Emmerich Negativtrend: Wehr am Wendepunkt

Emmerich · In der Emmericher Feuerwehr gibt es Sorgen über die Zukunft. Der Jugendbereich ist zwar gut aufgestellt, jedoch macht es den Löschzügen zu schaffen, dass gut ausgebildete Kräfte im mittleren Alter der Wehr den Rücken kehren.

 Zu immer mehr Pflichtaufgaben führt die zunehmende Zahl von Gefahrentransporten - vor allem auch auf der Schiene.

Zu immer mehr Pflichtaufgaben führt die zunehmende Zahl von Gefahrentransporten - vor allem auch auf der Schiene.

Foto: end

160 aktive Feuerwehrleute gibt es momentan in Emmerich. Der Altersdurchschnitt liegt bei etwa 30 Jahren. Obwohl sich diese Zahlen auf den ersten Blick gar nicht so schlecht anhören, gibt es in der Emmericher Feuerwehr dennoch Sorgen über die Zukunft. Denn die Zahl der Einsatzkräfte ist an einem Limit angelangt, das nicht mehr unterschritten werden sollte. Andernfalls könnte das drastische Folgen für die Strukturen der Feuerwehr in Emmerich haben.

Die Bezirksregierung in Düsseldorf prüft alle fünf Jahre, ob die Freiwilligen Feuerwehren in ihrem Zuständigkeitsbereich noch ihren Pflichtaufgaben nachkommen können. Dabei geht es vor allem um die Tagesverfügbarkeit der Einsatzkräfte. Gibt es hier Probleme, wird eine hauptamtliche Feuerwehr eingesetzt, unterstützt von freiwilligen Kräften. Das entspricht zwar noch nicht einer Berufsfeuerwehr, jedoch wären ihre Kosten ähnlich hoch.

1995 gab es in Emmerich noch 200 aktive Feuerwehrleute. Dass hier noch keine hauptamtliche Feuerwehr eingesetzt wurde, hat auch die Firma Probat verhindert, die mit zwölf Feuerwehrleuten aus ihren Reihen und einem Einsatzfahrzeug de facto einen fünften Löschzug stellt. Doch setzt sich der Negativ-Trend fort, der vor etwa sieben Jahren begann, könnte eine hauptamtliche Feuerwehr durchaus auch für die Rheinstadt ein Thema werden.

Denn hier machen den Löschzügen neben dem demografischen Faktor vor allem Austritte gut ausgebildeter Kräfte im Alter zwischen 40 und 50 Jahren zu schaffen. "Allein im letzten Jahr haben wir vier davon zu verkraften gehabt", erklärt Gregor Amting, stellvertretender Leiter der Feuerwehr. Die Gründe für den Rückzug aus der Feuerwehr liegen oft im privaten oder beruflichen Bereich. Aber auch ein zunehmend geforderter Zeitaufwand spielt offenbar eine wichtige Rolle. "Die Zahl der Pflichtaufgaben ist in den letzten Jahren gewachsen. Sie stehen immer mehr im Mittelpunkt. Vor allem für unsere Feuerwehr, die sich zunehmend auch mit Themen wie Gefahrentransporten und der Betuwe auseinandersetzen muss und daher auch einer speziellen Ausbildung bedarf", so Amting weiter.

Mit 30 Kindern und Jugendlichen ist die Emmericher Jugendfeuerwehr zwar "gesund", jedoch kann der Nachwuchs allein nicht den Verlust an Erfahrung wettmachen. Zumal das Interesse an der Jugendfeuerwehr auch größer sein könnte. André Jansen koordiniert den Facebook-Auftritt der Feuerwehr im Internet. Bis zu 1800 Klicks werden hier registriert. "Da müsste die Anzahl der Neueintritte eigentlich auch größer sein", sagt der stellvertretende Löschzugführer Stadt.

Der Leiter der Emmericher Feuerwehr, Martin Bettray, versucht mit Überzeugungsarbeit, die gestandenen Feuerwehrleute bei der Stange zu halten. Auch wenn das angesichts steigender Vorgaben nicht einfach ist. "Die Freiwillige Feuerwehr ist auch gelebte Kameradschaft und ein spannendes und vielseitiges Ehrenamt, das Befriedigung und Stolz verschafft", sagt er.

Einer hauptamtlichen Feuerwehr sieht der Stadtbrandinspektor mit Skepsis entgegen. "Das könnte die Motivation der freiwilligen Kräfte, die ja auch weiterhin benötigt würden, schwächen", befürchtet Bettray.

Wer an der Mitarbeit bei der Feuerwehr interessiert ist, kann sich gerne bei ihm melden.

(RP)
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