Emmerich "Plusminus": Hygienemängel in Kliniken

Emmerich · Im Auftrag der ARD hat eine Recherchegruppe herausgefunden, dass viele Kliniken den Hygiene-Richtlinien nicht entsprechen. Kleve, Goch und Kalkar gehör(t)en dazu. Das Emmericher Willibrord-Spital erfüllt die Vorschriften.

 Wer ins Krankenhaus kommt, geht davon aus, gesund zu werden. Doch im Hospital kann man sich auch gefährliche Keime einfangen.

Wer ins Krankenhaus kommt, geht davon aus, gesund zu werden. Doch im Hospital kann man sich auch gefährliche Keime einfangen.

Foto: Evers

Die ARD-Sendung "Plusminus" berichtete gestern Abend über das Ergebnis einer Recherche, die der Fernsehsender in Auftrag gab. Danach erfüllte im Untersuchungsjahr 2014 jede vierte Klinik die Vorschriften des Robert-Koch-Instituts nicht, und auch hiesige Krankenhäuser waren betroffen. Sowohl das Klever, als auch das Gocher und Kalkarer Krankenhaus beschäftigten nach den Erkenntnissen der Untersuchung (damals) nicht genügend Hygienepersonal. Auch der LVR-Klinik in Bedburg-Hau wird dies vorgeworfen.

Geschichten, wie sie in der Dokumentation vorgestellt wurden, hat in ähnlicher, wenn auch meist weniger schwerer Form, wohl fast jeder schon gehört: Ein Patient geht wegen einer vergleichsweise harmlosen Erkrankung ins Krankenhaus, wird vielleicht operiert und fängt sich einen gefährlichen Keim ein. Sein Aufenthalt auf der Station wird deutlich länger als erwartet - eventuell sind die Folgen noch ernster.

Erkannt ist das Problem wohl. So hängt inzwischen wohl auf fast jedem Flur ein Automat, der zum Desinfizieren der Hände auffordert. Ob sich die Besucher entsprechend verhalten, wird jedoch ihnen überlassen. Im vergangenen Jahr gab es auch im Gocher Wilhelm-Anton-Hospital ein Problem mit dem Krankenhauskeim MRSA. Er soll aus dem Ausland eingeschleppt worden sein; fünf Fälle bestätigte das Labor. Dabei war erst Ende 2015 die Ausstellung "Keine Keime" gezeigt worden. Damals war versichert worden, man verfahre nach dem aktuellen wissenschaftlichen Stand und bei jeder Aufnahme werde ein MRSA-Aufnahmescreening gemacht.

Die Gefahr, sich anzustecken, wächst laut Fernsehbericht, denn immer mehr multiresistente Keime seien mit Antibiotika kaum mehr zu behandeln. Parallel dazu würden die Patientenzimmer oft nicht genügend gereinigt. Um Gefahrenherde frühzeitig zu erkennen und für Abhilfe zu sorgen, sind in allen Kliniken Hygiene-Experten vorgesehen: verantwortliche Hygieniker, Hygienefachkräfte, hygienebeauftragte Ärzte und Pfleger. 2014 waren, gemessen an den Patientenzahlen, in Kleve und Goch zu wenig Fachkräfte beschäftigt, in Kalkar soll es keine Stelle gegeben haben. Und das, obwohl dort besonders viele betagte und damit anfällige Menschen versorgt werden. Was sagt der Vorstand des Karl-Leisner-Klinikums? Pressesprecher Christian Weßels: "Die Daten sind veraltet. Sie beziehen sich auf das Jahr 2014. Krankenhäuser werden heute als mangelhaft bewertet, weil sie 2014 nicht gemeldet haben, ob sie einen Hygienebeauftragten in der Pflege haben."

Das Emmericher Spital erfüllte die Vorschriften. Das Weseler Marien-Hospital, das zur Pro-Homine-Krankenhausholding gehört, nicht.

(RP)
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