Emmerich Opferschutz - eine heikle Aufgabe

Emmerich · Bei schweren Unfällen oder Verbrechen wie dem vom Mittwoch an der Nierenberger Straße spielen der Schutz und die Versorgung der Angehörigen eine besondere Rolle. Polizei und Jugendamt arbeiten hier Hand in Hand.

Emmerich: Opferschutz - eine heikle Aufgabe
Foto: Guido Schulmann

Als am vergangenen Mittwochmorgen bei Arnfried Barfuß das Handy klingelte, war dem Leiter des Emmericher Jugendamtes noch nicht klar, vor welche Aufgaben er und sein Team im Laufe des Tages noch gestellt werden sollten. Wie Barfuß erfuhr, hatte es ein Tötungsdelikt an der Nierenberger Straße gegeben. Für das Emmericher Jugendamt ging es nun darum, die beiden Kinder der getöteten Frau, ein und vier Jahre alt, möglichst schnell in Obhut zu nehmen und von den Geschehnissen fern zu halten.

Zwei Mitarbeiterinnen wurden sofort zum Tatort geschickt und brachten die Kinder, die in der Zwischenzeit von einer Nachbarin versorgt wurden, ins Jugendamt. "Wir haben dann eine Pflegefamilie finden können, die sich dankenswerter Weise um die Kinder kümmerte", erklärt Barfuß. In Abstimmung mit der Polizei wurden noch schnell ein paar Habseligkeiten der Kinder aus der Wohnung, in der das Verbrechen geschah, organisiert.

Zwischenzeitlich hatte sich jedoch schon wieder eine neue Entwicklung gegeben: Auch die Familie des Täters mit einer Frau und sechs Kindern musste betreut werden. "Hier ist es uns gelungen, die Familie in größerer Entfernung von Emmerich in einer Einrichtung unterzubringen", berichtet Barfuß.

Insgesamt waren zehn Mitarbeiterinnen des Jugendamtes in den Fall involviert, darunter auch zwei, die russisch sprachen. Dass trotz der Dramatik der Ereignisse alles reibungslos ablief, war der guten Zusammenarbeit zwischen Jugendarbeit und Polizei zu verdanken. "Wir haben uns hier gegenseitig unterstützt. Das ist alles sehr gut gelaufen", sagt Barfuß.

Auf Seiten der Polizei war der Opferschutz für die Betreuung der Angehörigen zuständig. Bei der Polizei im Kreis Kleve spielt diese Einrichtung eine wichtige Rolle. "Wir haben hier ein besonderes Modell des Opferschutzes", erklärt Polizeisprecher Heinz Vetter. Zum Einsatz kommen die Opferschützer bei schweren Unfällen oder eben bei Verbrechen wie dem vom Mittwoch. Mit einer Bereitschaft rund um die Uhr sind zwei Beamte eigens dafür abgestellt. Im Bedarfsfall werden sie von weiteren Polizisten unterstützt, die sich dafür freiwillig gemeldet haben. Denn: "Die Betreuung von Opfern ist nicht jedermanns Sache. Man muss von Herzen dazu bereit sein, weil es ja oft um sehr schlimme Nachrichten geht, die überbracht werden müssen", sagt Vetter.

Gefragt sind deshalb bei den Beamten Fingerspitzengefühl und ein einfühlsames Vorgehen. "Oft geht es auch darum, den Betroffenen einen würdigen Abschied von ihren Angehörigen zu ermöglichen, die sie gerade verloren haben", sagt Vetter. Und am vergangenen Mittwoch standen gleich eine ganze Reihe von Angehörigen vor der Tür des Mehrfamilienhauses an der Nierenberger Straße, in dem sich die schreckliche Tat ereignet hatte. Auch der Ehemann der getöteten Frau war darunter. Er erfuhr erst vor Ort, was geschehen war.

Er und seine beiden Kinder sind mittlerweile bei Verwandten in Duisburg untergekommen. "Wenn sie weitere Unterstützung benötigen, wird ihnen das dortige Jugendamt weiterhelfen", so Arnfried Barfuß.

(RP)
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