Emmerich Partner fürs Leben

Emmerich · Jahrelang waren Rottweiler Odin und Hundeführer Michael Arts ein Team, niemand sonst kann mit dem Rüden arbeiten. Nun geht er in Rente und lebt bei dem Polizisten. Sie sind ein Team, sagt Arts - und das bis zum Ende.

 Michael Arts (39) mit Rottweiler Odin (rechts) und seiner Nachfolgerin, der Belgischen Schäferhündin Emma.

Michael Arts (39) mit Rottweiler Odin (rechts) und seiner Nachfolgerin, der Belgischen Schäferhündin Emma.

Foto: Evers

Als Odin aus dem Auto springt, erkundet er erstmal das Gebüsch - und muss mal. Dann ist er wieder ganz bei Herrchen Michael Arts. "Egal was Sie machen, versuchen Sie nicht, ihn zu streicheln", sagt der Hundeführer. Dabei ist der Rottweiler-Rüde mit seinen 35 Kilogramm ein vergleichsweise schlankes Tier. Artgenossen bringen 50 Kilo und mehr auf die Waage. "Unsere Hunde sind eben Leistungssportler", sagt Arts. Ausgebildet, um die sieben häufigsten Rauschgifte zu erschnüffeln. Und als Schutzhund. Letzteres ist eine Spezialität von Odin, was er Momente später unter Beweis stellt, als unser Fotograf mit der großen Kamera vor dem Gesicht ein bisschen zu nahe an das Duo heranrückt - zumindest nach Odins Geschmack. Der Hund schlägt an, der Polizist bleibt gelassen. "Angst und Schrecken verbreiten kann er." Arts lacht. Er kennt seinen Hund, schließlich sind die beiden Partner fürs Leben.

 Schutzhund Odin in seinem Element.

Schutzhund Odin in seinem Element.

Foto: Evers Gottfried

Wie wörtlich das zu nehmen ist, zeigt sich in Momenten wie diesem: Bei Odin wird ein Bandscheibenvorfall zwischen dem zweiten und dritten Halswirbel festgestellt. Als der Hund in den Operationssaal gebracht wird, ist für die Behörde schon klar, dass er nicht mehr im Polizeidienst eingesetzt werden kann. Und für Arts, dass er den siebenjährigen Rottweiler auch im Ruhestand mit nach Hause nimmt. "Das sind wir den Hunden schuldig. Das machen viele Kollegen so", sagt er. "Der rettet mir da draußen ja den Hintern."

Emmerich: Partner fürs Leben
Foto: Evers Gottfried

Wie am Altweibertag 2016, als der Beamte zu einem Einsatz mit einem psychisch Kranken gerufen wird. Der Mann hatte randaliert, Menschen mit einem Messer bedroht und die Heckscheibe eines Wagens eingeschlagen. Als der Polizist den mutmaßlich bewaffneten Mann auf offener Straße trifft, greift dieser in seine Tasche. Michael Arts schickt den Rottweiler los - und der bringt den Mann zu Fall.

Emmerich: Partner fürs Leben
Foto: Evers Gottfried

Odin kann sein Ziel "hinlegen". Er greift die Person am Arm - und verbleibt mit seinem Gebiss solange darin, bis diese sich hingelegt hat. "Nur ich kann ihn dann auch wieder lösen", sagt Arts. Würde das ein Kollege des Polizisten versuchen, der Rüde würde womöglich auch ihn beißen. "Weil er denkt, dass er ihm die Beute wegnehmen möchten", sagt der Hundeführer.

Der 39-Jährige hat noch sechs Kollegen in der Kreis Klever Polizeiwache, die als Hundeführer ausgebildet sind. Mensch und Tier werden gleichermaßen geschult, um für den Einsatz perfekt vorbereitet zu sein. Drei grundlegende Lektionen müssen die Hunde beherrschen: Stöbern, Unterordnung, Schutzdienst. Mindestens eine davon wird täglich geübt. Regelmäßig wird ihr Können kontrolliert, Probleme hatte Odin damit nie.

Dabei sind Rottweiler eher Exoten im Einsatz der Polizei. Am häufigsten trifft man auf Belgische Schäferhunde. So wie Emma, Odins Nachfolgerin, die ebenfalls bei Arts lebt. "Sie ist ganz anders als Odin. Lernt schneller, hinterfragt aber viel mehr", sagt Arts. Ans Herz gewachsen sind ihm schon beide Hunde, sind sie im Laufe der Zeit doch viel mehr, als einfach nur Nutztiere. Sie bilden eine Hälfte eines Teams. "Diensthunde sind anders als normale Haustiere. Aber niemand verliert gerne seinen Hund", sagt Arts. Als ein Spürhund Ende vergangenen Jahres in Kevelaer im Einsatz ist, um den Besuch von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier vorzubereiten, stürzt er mehrere Meter in die Tiefe und verletzt sich erheblich. "Solche Sachen passieren", sagt Arts. Dabei muss das eine aber immer klar sein: "Auch wenn mir der Hund etwas bedeutet, würde ich nicht zögern, ihn in ein Gebäude zu schicken, in dem eine Gefahr drohen könnte."

Das muss Odin im Ruhestand nun nicht mehr machen. Im Training bleibt er aber. Wenn vielleicht auch etwas entspannter. Und das Zusammenleben mit Emma klappt auch schon gut, sagt Arts: "Er ist da ein wahrer Gentleman."

(lukra)
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