Emmerich Neue Schleuse sichert das Landgericht

Emmerich · Röntgen. Einzelschleusen, Wegeleitsystem. Mit Gesamtkosten im sechsstelligen Euro-Bereich hat die Justiz jetzt in die Sicherheit des Amts- und Landgerichts in Kleve investiert. Auch die Flucht aus Fenstern wurde deutlich erschwert.

 Letzte Arbeiten an der Schleuse: Heute geht die Sicherheitsanlage in den Echtzeitbetrieb.

Letzte Arbeiten an der Schleuse: Heute geht die Sicherheitsanlage in den Echtzeitbetrieb.

Foto: Evers

Sie war dringend notwendig - und kommt gerade rechtzeitig. Das Landgericht Kleve hat jetzt seine neue Sicherheitsanlage vorgestellt. Nur wenige Tage, bevor am 20. Oktober der Prozess um die tödliche Messerstecherei bei Lidl beginnt, bei dem vor dem Hintergrund heftiger Familienkonflikte mit erhöhtem Gefahrenpotenzial gerechnet wird, geht die neue Sicherheitsschleuse am Eingang des Justizgebäudes in den Echtzeitbetrieb. "Bei diesem besonderen Gerichtsfall haben wir außerdem ein zusätzliches Sicherheitskonzept entwickelt", sagt Landgerichtssprecher Christian Spelz. Eine zentrale Rolle spielt dabei auch die neue Schleusenanlage, die mit Investitionen im sechsstelligen Bereich installiert wurde.

Fortan muss jeder Besucher und Mitarbeiter durch den Ein- und Ausgang im Innenhof der Schwanenburg. Alle weiteren Zugänge, etwa am Spiegelturm, bleiben verschlossen. "Sie dienen nur noch als Rettungswege", sagt Justizwachtmeister Dieter Münnekhoff. Wer hinein möchte, muss durch einen Metalldetektor, neu ist ein Röntgengerät, das genau wie am Flughafen Gepäckstücke durchleuchten kann. "In der Probephase hat sich das Gerät schon als äußerst nützlich erwiesen", sagt Münnekhoff. So konnten bereits verbotenen Gegenstände sichergestellt werden: Messer, Schraubenzieher. "Bisher waren wir nur bedingt dazu in der Lage, die Besucher gründlich zu kontrollieren. Das hat sich jetzt geändert", sagt Dieter Münnekhoff. Natürlich gehe man bei den Kontrollen aber mit Augenmaß vor.

Die Schleuse ist in der Regel von zwei Mitarbeitern der Justiz besetzt, alle haben eine Schulung für die neue Anlage bekommen. Die automatische Schiebetür gibt erst den Weg ins Gericht frei, wenn sich die Eingangstür hinter den Besuchern geschlossen hat. So ist gewährleistet, dass einer nach dem anderen in das Justizgebäude gelangt. Wer hinaus möchte, muss durch zwei so genannte Vereinzelungszellen. Etwa Telefonzellengroße, runde Einzelschleusen, bei denen sich ebenfalls erst die vordere Tür ins Freie öffnet, wenn sich die Tür hinter den Besuchern geschlossen hat. Nicht jeder findet sich da sofort zurecht. "Wir werden gerade in der Anfangszeit noch Hilfestellung leisten müssen", sagt Christian Spelz.

Durch das neue Konzept ist jetzt auch das Amtsgericht gesichert. "Wir waren die letzten im Bezirk Düsseldorf, bei denen das nicht der Fall war", sagt Landgerichtssprecher Spelz. Dass jetzt alle den selben Eingang nutzen müssen, ruft aber nicht nur grenzenlose Begeisterung hervor. So liegt etwa die Poststelle der Anwälte in einem abgelegenen Teil der Burg, der bisher mit einem eigenen Eingang zu erreichen war. "Sicherheit bedeutet immer auch Einschränkung. Wir sind aber bemüht, Lösungen zu finden und den Betroffenen entgegenzukommen", sagt Christian Spelz. Fortan führt nur noch der Weg durch die verwinkelte Burg zu den Gerichtssälen und Amtszimmern. "Wir lassen aber niemanden herumirren", sagt Dieter Münnekhoff. Zum einen weist ein neues farbig gestaltetes Wegeleitsystem den Weg zu den einzelnen Sälen. "Zum anderen sind alle Mitarbeiter der Justiz hilfsbereit, wenn man etwas nicht auf den ersten Blick findet", sagt Münnekhoff.

Alle Sicherheitsmaßnahmen am Eingang nützen aber nichts, wenn Angeklagte durchs Fenster flüchten können, so wie es zuletzt einem 61-Jährigen im November vergangenen Jahres gelungen war. "Das wurde nicht nur in den Medien ausführlich diskutiert, sondern auch bei uns. Wir haben verschiedene Maßnahmen getroffen, die eine solche Flucht in Zukunft verhindern", sagt Landgerichtssprecher Christian Spelz. Eine absolute Sicherheit gebe es zwar nicht, in Kleve sei man jetzt aber auf einem hohen Standard. "Dass so selten etwas passiert, liegt auch daran, dass wir uns stetig verbessern", sagt Justizwachtmeister Dieter Münnekhoff.

(RP)
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