Emmerich Moyland zeigt Beuys als Star

Emmerich · "Kunst.Bewegt" feiert Jubiläum: zum 10. Mal räumte die Museums-Crew das Schloss um.

Hier sind Beuys und Dürer in einem Gesicht vereint, dort schaut er unter seinem Hut irgendwie in eine weite Ferne hinein. Kaum ein Künstler hat sich selbst in seiner Kunst so inszeniert, wie Joseph Beuys. Er war der unbestrittene Star in der Kunstszene der Bundesrepublik. Außerdem engagierte sich Beuys - vielleicht ganz im Sinne seiner "sozialen Plastik" - politisch: Er kandidierte für die Grünen, arbeitete seine Grafik "Der Unbesiegbare" - die mit dem Spielzeugsoldaten, der auf einen Hasen zielt - zum Wahlplakat für die Grünen aus, versuchte Warhol für die Partei zu gewinnen.

 Joseph Beuys: "Wattenmeer" - ein bearbeiteter Druck aus den frühen Jahren.

Joseph Beuys: "Wattenmeer" - ein bearbeiteter Druck aus den frühen Jahren.

Foto: Stade Klaus-Dieter

Moylands stellvertretender Leiter Alexander Grönert hat einen Flügel der Beuys-Etage mit dem "Star" und dem "Politiker" Beuys eingerichtet und die Multiples und Plakate spannend inszeniert. Da fehlt nicht die Schallplatte "Sonne statt Reagan" in der Vitrine, da schreien die großen Plakate von den Wänden, da fehlt auch nicht die Stockholmer Ausstellung mit Uecker, die im Stall der Familie van der Grinten vorbereitet wurde. Es fehlt auch nicht das Plakat zur Guggenheim-Ausstellung in New York, die den endgültigen Durchbruch brachte. Die Räume zeigen mit vielen Fotos und Dokumenten, wie der Künstler diesen Weg zurückgelegt hat.

Diesem lauten, knalligen Beuys auf der einen Seite setzt auf der anderen Seite des Schlosses Moyland-Kuratorin Barbara Strieder den stillen Zeichner Beuys gegenüber. Mit Blättern, auf denen der zarte Strich des Düsseldorfer Bildhauers aus Kleve kaum mehr zu sehen ist. Man muss ganz nah ran, will man das verwirrende Gewölk der Linien auf dem kleinen Blatt erkennen.

Schön der Druck "Vor der Geburt, 1948/1974", der eine Art Altar auf einem hohen Berg zeigt, ebenso, wie der Holzschnitt Wattenmeer von 1949, der noch stark an seinen Lehrer Mataré erinnert. Strieder hat den Raum noch einmal zum übergreifenden Thema "Natur und Kosmos" (in der großen Ausstellungshalle läuft ja noch "Lasst Blumen sprechen") eingerichtet, zeigt den Mann, der sich mit den Theorien des Anthroposophen Rudolf Steiner auseinandersetzt.

Parallel dazu haben die Ausstellungsmacher auch die Druckstöcke zu den Blättern in die Vitrine gelegt. "Flachrelief" ist das gute Teil zu "Vor der Geburt" betitelt. Beuys habe noch in diese Platte hineingearbeitet, hieß es während der Besichtigung. Wobei Moylands Museumsdirektorin Dr. Bettina Paust gleich einschränkte: "Wir zeigen den Druckstock, zeigen auch, dass Beuys beispielsweise vom Druckstock Wattenmeer noch einen Metall-Abguss gemacht hat. Wir wollen das aber nicht als eigenständiges Werk betrachten", sagt die Kunsthistorikerin. Inwieweit man hier bei Beuys und seinem Umgang mit seiner Kunst vielleicht auch dieses Werkzeug als Kunstwerk verstehen kann, das müsse noch untersucht werden.

Was gewiss nicht nur für den Druckstock gilt, sondern auch für jene Gipse andernorts. Die dienen eigentlich lediglich als Vorlage für den Guss. In erster Linie geben Druckstöcke und Gipse so vor allem spannende Einblicke in die Arbeit eines Künstlers.

Es ist ein kleines Jubiläum, das "Kunst.Bewegt" mit dieser Ausgabe feiert: Zum 10. Mal hat die Museums-Crew das Schloss umgebaut. Sicher sei man aufgrund der empfindlichen Arbeiten auf Papier gezwungen, regelmäßig die Bilder zu wechseln. Aber man habe auch den Fundus, dies in diesem Umfang tun zu können, sagt Bettina Paust. "Es gibt kaum ein anderes Museum, das die Sammlung so intensiv wechselt, wie Moyland. Und wir entwickeln uns weiter", verkündete Moylands künstlerische Direktorin. So ist die Sammlungspräsentation inzwischen stets mit einer Ausstellung verbunden. Künftig werden die langen Flure in der Etage den Besuchern den Beuys erklären und sollen mit den Medienkabinetten, die in den nächsten Wochen eingerichtet werden, einen Einblick in Werk und Wirken geben.

(RP)
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