Rees Pastor Spörkel im falschen Körper

Rees · Pastor Gerd Spörkel von der evangelischen Kirchengemeinde in Haldern hat eine Geschlechtsumwandlung begonnen. Seine Arbeit in der Gemeinde behält er. Gestern äußerte er sich zum ersten Mal öffentlich. Bei dieser Gelegenheit war er bereits geschminkt.

Seit 26 Jahren ist Hans-Gerd Spörkel Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde in Haldern. Als der beliebte Pastor im Sommer erkrankte, gab es verschiedene Gerüchte um seine Abwesenheit.

Seit dem 2. Januar ist er wieder im Dienst. Dieter Schütte, Superintendent des Kirchenkreises Wesel, Hans-Gerd Spörkel und Udo Windgaß, stellvertretender Vorsitzender des Presbyteriums, informierten am Mittwoch die Öffentlichkeit über die Hintergründe der Erkrankung.

"Es handelt sich um das Thema ,Transgender' und weil das eine sehr persönliche Komponente hat, bitte ich die Öffentlichkeit, das Thema nicht zu sexualisieren, sondern sachlich und sensibel damit umzugehen", so Schütte.

Vor rund vier Jahren hatte Hans-Gerd Spörkel eine schwere seelische Krise: "Ich stellte mir immer öfter die Frage: Stecke ich im richtigen Körper?" Im Frühjahr 2010 habe es erste Gespräche mit dem Presbyterium und seinem Dienstherrn gegeben.

Seelischer Druck

Den seelischen Druck, den so eine Entscheidung sowohl im persönlichen als auch beruflichen Bereich mit sich bringen kann, habe er unterschätzt. So kam es im Sommer zu einem Zusammenbruch. "In einer psychosomatischen Kur habe ich mich mit der Geschlechtsumwandlung auseinandergesetzt mit dem Ziel, diesen Weg zu gehen", erklärte Hans-Gerd Spörkel. Einige Freunde haben ihm geraten, eine Gemeinde in einer anderen Stadt zu übernehmen. "Doch ich wollte wenigstens versuchen, dort zu bleiben, wo ich so viele Wurzeln habe."

Presbyterium und sein Dienstherr Dieter Schütte legten ihm keine Steine in den Weg. "Es war keine einfache Entscheidung. Wir haben viele Gespräche geführt und uns entschlossen, den Weg weiter mit ihm zu gehen", sagte Udo Windgaß. "Als Pfarrer bleibt er der gleiche, nur in seinem persönlichen Denken gibt es Veränderungen." Am 2. Januar fand der erste Gottesdienst statt, danach war die Gemeinde zu einem Gespräch eingeladen.

"Ich war beeindruckt von der Reaktion der Gemeindeglieder", meinte Spörkel. Als er seine Erklärung abgegeben hatte, gab es einen langanhaltenden Beifall. Und die Äußerungen der Menschen, vom Jugendlichen bis zum Senior, waren so positiv, dass er sehr bewegt war. So mancher fragte, wie er ihn nun ansprechen solle. Aber da bliebe alles beim Alten, eine Namensänderung stehe nicht an.

"Wir werden das Thema nicht totschweigen, sondern es begleiten und transparent machen, so dass die Gemeinde alle Veränderungen mitbekommt", versprach Schütte.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort