Rees Narren denken über Wagenparty nach

Rees · Wegen des angekündigten Sturmtiefs "Ruzica" waren die Karnevalszüge in Rees und Mehr gestern abgesagt worden.

 Nicht gerade glücklich schaut Prinz Marvin drein - und auch nicht diese vier jungen Karnevalisten rechts.

Nicht gerade glücklich schaut Prinz Marvin drein - und auch nicht diese vier jungen Karnevalisten rechts.

Foto: van Offern, Markus (mvo)

Rosenmontag gegen 11 Uhr: Eigentlich hätten um diese Zeit Tausende von bunt gekleideten Narren am Straßenrand stehen sollen, um den Rosenmontagszug anzuschauen. Doch das Sturmtief "Ruzica" verhinderte das fröhliche Treiben - der Zug war am Morgen aus Sicherheitsgründen abgesagt worden. Die wenigen Karnevalisten, die in der Innenstadt unterwegs waren, zeigten Enttäuschung, Unverständnis und Wut, andere konnten die Sicherheitsbedenken verstehen.

Narren denken über Wagenparty nach
Foto: van Offern, Markus (mvo)

Verärgert war eine Gruppe junger Leute. "Das vermiest einem die gute Laune. Die Sonne scheint, es regnet nicht, auch der Wind ist nicht sehr stark - ich versteh nicht, warum der Zug nicht stattfindet", meinte "Polizistin" Jenny. "Isselburg ist nur zehn Kilometer entfernt und die machen den Zug", ergänzte ihre Freundin, "Drachendame" Nadine.

 Eine echte Misere in Rees: Was macht man mit den Buchstaben, wenn der Zug ausfällt? Die Jecken "schrieben" sich den Frust von der Seele.

Eine echte Misere in Rees: Was macht man mit den Buchstaben, wenn der Zug ausfällt? Die Jecken "schrieben" sich den Frust von der Seele.

Foto: Markus van Offern

Auch die eine oder andere Fußgruppe traf man in der Stadt. Die Mädels der Indiaca-Gruppe vom TV Rees waren als Großbuchstaben unterwegs, die den Namen ihrer Heimatstadt bildeten. Der Thron Esserden lief mit 15 erwachsenen und zwei Kinder-Piraten als "Mini-Zug" durch die Straßen. "Wir lassen uns nicht unterkriegen", sagte Königin Susanne Rickmann. Mit König Mario Krusec zog der Thron zum Zelt. Auch dort hatte es in der am Montagmorgen stattfindenden Krisensitzung Sicherheitsbedenken gegeben. "Wir haben gemeinsam mit den Verantwortlichen der Stadt den Zelt-Hersteller in Süddeutschland angerufen. Der hat uns bescheinigt, dass das Zelt bis Windstärke 10, also etwa 100 Stundenkilometer, hält", sagte Veranstalter Marcel Weyer. Unterwegs in Richtung Zelt waren auch die Zugverantwortlichen des Reeser Karneval Vereins. "Wir haben uns die Entscheidung nicht leicht gemacht", sagte Frank Schenk. "Wir hoffen, dass trotzdem alle gemütlich Karneval feiern."

In Haffen-Mehr kam tatsächlich ein Wagen zum Marktplatz durch. Eine Gruppe Jugendlicher aus Rees war mit einem kleinen Trecker samt Anhänger morgens über den Deich Richtung Haffen-Mehr gestartet. Keiner bekam unterwegs mit, dass der Zug abgesagt war und so trudelte der Wagen einsam in der Dorfmitte ein. Stehenbleiben durfte er nicht, weil das ein falsches Signal an andere Wagenbauer gewesen wäre. Die Jugendlichen zeigten sich einsichtig und fuhren den Wagen weg.

Ohnehin zeigten die Narren hier viel Verständnis für die Entscheidung, den Zug abzusagen. Um 8 Uhr hatten den Organisatoren aus Haffen-Mehr mit den Veranstaltern aus Rees, Ordnungsamt und Polizei zusammengesessen. Da hieß es, dass Böen von mehr als 100 Stundenkilometern vorausgesagt seien. Das Gremium entschied, die beiden Züge abzusagen. In Mehr feierten die Narren dafür im Zelt.

In Haffen hatten die Zugnummern aus dem Dorf eine Wagenburg an der Schützenhalle gebildet. Hier gab es ein spontanes Programm mit Tanzeinlagen und ein paar Kamelle von den Wagen. Die Enttäuschung konnte Prinz Marvin aber nicht verbergen. "Die Absage kann ich nicht verstehen. Ich habe bei stärkerem Wind schon mit Badehose am Meer gelegen", meinte er zerknirscht.

Die Jecken überlegen jetzt, ob der Zug nachgeholt wird. "Eine Entscheidung ist noch nicht gefallen. Wir müssen erst noch in Ruhe drüber sprechen", meinte van Ophuysen.

Denkbar wäre ein kleiner Zug oder eine Art Wagenparty auf dem Markt, bei dem die Jecken ihre Fahrzeuge präsentieren können.

(moha)
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