Emmerich Prähistorische Äcker im Wald entdeckt

Emmerich · Erstmalig im Rheinland hat ein Hobby-Forscher "Celtic Fields" gefunden. Dank Peter Bruns aus Wesel steht fest: Wo sich der Reichswald zwischen Kleve und Nütterden erstreckt, wurde in der Bronzezeit Landwirtschaft betrieben.

 Dr. Marion Brüggler vom LVR-Amt für Bodendenkmalpflege (r.) und Theresa Langewitz im Reichswald. Die oberste Schicht von 20 Zentimern stellt die Überreste eines Jahrtausende alten Walls, der die "Celtic Fields" abgrenzte, dar.

Dr. Marion Brüggler vom LVR-Amt für Bodendenkmalpflege (r.) und Theresa Langewitz im Reichswald. Die oberste Schicht von 20 Zentimern stellt die Überreste eines Jahrtausende alten Walls, der die "Celtic Fields" abgrenzte, dar.

Foto: Evers

Einem Hobbyforscher ist eine wissenschaftliche Entdeckung von einiger Bedeutung gelungen. Peter Bruns aus Wesel ist seit zehn Jahren ehrenamtlicher Mitarbeiter beim LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland. In seiner Freizeit beschäftigt er sich gerne damit, Karten und Luftbilder im Internet auszuwerten. Kürzlich stieß er auf ungewöhnliche Muster auf einer topografischen Karte des Reichswalds zwischen Kleve und Nütterden. Weil Bruns sich mit Archäologie auskennt, hegte er sofort eine Vermutung: Er könnte sogenannte Celtic Fields entdeckt haben. Genau so war es, Bruns hatte ins Schwarze getroffen. Für die Wissenschaftler vom LVR ist das eine kleine Sensation: Nie zuvor ist es gelungen, im Rheinland eine solche prähistorische Anlage nachzuweisen. Bruns gibt sich dennoch bescheiden, auch wenn er bekennt: "Ein bisschen stolz bin ich schon."

Emmerich: Prähistorische Äcker im Wald entdeckt
Foto: Evers Gottfried

Die "Celtic Fields", das hat die Außenstelle Xanten des LVR-Amts für Bodendenkmalpflege im Rheinland inzwischen herausgefunden, erstrecken sich auf einer bewaldeten Fläche von insgesamt 33 Hektar. Dabei handelt es sich um rechteckige Flächen mit einer Kantenlänge von 20 bis 60 Meter, die von breiten Erdwällen umgeben sind. Die Überreste solcher Erdwälle entdeckte Bruns auf einer Karte der Internetseite www.tim-online.nrw.de. Diese Karten entstehen, indem Forscher von einem Flugzeug aus den Boden per Laser abtasten. Die Daten werden auf Geobasiskarten übertragen. Wer sie betrachtet, muss schon genau hinsehen, denn gerade mal 20 Zentimeter heben sich die Überreste der ursprünglich etwa drei Meter hohen Erdwälle im Reichswald vom Boden ab.

Bruns sah genau hin, doch ein bisschen Glück war auch dabei: Erst kurz zuvor hatte er erstmals von den "Celtic Fields" gehört. "Ich wusste, dass es diese Felder auch in Holland gibt und habe mir angeschaut, wie das von oben ansieht", sagt der Hobbyforscher.

Die acht bis zehn Meter breiten Erdwälle sollten die "Celtic Fields" voneinander abgrenzen und sie dienten wohl auch zum Windschutz. Denn auf den Feldern pflanzten Bauern in der Bronzezeit Getreidearten wie Einkorn, Emmer und Dinkel an. Erstmals wurden die "Celtic Fields" auf den britischen Inseln erkannt und sie erhielten ihren Namen, weil sie fälschlicherweise mit den Kelten in Verbindung gebracht wurde. Tatsächlich wurden sie jedoch nicht von Kelten, sondern von urgermanischen Völkern eingeführt. Dr. Marion Brüggler vom LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland vermutet, dass es die Bataver waren, die im Reichswald bei Kleve die "Celtic Fields" bewirtschafteten. "Einfach durften es die Bataver nicht gehabt haben, denn die Sandböden waren nicht besonders fruchtbar", sagt die wissenschaftliche Mitarbeiterin Theresa Langewitz. Wann genau die "Celtic Fields" angelegt wurden, ist derzeit noch schwer zu sagen. "Vermutlich in der Zeit von 1200 vor Christus bis 300 nach Christus", sagt Langewitz.

Um das genau herauszufinden, haben LVR-Mitarbeiter einen etwa 30 Meter langen und einen Meter tiefen Graben in den Reichswaldboden gezogen. In den kommenden Wochen tragen sie Bodenschichten ab und lassen die Erde analysieren. Sie erhoffen sich, dass dabei Spuren von prähistorischen Feldfrüchten gefunden werden. Und dass die Erde ihr genaues Alter preisgibt.

Auf jeden Fall haben die Wissenschaftler durch die Entdeckung von Peter Bruns nun eine ziemlich genau Vorstellung davon, wie es damals in dem heute dicht bewaldeten Gebiet ausgesehen haben muss: "Einzelne Gehöfte mit einer Fläche von 40 mal 40 Meter erstreckten sich über eine weite, offene Fläche", beschreibt es Dr. Marion Brüggler vom LVR. Darauf, dass bei den Arbeiten im Reichswald jetzt vielleicht noch Fragmente von prähistorischen Häusern auftauchen, hofft die Wissenschaftlerin jedoch nicht. "Damals wurde ausschließlich mit Holz gebaut. Das ist längst verwittert", sagt Brüggler.

(RP)
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