor allem aus gestoßenem Reis besteht, von der Konsistenz siedeln sie sich irgendwo zwischen Mäusespeck und Gnocchi an. Sie habe diese japanische Spezialität bei einem Aufenthalt im Land der aufgehenden Sonne kennengelernt, sagt Dieckwisch.

(RP)
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