Emmerich Propst kämpft von der Kanzel für Frede

Emmerich · Klever Politik will neue Gesamtschule nicht nach NS-Märtyrer Wilhelm Frede benennen. In seiner Pfingstpredigt in der voll besetzten Klever Stiftskirche hat Johannes Mecking das als einen "Schlag ins Gesicht der Kirche" kritisiert.

Emmerich: Propst kämpft von der Kanzel für Frede
Foto: Stade Klaus-Dieter

In seiner Pfingstpredigt hat Propst Johannes Mecking in der voll besetzten Klever Stiftskirche auf der Kanzel eindeutig Stellung bezogen zur Empfehlung des Klever Schulausschusses an den Stadtrat, die Gesamtschule in Rindern "Am Forstgarten" zu nennen. Er plädiert, ebenso wie der ehemalige Stadtdirektor Manfred Palmen, dafür, der Schule den Namen Wilhelm Fredes zu geben, dem 1942 im Konzentrationslager Sachsenhausen ermordeten Vizekonsul im Niederländischen Konsulat in Kleve. Dafür spendeten ihm die Gläubigen nach der Predigt starken Beifall.

Palmen fordert, dass die Gesamtschule Wilhelm Frede als Namenspatron wählt, wie es die ehemalige Hauptschule getan hatte, in deren Gebäude die Gesamtschule untergebracht wird.

Ausgehend von der biblischen Pfingsterzählung hatte der Propst die Frage gestellt: "Wes Geistes Kind sind wir eigentlich?" und damit eine Brücke geschlagen. Mecking: "Ein Zeugnis, wes Geistes Kind er ist, ein Zeugnis für das Leben, für das Wirken des Hl. Geistes hat Wilhelm Frede zu seiner Zeit gegeben: Frede ist bis heute meines Erachtens politisch für das Verhältnis Niederlande - Deutschland und für seinen Einsatz für jüdische Mitbürger während der NS-Diktatur in Kleve von großer Bedeutung. Frede hat all das aus seiner Glaubensüberzeugung gelebt. Das hat ihm schließlich das Leben gekostet."

Dieses Lebenszeugnis solle in einem Seligsprechungsprozess für Frede gewürdigt werden. Bischof Genn habe das Verfahren im März eröffnet, nun werden in Münster und Rom die nächsten Schritte auf den Weg gebracht.

Zur Empfehlung des Klever Schulausschusses, den bisherigen Namen Wilhelm Frede zu streichen und die Bildungseinrichtung in "Gesamtschule am Forstgarten" umzubenennen, meint Mecking: "Bei einem solchen Namen kommt bei mir zuerst die Assoziation, dass man in einer solchen Einrichtung demnächst das Jägerlatein erlernen kann."

Zur Aussage des Schulleiters, man möchte der Schule einen neuen Anfang ermöglichen, fragt sich der Propst: "Ist der Name Wilhelm Frede verantwortlich dafür, dass man einen neuen Anfang braucht? Liegt es nicht eher an einer unglücklich gestalteten Schulpolitik des Landes und auch der Stadt Kleve?" Und zugleich müsse die Frage erlaubt sein: "Da soll der Name eines Klever Bekenners gegen die Nazi-Diktatur als Schulname gelöscht werden und an anderer Stelle wird ein Name für eine Schule in Kleve propagiert, der, historisch belegt, eine nicht zu leugnende Sympathie und Nähe zur Diktatur des Nationalsozialistischen Reiches gelebt hat ? Damit sollen die Begabungen und das Können, die sich mit dem Namen verbinden, nicht geleugnet werden. Aber man muss auch die dunklen Punkte einer Biografie kritisch in den Blick nehmen dürfen!" Der Propst meint mit dieser Passage die Gesamtschule Oberstadt, die den Namen des Künstlers Joseph Beuys tragen soll.

Mecking argumentiert, Frede habe sich für Gerechtigkeit, für Gleichheit, für Toleranz und gegen ein ungerechtes Regime starkgemacht, und es habe "ihn den Kopf" gekostet. "Sollte es Wilhelm Frede in unseren Tagen wegen nicht nachvollziehbarer Gründe wiederum "den Kopf kosten?", fragt er.

So weit die Predigt. Mecking "erwartet, "dass der Schulausschuss diese Empfehlung zurücknimmt und sich für die Beibehaltung des Namens Wilhelm Frede einsetzt, damit deutlich wird, wes Geistes Kind die Klever sind". Er lädt auch die Gemeinde ein, "Stand zu halten" für den Namen Wilhelm Frede und sich bei den Verantwortlichen zu äußern". Er sei in der Sache zum Gespräch bereit, werde aber auch nicht zögern, "bei Bedarf den Bischof von Münster, die Bischofskonferenz und die Seligsprechungkongregation in Rom einzuschalten, damit man sich dort ein Bild machen kann, wes Geistes Kind wir hier in Kleve sind. Denn es ist für mich nicht nur ein Schlag ins Gesicht für alle Opfer des Nationalsozialismus, sondern auch ein Schlag ins Gesicht der katholischen Kirche in Kleve und im Bistum Münster, in der sich Menschen, gerade auch aktuell, stark machen, das Lebens- und Glaubenszeugnis von Wilhelm Frede über die Grenzen der Stadt und des Landes zu würdigen."

Kleves Bürgermeisterin Sonja Northing will sich, falls gewünscht, vermittelnd in die Diskussion um die Namensgebung einbringen. Sie möchte beide Seiten - Gesamtschul-Chef Jürgen Schmitz und Propst Johannes Mecking - zum Gespräch an einen Tisch über den Namen der neuen Schule und über Wilhelm Frede einladen, damit man eine Lösung finden kann.

(RP)
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