Emmerich Neues Flüchtlingsheim im Jahr 2017
Emmerich · Der Neubau eines Übergangswohnheims speziell für Flüchtlingsfamilien an der Tackenweide kommt. Gegen eine grüne Stimme segnete der Haupt- und Finanzausschuss im Rathaus das rund 1,7 Millionen Euro teure Projekt ab.
Der Neubau eines Übergangswohnheims speziell für Flüchtlingsfamilien an der Tackenweide kommt. Gegen eine grüne Stimme segnete der Haupt- und Finanzausschuss im Rathaus das rund 1,7 Millionen Euro teure Projekt ab. Das endgültige "Ja" wird nun am 15. September bei der ersten Ratssitzung nach der Bürgermeisterwahl am Sonntag zuvor erwartet.
Die Planer orientieren sich am besichtigten Bocholter Modell. Ins zweigeschossige, 16 Wohnungen fassende Massivbauhaus, bei dem ein stärker geneigtes Dach die Außenfassade besser schützen soll, passen maximal 60 Menschen, wie Stephan Glapski hervorhob, der Fachbereichsleiter Immobilien im Rathaus. Die Bausumme verteilt sich auf den aktuellen Stadt-Etat (mit 500 000 Euro) sowie in der Restsumme auf das neue Jahr. Das neue Haus würde aber erst im August 2017 stehen.
An der Tackenweide gibt es bereits ein Männer-Übergangsheim, das von 50 Personen genutzt wird. Das neue Haus soll aber räumlichen Abstand zum schon vorhandenen besitzen.
Die Vorausplanung der Stadt warf im Ausschuss Fragen auf. "Was machen wir eigentlich mit denen, die in Kürze neu in Emmerich eintreffen? Die warten ja nicht bis 2017 auf das neue Haus", stellte BGE-Vertreter Andre Spiertz in den Raum.
Bürgermeister Johannes Diks hatte die neuesten Zahlen zur Hand. Von aktuell 800 000 Flüchtlingen in Deutschland entfallen 200 000 auf NRW. Derzeit seien 254 Asylbewerber in Emmerich aufgenommen, bis Jahresende könnten es 410 sein. "Das wäre die aktuelle Proportion, auf die wir uns einstellen müssten. Ob die aber in zwei Monaten noch stimmt, weiß niemand", so Diks. Immerhin: Die finanzielle Unterstützung aus Berlin würde leicht erhöht.
Einige freie Wohnungen und auch größere "Wohneinheiten" in Emmerich seien, so Diks, noch in Aussicht: "Wir haben an zwei Stellen schon vorgefühlt, ob etwas geht." Man wolle unbedingt das schlechteste Szenario für die Stadt vermeiden. Das hieße wohl: Turnhallen füllen oder Zeltstädte errichten, wie in anderen Kommunen praktiziert.
Diks hob die bisher positive Willkommensstruktur in Emmerich hervor: "Die Hilfsbereitschaft von Privatleuten und auch Firmen ist erfreulich hoch."
Der Verwaltungschef weiß aber auch, dass seinen Mitarbeitern die Herausforderung über den Kopf wachsen könnte. Sprechstunden, Vor-Ort-Betreuungen und Orientierungshilfen in jeder Form kosten Zeit und Kraft.
Embrica-Vertreter Christoph Kukulies stieß in diese Kerbe: "Der Winter naht, der Druck aus dem Mittelmeer wird größer. Wir sollten personell im Vorlauf reagieren. Und nicht erst dann, wenn die Flüchtlinge schon bei uns sind."
BGE-Chef Gerd Bartels kritisierte das vorgetragene Vorgehen von Hans Sterbenk, dem Fachbereichsleiter für Arbeit und Soziales: "Das ist kein Betreuungskonzept für Asylbewerber, sondern ein nicht ausreichendes Arbeitspapier. Wir brauchen ein festes Drehbuch. Jeder muss wissen, was zu tun ist."