Emmerich Moyland könnte den Anschluss verpassen

Emmerich · Silke Gorißen gehörte zum Team der NRW-CDU, das über die Zukunft der Kultur unter der künftigen Landesregierung verhandelte.

 Die Klever Rechtsanwältin Silke Gorißen ist für die CDU stellvertretende Vorsitzende des WDR-Rundfunkrates und arbeitete am Koalitionsvertrag mit.

Die Klever Rechtsanwältin Silke Gorißen ist für die CDU stellvertretende Vorsitzende des WDR-Rundfunkrates und arbeitete am Koalitionsvertrag mit.

Foto: mvo

Es war eine Mail mit nur wenigen Sätzen. Rein sachlich, dazu ein paar Termine. Die Mail lud die Klever Rechtsanwältin und Chefin der CDU-Fraktion im Rat der Gemeinde Bedburg-Hau ein, den Koalitionsvertrag zwischen CDU und FDP in Teilen mit zu gestalten. Gorißen sollte zum ausgewählten Team derer gehören, die sich Gedanken um die Zukunft der Kultur im Land machen sollten - und wie man das in den schwarz-gelben Koalitionsvertrag schreibt. Das Ganze wurde auf dem Landesparteitag der Christdemokraten diskutiert und verabschiedet.

"Ich hab' mich riesig gefreut", sagt Gorißen. Es war ein Gremium von rund einem Dutzend Köpfe (jeweils fünf von jeder Partei plus Referenten), darunter Ex-NRW-Kultur-Staatssekretär Hans-Heinrich Grosse-Brockhoff und der bisherige Kulturpolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Thomas Sternberg. "Ein Gremium, das zügig, effizient und sachlich arbeitete", sagt Gorißen. Man sei sich schnell einig gewesen: Die Kultur im Land bekommt einen anderen Stellenwert, als in der Vorgängerregierung, wo sie wie ein fünftes Rad am Wagen im Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport geführt wurde. Eben in dieser Reihenfolge.

Zuvor, während der letzten schwarz-gelben Landesregierung unter Jürgen Rüttgers, war Kultur Chefsache: Hans-Heinrich Grosse-Brockhoff saß als Kulturstaatssekretär in der Staatskanzlei beim Ministerpräsidenten. "Dort sehen wir die Kultur auch künftig", sagt Gorißen, die als stellvertretende Vorsitzende des WDR-Rundfunkrates für die Medien berufen worden war - als Kennerin von Schloss Moyland aber auch bei den Museen mitreden konnte.

Der Kulturetat des Landes soll aufgestockt werden, stufenweise bis 2022 um 50 Prozent im Vergleich zum jetzigen Etat von 200 Millionen Euro. "Da hatten wir sehr schnell Konsens - es war eine Runde, der man anmerkte, dass sie froh war, wieder gestalten zu können", sagt Gorißen. Es ging um die Bereiche Ballett/Tanz, Musik, Museen und Theater, für die es galt, eine Marschroute festlegen zu können. Dabei wolle man auch nicht die Kommunen im Regen stehenlassen, die in der Regel die Kulturträger sind. "Die Umsetzung des Koalitionsvertrages im Detail ist Aufgabe der neuen Regierung", sagt Gorißen.

Profitieren als Haus, in dem das Land direkt als einer der Stifter eingebunden ist, könnte Museum Schloss Moyland. Könnte, denn zwar hatte Grosse-Brockhoff vor Jahren als Kulturstaatssekretär die Weichen gestellt, die das Museum endlich aus den scheinbar endlosen Querelen herausführen sollte, doch macht Moyland gerade wieder vor allem mit internen Streitereien - derzeit um die künstlerische Leitung - von sich reden.

"Die Stiftung sollte dem Museum ermöglichen, seine eigentlichen Aufgaben zu erfüllen und nicht ständig mit Querelen und Verwerfungen und Personalien aller Art blockieren", sagt Gorißen. Sie fürchtet, dass die Stiftung Museum Schloss Moyland, so wie sie sich derzeit präsentiert, den Anschluss verpasst, dabei zu sein, wenn die schwarz-gelbe Landesregierung die Kultur nach vorne bringt. "Ich hoffe, dass Moyland endlich zur Ruhe kommt und sich nicht mehr ständig selbst im Weg steht", mahnt die Rechtsanwältin.

(mgr)
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