Emmerich Ratschläge vom "Meisterbetrüger"

Emmerich · Der "wahnsinnige Puppenspieler" Heinz Bömler lud zum Pfingstfest in die Viller Mühle ein. Nostalgiker bestaunten die gigantische Sammlung, Hobbybetrüger holten sich wertvolle Tipps vom Meister - oder wurden gleich selbst abgezockt.

 Heinz Bömlers Führungen über das Gelände der Viller Mühle gehören zum Unterhaltsamsten, was der Niederrhein zu bieten hat.

Heinz Bömlers Führungen über das Gelände der Viller Mühle gehören zum Unterhaltsamsten, was der Niederrhein zu bieten hat.

Foto: GOTTFRIED EVERS

Um ein gutes Geschäft ist der wahnsinnige Puppenspieler Heinz Bömler nie verlegen. Und so nutzte er auch das Pfingstwochenende wieder, um seinen Gästen in gewohnter Manier das sauer verdiente Geld aus der Tasche zu ziehen. Die erste Warnung gab es für die Besucher gleich am Eingang: Auf einem Schild steht dort der Name von Bömlers Firma, "Lug & Betrug".

Der Eintritt in die Viller Mühle lohnte sich trotzdem, denn in den Räumlichkeiten der ehemaligen Öl- und Getreidemühle hat Bömler eine gigantische Sammlung alter Gegenstände angehäuft. Ob altes Friseurgeschäft, Arztpraxis oder Tabakladen - jeder Raum gleicht einer Reise in vergangene Zeiten. Auch Superlative gab's zu Bestaunen: von der "schärfsten Bar der Welt" bis hin zur weltgrößten Luftballonstartrampe.

Dass er nie um ein profitables Geschäft verlegen ist, darum machte der Puppenspieler auch in seinen Aufführungen keinen Hehl: Seinen Gästen gab er an Pfingsten Tipps, wie sie lästige Blitzanlagen künftig trotz überhöhter Geschwindigkeit umgehen können: "Die meisten haben ja einen Garten oder einen Baum. Nehmt euch einfach ein Blatt, reißt es in der Mitte ein und verdeckt damit einen Teil Eures Nummernschildes", so Bömler. Der Trick funktioniere, schließlich landeten seine Strafzettel seit Jahren bei einem Autobesitzer in Kaiserslautern - und wenn die Polizei ihn anhalte, weise er darauf hin, dass er ja nichts dafür könne, wenn ein Blatt sich ausgerechnet über das "E" im Nummernschild schiebe. Für Interessierte ohne Garten hatte Bömler auch gleich passende Baumblätter im Angebot.

Zum Umgang mit den Behörden hatte der wahnsinnige Puppenspieler ohnehin reichlich Tipps auf Lager. Als er in den 90er Jahren in einer Fernsehsendung gefragt wurde, ob er auch das Finanzamt betrüge, antwortete er: "Ich kann da doch keine Ausnahme machen." Prompt gab's einen Anruf vom Amt mit der Bitte um Stellungnahme - die Befürchtungen des Finanzamtes konnte Bömler jedoch mit einem einfachen Hinweis aus dem Weg räumen: "Das war gelogen!" Auch als er einmal in Uniform vor seiner Viller Mühle 1,07 D-Mark Maut von jedem Autofahrer kassiert hatte, kam der Geschäftsmann straffrei davon - der Straftatbestand der Amtsanmaßung komme nicht infrage, weil es in Deutschland ja gar keine Maut gebe, musste die Staatsanwaltschaft einräumen. "Ich kann nur jedem sagen: Gründet auch eine Betrugsfirma. Hoeneß hat eine, der ADAC hat eine - nur Ihr betrügt noch nicht", riet der Puppenspieler seinen Gästen. Wer seine betrügerischen Fähigkeiten in der Viller Mühle ausbilden oder eine nostalgische Reise durch vergangene Zeiten erleben wollte, der kam voll auf seine Kosten. Zum Andenken konnten die Besucher zudem zum Spottpreis von drei Euro Wundertüten beim Puppenspieler erwerben.

Nur eine Bitte hatte Gastgeber Bömler an die Käufer: "Öffnet die Tüten bitte erst zuhause und wundert euch dort."

(RP)
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