Ausstellung in Emmerich Modegeschichte der letzten 150 Jahre im Rheinmuseum

Emmerich · Eine am Sonntag eröffnete Ausstellung im Rheinmuseum zeigt, wie sich die Mode in den letzten 150 Jahren verändert hat. Die Ausstellungsstücke stammen vom Bademuseum Norderney. Museumsleiter Herbert Kleipaß hatte sie entdeckt.

 Bürgermeister Peter Hinze (r.) im Gespräch mit Gästen der Ausstellung, die gestern eröffnet wurde.

Bürgermeister Peter Hinze (r.) im Gespräch mit Gästen der Ausstellung, die gestern eröffnet wurde.

Foto: Markus van offern

"Drunter & drüber - Mode und Accessoires aus 150 Jahren" - so heißt die neue Ausstellung im Rheinmuseum, die am Sonntag eröffnet wurde. "Drunter und drüber ging es hier zu, als wir die Ausstellung aufbauten", schmunzelte Elise Terfehr, die gemeinsam mit ihrer Freundin Dörte Fischer die Ausstellung konzipierte. Der Aufbau in eineinhalb Tagen sei eine echte Herausforderung gewesen, aber mit Hilfe ihrer Ehemänner Johannes Terfehr und Karl-Wilhelm Fischer und mit tatkräftiger Unterstützung von Herbert Kleipaß habe man es pünktlich geschafft.

Zu sehen ist eine beeindruckende Sammlung über Kleidung, Unterwäsche und Accessoires aus der Mode ab Ende des 19. Jahrhunderts. "Da steckt sehr viel Arbeit drin", sagte Kleipaß.

Im letzten Jahr machte der Stadtarchivar im Ruhestand gemeinsam mit Ehefrau Bärbel Urlaub auf der Nordsee-Insel Norderney, wo sie die Ausstellung entdeckten. "Die hat vor allem meiner Frau so gut gefallen, da kam mir die Idee, diese ins Rheinmuseum zu holen", erzählte Kleipaß Elise Terfehr und Dörte Fischer erklärten sich einverstanden und am letzten Donnerstag fuhr er mit dem Transit des Stadttheaters zur Insel, um die Sachen abzuholen. Die beiden Ehepaare begleiteten ihn nach Emmerich. "Ich wurde unterwegs einige Male verwundert angeschaut, weil ich etliche Puppen im Auto transportierte", schmunzelte Kleipaß. Freitagmittag wurde der Aufbau gestartet.

"Die Ausstellung beginnt mit der Mode des Klassizismus ab 1795 bis 1820 und endet mit der Mode der 1950er Jahre", sagte Elise Terfehr, die zur Eröffnung einige Erklärungen zur Ausstellung abgab. Neben Damen-, Herren- und Kindermode stellte sich auch die Frage des "Drunters". Früher wurden keine Unterhosen getragen, sondern sogenannte "Unaussprechliche", die unten offen waren.

Auch die Entwicklung von BH, Korsett und Hüfthalter ist ein Thema in der Ausstellung. Dazu werden in Vitrinen Accessoires wie Schmuck, Handschuhe, Hüte und Sonnenschirme gezeigt. "Damit erhielten sich die Damen ihre vornehme Blässe", erklärte Terfehr. Mode müsse immer vor dem sozialen und gesellschaftlichen Hintergründen gesehen werden, darüber wurden einige Infos auf Tafeln zusammengestellt. "Im 19. Jahrhundert konnte sich nur die Oberschicht Mode leisten." Einige der Kleider wurden von Dörte Fischer nach Originalschnittmustern nachgenäht, die meisten sind aber Originale aus der alten Zeit. Das älteste ist ein Toumürekleid, ein Kleid mit "Gesäßkissen."

Die Erklärungen sind interessant und unterhaltsam. Fünf Pfund Unterwäsche musste die elegante Frau in der Gründerzeit (1870 - 90) tragen: Hose, Hemd, Anstandsrock, Korsett, Halbunterrock und "Untertaille", im Winter kam wärmende Wäsche dazu. In der Rokkoko-Zeit trugen sie unter den Kleidern Gestelle aus Draht, Eisenbändern und Rosshaar.

Der Besucher entdeckt auf der Ausstellung ein Krinolinenkleid der Biedermeierzeit, den Kinder-Matrosenanzug des 19. Jahrhunderts, Bademode von damals, das Cocktailkleid der 30er Jahre, das Hochzeitskleid aus Spitze aus dem Jahr 1888 - in schwarz, elegante Herrenmode mit Zylinder, er bekommt aber auch Infos über den "Nylon mit Naht", rosa "Liebestöter", Socken-Halter und Gamaschen, über die erste Nähmaschine und die Entwicklung vom Druckknopf und dem "automatisch ununterbrochenem Kleiderverschluss", dem Reißverschluss. Karl-Wilhelm Fischer stellte Filmmaterial zur Ausstellung zusammen, das in der nächsten Woche angeschaut werden kann.

Eine tolle Ausstellung, nicht nur für Frauen. "Mir gefällt, dass die Frauen früher immer einen Hut trugen und hier gibt es viele interessante Hüte zu sehen", sagte Joachim Sigmund. Und auch Bürgermeister Peter Hinze war sehr angetan von der schönen Ausstellung.

(RP)
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