Nach Rees der Einhörner wegen

Emmerich · Verrückt in die Zukunft" geht es am 28. September mit Tobias Mann. Der Kabarettist und Musiker, bekannt aus der ZDF-Sendung "Mann, Sieber!", steht auf der Bühne des Bürgerhauses. Vorab bat ihn die RP zum Interview.

Tobias Mann kommt am Donnerstag, 28. September, nach Rees. Los geht's um 20 Uhr.

Tobias Mann kommt am Donnerstag, 28. September, nach Rees. Los geht's um 20 Uhr.

Foto: Thomas Klose

Sie treten in Rees nur vier Tage nach der Bundestagswahl auf. Mit wie viel aktueller Wahlanalyse dürfen die Reeser in Ihrem Programm rechnen?

Tobias Mann Ich rechne derzeit eher nicht damit, dass ich nach der Bekanntgabe des Wahlergebnisses in zufriedene Glückseligkeit falle. Hier zeigt sich, wie nah Freud und Leid beieinanderliegen: Für mich als Wähler sind das keine schönen Aussichten - für das Kabarettpublikum aber schon. Ich werde wohl nicht anders können, als mich mit Verve in die Satire zu stürzen.

Wer wird nach dem Wahlsonntag zu den strahlenden Siegern gehören? Und wer eher nicht?

Mann Es wird natürlich Sieger geben - ob die allerdings so richtig Grund zum Strahlen haben, bezweifele ich stark. Es sieht im Moment nach einem glanzlosen "Na, dann halt weiter so!" aus. Einzig die politische One-Man-Show Christian Lindner, der "sexiest liberal alive", könnte am Ende den Strahlemann geben. Warum, weiß er wahrscheinlich selbst nicht so genau, denn um Inhalte geht es denen im derzeitigen Wahlkampf augenscheinlich nur am Rande.

Als Angela Merkel im Jahr 2005 Bundeskanzlerin wurde, konzentrierten Sie sich hauptberuflich aufs Kabarett. Heißt das im Umkehrschluss, dass Sie Ihre Bühnenkarriere beenden, wenn Angela Merkel das Kanzleramt irgendwann verlässt?

Mann Um Gottes Willen: nein! Da würde ich mir ja die Chance entgehen lassen, mich endlich mal an einer anderen Person in der Funktion des Bundeskanzlers satirisch abzuarbeiten. Ich fürchte mittlerweile allerdings, dass Angie selbst Helmut Kohl in Sachen Amtszeit auf die Plätze verweisen wird. Am Ende überlebt sie sogar noch mich.

Wie gestaltet sich der aktuelle Wahlkampf aus Sicht eines politischen Kabarettisten?

Mann Eigentlich wie immer. Es heißt vielerorts, der Wahlkampf sei langweilig. Finde ich nicht. Es ist hier halt nur nicht alles so bekloppt wie in der derzeitigen amerikanischen Politik. Das verschiebt die Empfindungen. Während drüben politisch "House of Cards" gespielt wird, läuft bei uns eher "Gute Zeiten, schlechte Zeiten".

Rees liegt im Kreis Kleve. Und aus Kleve stammt Barbara Hendricks, Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit. Hätte sie das Zeug zur SPD-Kanzlerin?

Mann Wer? Hendricks? Ist das die mit der E-Gitarre? Scherz beiseite: Ich hoffe doch sehr, dass Frau Hendricks mit ihrer fast sträflichen Unauffälligkeit nicht typisch für Klever Temperament und Tatkraft ist.

Der Niederrhein ist stolz auf seinen kabarettistischen Schutzpatron Hanns Dieter Hüsch. Inwieweit hat er auch Sie geprägt?

Mann Hüsch ist und bleibt der Eric Clapton des Kabaretts, und Musikkenner wissen: Clapton ist Gott. Natürlich bedeutet mir Hüsch sehr viel. Unlängst durfte ich beim Jubiläum des Mainzer Unterhauses sein großartiges "Abendlied" zum Besten geben. So wie Hüsch eine ganz besondere Beziehung zu Mainz hatte, hat Mainz immer noch eine ganz besondere Beziehung zu Hüsch. Das hat natürlich auch mich als echten Mainzer geprägt.

Preise wie den Kabarett Kaktus, die Goldene Weißwurscht, das Memminger Maul, den Leipziger Löwenzahn und den Salzburger Stier haben Sie schon gewonnen. Mit welchem (noch zu stiftenden) Preis könnten die Reeser Ihnen eine Freude machen?

Mann Es wäre mir ein Fest, würde man mir den Reeser Rasierer in Gold verleihen. Wenn dieser Preis noch bis zu meinem Auftritt ausgelobt wird, zolle ich der Stadt meinen REESpekt!

Was wissen Sie eigentlich über Rees?

Rees Oh, wir gehen jetzt - wie der Lateiner sagt - "in medias Rees". Nun, also Rees liegt in NRW, am Niederrhein und gehört zu Kleve. Außerdem lebt Rees hauptsächlich von der florierenden Einhorn-Aufzucht, die von dort aus in die ganze Welt exportiert werden. Letzteres ist vermutlich Blödsinn. Ich werde es aber gleich nachher bei Wikipedia eintragen. Dann stimmt es zumindest bis zur nächsten Prüfung in ein paar Stunden.

Was wollen Sie in Rees auf keinen Fall verpassen?

Mann Zunächst natürlich das Bürgerhaus. Sonst kann ich meinen Auftritt nicht machen. Viel Zeit werde ich in Rees nicht haben, daher werde ich mein sonstiges Sightseeing wohl auf die im Internet viel gelobte Rheinpromenade beschränken müssen - und natürlich werde ich eines der zahlreichen Einhorn-Gestüte besuchen. Davon habe ich gerade auf Wikipedia gelesen.

Ihre Karriere begann nicht zuletzt mit Fernsehauftritten bei "Mainz bleibt Mainz, wie es singt und lacht". Kommen Sie vielleicht auch deshalb nach Rees, weil im Rheinland der einzig wahre Karneval zu Hause ist?

Mann Ich könnte natürlich mit einem beherzten "Jawohl" antworten und das Gespräch so zu einem sympathischen Ende bringen. Aber in Wahrheit komme ich vor allem wegen der Einhörner.

DIE FRAGEN STELLTE MICHAEL SCHOLTEN.

(RP)
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