Emmerich Neue Chancen für Langzeitarbeitslose

Emmerich · Deutsche und niederländische Fallmanager wollen über die Grenzen hinweg zusammenarbeiten.

 Bernd Pastoors (stehend) leitet die Berufsbildungsstätte "Theodor-Brauer-Haus". In Emmerich erläuterte er die Arbeit der Einrichtung.

Bernd Pastoors (stehend) leitet die Berufsbildungsstätte "Theodor-Brauer-Haus". In Emmerich erläuterte er die Arbeit der Einrichtung.

Foto: Markus van Offern

Die Situation im euregionalen Arbeitsmarkt ist aktuell geprägt von einem Sockel an längerfristig Arbeitssuchenden auf beiden Seiten der Grenze. Mit dem neuen Projekt "grenzen bewegen" wollen Deutsche und Niederländer zusammenarbeiten, um die Chancen auf dem Arbeitsmarkt für Langzeitarbeitslose zu erhöhen.

"In dem Projekt sollen die Fallmanager der deutschen und niederländischen Jobcenter zusammengebracht werden, das euregionale Netzwerk verstärkt, eine größere Arbeitsmarktnähe für die Teilnehmenden und eine nachhaltige Vermittlung in den Arbeitsmarkt erreicht werden", erklärte Bernd Pastoors, Geschäftsführer des Theodor-Brauer-Hauses (TBH) in Emmerich, wo am Donnerstag die Auftaktveranstaltung für das grenzüberschreitende Projekt stattfand.

Bereits 2013/14 habe das TBH mit Liemers in dem Projekt "Aktiv über die Grenze" zusammengearbeitet. Je 15 Langzeitarbeitslose auf niederländische und deutscher Seite haben Sprach- und Kulturkurse absolviert, vier bis fünf Personen konnten in ein Arbeitsverhältnis vermittelt werden.

In einem zweiten Projekt tauschten sich Fallmanager beider Seiten intensiv aus. "Diese beiden Projekte haben wir jetzt zu 'grenzen bewegen' zusammengefügt", so Pastoors, der die Ziele erläuterte. Bis zu 360 Arbeitssuchende - je zur Hälfte deutsche und niederländische - sollen ein mehrwöchiges Qualifizierungsprogramm absolvieren. Man hoffe auf eine Vermittlung von mindestens 30 Prozent in den ersten Arbeitsmarkt.

Das zweite Ziel sei es, ein grenzüberschreitendes Case-Management aufzubauen mit mindestens 15 Akteuren pro Jahr, die sich mehrmals treffen. Die Netzwerkarbeit mit mindestens zehn Kommunen wird ausgebaut.

Im engeren Einzugsgebiet des Projektes sind rund 34.000 Personen arbeitslos gemeldet. Der Kreis Kleve ist für insgesamt 6500 langzeitarbeitslose Menschen zuständig, die Gemeinde Overbetuwe und Liemers für rund 4000 Menschen.

Landrat Wolfgang Spreen lobte das Projekt: "Das ist ganz im Sinne des europäischen Gedankens, das Grenzen für den Arbeitsmarkt keine Rolle mehr spielen. Neun unserer 16 Kommunen grenzen unmittelbar an die Niederlande, für uns ist unser Nachbarland längst Teil des regionalen Arbeitsmarktes. Menschen in unserer Region sind schon aus Tradition Grenzgänger." Für SGB II-Bezieher sei der Blick über die Grenze eine große Herausforderung. "Es ist gut, dass das TBH viele Partner mit ins Boot genommen hat, die die Anstrengungen auf beiden Seiten der Grenzen bündeln." Das Projekt biete schon deshalb gute Chancen, weil die Langzeitarbeitslosen so in einem kompletten Umkreis suchen können, der nicht an Grenzen endet, sagte Hans Sluiter, Beigeordneter der niederländischen Gemeinde Westervoort. Als ehemaliger Unternehmer in der Metallindustrie habe er gute Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit Deutschen gemacht. "Gerade die Rheinländer sind weltoffen, das bringt Vorteile", sagte er.

Den Arbeitsmarkt über die Grenzen hinaus zu öffnen sei ein schwieriges Thema, betonte Sjaak Kamps, Geschäftsführer der Euregio Rhein Waal. "Es wird viel darüber geredet, aber es in die Praxis umzusetzen, ist nicht einfach." Sozialgesetze und Bezahlung seien nur zwei Bereiche, in denen es unterschiedlich zugehe. Deshalb sei das Projekt so wichtig. "Wir wollen auch sogenannte Grenz-Info-Punkte einrichten für zusätzlichen Service", sagte er.

Das Projekt läuft über drei Jahre und kostet knapp 800.000 Euro. "Davon übernimmt Europa mit "Interreg V" 50 Prozent, je 15 Prozent die Provinz Gelderland und NRW, der verbleibende Rest wird von den Projektbeteiligten getragen", erklärte Bernd Pastoors.

(RP)
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