Rees Möge die Macht mit Rees sein

Rees · Als die ersten Teile der Star Wars-Saga in die Kinos kamen, da liefen die Abenteuer von Luke Skywalker in der fernen Galaxie noch im Reeser Lichtspielhaus. Erinnerungen an Pappaufsteller und teure Birnen im Projektor.

 Normalerweise steht auf dem Reeser Bärenwall eine große Sonnenkugel als Auftakt des Planetenweges. Grafiker Lars Giesen hat sie aus Anlass des Kinostarts von "Star Wars: Episode VII" zum Todesstern umgewandelt.

Normalerweise steht auf dem Reeser Bärenwall eine große Sonnenkugel als Auftakt des Planetenweges. Grafiker Lars Giesen hat sie aus Anlass des Kinostarts von "Star Wars: Episode VII" zum Todesstern umgewandelt.

Foto: Lars Giesen

Der am meisten herbeigesehnte Film des Jahres feierte vor wenigen Stunden seine Mitternachtspremiere in den Kinos: "Star Wars: Episode VII - Das Erwachen der Macht". Viele Reeser Fans der Weltraum-Saga fuhren dafür nach Wesel, Kleve, Bocholt oder bis ins Ruhrgebiet. In den 70er und 80er Jahren war das anders. Da liefen die Abenteuer von Luke Skywalker auch in Rees. Im Lichtspielhaus an der Weseler Straße, das im Volksmund "Reli" hieß, sah auch Volker Hegmann aus Haldern die alte "Star Wars"-Trilogie.

"Die ländlichen Kinos bekamen die großen Filme später als die Großstadtkinos, doch "Krieg der Sterne" lief in Rees besonders spät, weil dafür extra eine neue Ton-Anlage installiert werden musste", sagt Volker Hegmann. Erst im Herbst 1978, fast ein halbes Jahr nach dem Deutschland-Start, hatte das "Reli" endlich den Sound, den Regisseur George Lucas als Mindestmaß voraussetzte, um seine Sternenkrieger in die Kinosäle ausschwärmen zu lassen.

Volker Hegmann war damals 16 Jahre alt. Als der "Krieg der Sterne" in einer Abendvorstellung tobte, war der Halderner von den Spezialeffekten überrascht, die er in dieser Qualität von keinem anderen Science-Fiction-Film gewohnt war. Welcher Kult in den nächsten Jahren um die Filmreihe erwachsen würde, ahnte Volker Hegmann damals genauso wenig wie der Reeser Kinobetreiber: "Beim ersten Teil gab es im Kino nur die Plakate und Aushangfotos, bei den Fortsetzungen standen im Foyer schon große Pappaufsteller, die Getränke und Süßigkeiten wurden in Bechern mit Star-Wars-Aufdruck verkauft", erinnert sich Volker Hegmann.

Jan Meininghaus, ebenfalls aus Haldern, sah im Alter von zehn Jahren "Das Imperium schlägt zurück" in Rees: "Besonders gefesselt hat mich die Szene auf dem Eisplaneten Hoth, als die gigantischen AT-AT-Läufer in der Ferne auftauchten und selbst einen Zehnjährigen merken ließen, dass es eng wurde für die Rebellen." Am nächsten Tag erzählte Jan Meininghaus in der Schule begeistert alle Szenen nach. "Nur die Geschichte mit Luke Skywalkers abgeschlagener Hand fand meine Lehrerin für einen Grundschüler etwas unpassend", sagt der Grafiker.

Dirk Kleinwegen aus Rees sah "Die Rückkehr der Jedi-Ritter" 1983 gleich dreimal hintereinander im Reeser Kino. Gemeinsam mit Freunden jobbte er ehrenamtlich hinter den Kulissen des in die Jahre gekommenen Filmtheaters und stellte Musiktitel zusammen, die im Vorführsaal liefen, bis Kinobetreiber Eddie Großkopf den Projektor anwarf.

"Bei großen Filmereignissen wie Star Wars oder Indiana Jones war der Saal erfreulich voll, doch bei einigen Filmen kamen nicht mal die vier bis fünf Zuschauer, die nötig waren, um die Kosten für Strom und Heizöl wieder einzunehmen", sagt Dirk Kleinwegen. Bis zur endgültigen Schließung im Jahr 1994 habe Großkopf das Reeser Kino quasi nur noch als Hobby betrieben. "Eddie meinte mal: Wenn die teure Birne des Projektors durchbrennt und ersetzt werden muss, habe er das ganze Jahr umsonst gearbeitet", sagt Kleinwegen.

Erik Pareigis aus Mehrhoog kennt das "Reli" aus seiner Schulzeit am Gymnasium Aspel, hat "Das Imperium schlägt zurück" aber im Scala in Wesel gesehen. Da er nicht nur die "Star Wars"-Figuren und -Raumschiffe besaß, sondern seine Eltern auch eine Beta-Videokamera besaßen, drehte Pareigis Mitte der 80er Jahre mit Reeser Schulfreunden den gesamten "Krieg der Sterne"-Film nach. Dabei keimte der Berufswunsch Regisseur auf, doch schließlich wurde er Steueramtmann beim Finanzamt Wesel. "Ich bitte aber darum, jedes Wortspiel mit der dunklen Seite der Macht zu vermeiden", sagt Pareigis und lacht.

(RP)
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