Rees Pfarrer Wolf dankt Rees

Rees · Nach 21 Jahren wurde der beliebte Geistliche Sonntag verabschiedet.

Motorrad fährt Pfarrer Michael Wolf nicht mehr. Schweren Herzens hat er seine Kawasaki aufgegeben, auf der er viele Touren unternommen hatte. Das Motorrad und Pfarrer Wolf gehörten für viele Reeser lange Zeit einfach zusammen. Kein Wunder also, dass der Geistliche sich auch bei der Motorradwallfahrt in Kevelaer engagierte. Er feierte dort Gottesdienst mit den Bikern draußen auf dem Zeltplatz, er segnete ihre Maschinen nach der gemeinsamen Fahrt zur Basilika. Diese Begegnung mit Menschen, die eher selten Berührungspunkte mit Kirche haben, sei ihm wichtig gewesen, betonte er.

Jetzt steht für ihn die nächste Fahrt nach Kevelaer an. Nicht mit dem Motorrad. Der Geistliche verlässt Rees. Gestern nutzte die Gemeinde die Gelegenheit, sich persönlich von dem beliebten Pfarrer zu verabschieden. Noch ist offen, wer der Nachfolger werden wird.

Fest steht aber wohl schon, dass es kaum mehr einen Pfarrer geben wird, der die Geschicke der Gemeinde über so viele Jahre bestimmen wird. "Die vertraute Anrede ,Pastor' hat ganz Rees für Sie benutzt", sagte Gertrud Nyssing, Vorsitzende des Pfarreirates, gestern im bewegenden Gottesdienst, mit dem die Gemeinde von Pastor Wolf Abschied nahm. Er bedankte sich dreifach. Einmal bei seiner Familie, vor allem bei seiner Mutter, dann beim lebendigen Gott, der ihn in seinen Dienst gestellt habe. "Mit meinen Stärken, aber auch mit meinen Schwächen." Verkündige nicht dich, sondern mich, sei die Botschaft. Als Pfarrer Wolf daher vor 21 Jahren gefragt wurde, wie er es denn schaffen wolle, drei Gemeinden zu betreuen, habe er gesagt: "Ich muss nicht überall sein, er ist überall." Aus drei Gemeinden, die er betreuen musste, wurden später fünf. Wegen fehlender Priester war das Bistum gezwungen, auch in Rees Gemeinden zusammen zu legen. Kein einfacher Prozess. Fünf Pfarreien fusionierten zur Großgemeinde St. Irmgardis: St. Mariä Himmelfahrt Rees, St. Vincentius Mehr, St. Lambertus Haffen, St. Cosmas und Damian Bienen und St. Katharina Grietherbusch. Das führte zu Einschnitten in den Gemeinden. Inzwischen haben sich die Gläubigen mit der Situation arrangiert, die Beziehungen zwischen den früher selbstständigen Gemeinden sind eng. Auch dazu trug Pfarrer Wolf bei. Bester Beleg dafür war, dass gestern Delegationen aus allen Teilen der Großgemeinde kamen. Auch musikalisch wurde die Messe von Sängern aus ganz Irmgardis gestaltet. Für ein buntes Bild sorgten die Messdiener, die mit farbigen Buchstaben das Wort "Auf Wiedersehen" am Altar formten.

Ein weiterer Dank von Pfarrer Wolf galt allen in der Gemeinde. "Ich wusste mich getragen von Ihnen im Tun und Gebet", sagte Wolf. Ihm sei gesagt worden: Rees ist nicht einfach. "Doch wo ist es denn einfach? In Kleve, Kalkar, Emmerich nicht", sagte der Pastor ungewohnt offen. "Überall gibt es Kotzbrocken, die einem Steine in den Weg legen. Aber Ärger und Kritik bringen uns auch weiter." Mit Blick auf den Bürgermeister ergänzte er. "Da geht es Ihnen sicher nicht viel anders." Das bestätigte der Verwaltung-Chef in seiner kurzen Ansprache. "Man ist bestrebt, es allen gerecht zu werden. Doch das ist leider nicht möglich. Unpopuläre Entscheidungen treffen zu müssen, kostet Kraft", sagte Christoph Gerwers

Wer Pfarrer Wolf kennt, der weiß, wie sehr ihm die Seelsorge, die persönliche Beziehung zu Menschen am Herzen liegt. Daran erinnerte auch Peter Scholten vom Kirchenvorstand. Eine der ersten Maßnahmen des neuen Pfarrers sei 1994 gewesen, die Stühle im Altarraum umzustellen, so dass der Pastor Auge in Auge mit der Gemeinde saß. "Der Kontakt mit den Menschen war ihm immer wichtig", sagte Scholten. Pfarrer Wolf ist Seelsorger durch und durch. Da musste er in den letzten Jahren wohl Abstriche machen, weil es immer mehr Verwaltungsaufgaben gab. Da Wolf auch Dechant war, war er in viele organisatorische Aufgaben eingebunden. Heutzutage sind Pfarrer oft mehr als Manager statt als Seelsorger gefragt.

Das war mit ein Grund, warum Michael Wolf sich schweren Herzens zu seinem Abschied entschlossen hat. Ein Abschied, den auch Pastor Rajakumar sehr bedauert, der jetzt als Pfarrverwalter übergangsweise die Gemeinde leiten wird. "Es war ein Glück für mich, einen solchen Menschen kennengelernt zu haben", sagte der Geistliche. Pfarrer Wolf sei ihm von Anfang an auf Augenhöhe begegnet. "Und das nicht nur, weil wir beide die gleiche Statur haben", meinte der indische Geistliche schmunzelnd.

(RP)
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