Rees Rees will Vorreiter beim Brandschutz sein

Rees · Der Brandschutzbedarfsplan soll innerhalb von fünf Jahren umgesetzt werden. Damit wäre Rees eine der ersten Kommunen, die alle neuen Vorgaben erfüllt. Neue Anschaffungen und Strukturen stehen dabei an.

 Der Löschzug Haldern im Einsatz. Für die Feuerwehren wird es immer schwieriger Kräfte zu rekrutieren, warnt Bürgermeister Christoph Gerwers.

Der Löschzug Haldern im Einsatz. Für die Feuerwehren wird es immer schwieriger Kräfte zu rekrutieren, warnt Bürgermeister Christoph Gerwers.

Foto: M. Scholten

Der Haupt- und Finanzausschuss hat sich einstimmig für den neuen Brandschutzbedarfsplan der Stadt Rees ausgesprochen. Beschließt ihn der Rat am 30. März, muss der Plan innerhalb von fünf Jahren umgesetzt werden. Damit wäre Rees eine der ersten Kommunen, die alle neuen Vorgaben des im Dezember 2015 erlassenen Gesetzes über den Brandschutz, die Hilfeleistung und den Katastrophenschutz (BHKG) erfüllt.

Der Brandschutzbedarfsplan war im Auftrag der Stadt Rees vom Ingenieurbüro Görtzen und Stolbrink in Kalkar erstellt worden. Dabei arbeitete Diplom-Ingenieur und Brandoberst a.D. Marc Stolbrink eng mit der Verwaltung und der Wehrleitung zusammen. Laut Frank Postulart, dem zuständigen Leiter der Abteilung Bauverwaltung und öffentliche Ordnung, wurden die Gerätehäuser, die Fahrzeuge und Einsatzmittel, die Schutzausrüstung sowie die Bemessung des Personals und dessen Ausbildung überprüft. Zudem wurde das 110 Quadratkilometer große Stadtgebiet auf Gefahrenpotentiale untersucht und in Gefahrenklassen eingeteilt, wobei dem Rhein und der Eisenbahnlinie besondere Beachtung geschenkt wurde.

Noch in diesem Jahr soll eine "Fahrzeug-Kommission" ihre Arbeit aufnehmen. Sie wird prüfen, welche Spezialfahrzeuge angeschafft werden müssen und welche vorhandenen Fahrzeuge eventuell von einem Ortsteil in einen anderen verlegt werden. FDP-Fraktionschef Heinz Schneider fragte vor der Abstimmung mehrfach nach den Kosten, die der Brandschutzbedarfsplan in den nächsten fünf Jahren verursache. Die Antwort konnte ihm niemand geben. "Die Ausgaben sind sinnvoll und notwendig", betonte Bürgermeister Christoph Gerwers, "ich bin zuversichtlich, dass wir das in enger Abstimmung mit dem Kämmerer stemmen werden." Als Beispiel nannte Gerwers eine Drehleiter für 800.000 Euro. "Unsere derzeitige Drehleiter ist 26 Jahre alt - manche Ersatzteile sind nicht mehr lieferbar, und wir beten, dass sie halten möge, bis wir eine neue bekommen."

Den größten Handlungsbedarf sieht Christoph Gerwers bei der Rekrutierung von freiwilligen Feuerwehrleuten: "Wie viele andere ländlich strukturierte Städte hat auch Rees das Problem, dass es vor Ort nur verhältnismäßig wenige Arbeitsplätze gibt und viele Arbeitnehmer in die nähere oder weitere Umgebung auspendeln." Das bedeute, dass werktags nur wenige Feuerwehrleute in Rees sind und zu einem etwaigen Einsatz fahren können. Umso wichtiger sei es, gezielt um drei Personengruppen zu werben, die bislang bei den Feuerwehren unterrepräsentiert sind: "Frauen, Akademiker und Migranten."

Aktuell gibt es insgesamt neun Feuerwehrfrauen in den Löschzügen Millingen, Haldern und Haffen-Mehr. Hans-Gerd Thiel, Leiter der Freiwilligen Feuerwehr der Stadt Rees, sprach sich in der Ausschusssitzung dafür aus, dass künftig verstärkt Frauen die Lehrgänge besuchen und Prüfungen ablegen. Bürgermeister Gerwers sprach gar von einer "kleinen Krabbelgruppe" bei der Feuerwehr: "Die erste Mutter, die nach der Alarmierung ins Gerätehaus kommt, kümmert sich um die Kinder, während die anderen Mütter zum Einsatz fahren. Das hört sich visionär an, aber das wird so kommen."

CDU-Fraktionsmitglied Nadine Dierkes fragte, wie die Stadt Rees das Ehrenamt attraktiver machen wolle. Während die Stadt Kalkar ihren freiwilligen Feuerwehrleuten bereits die kostenfreie Nutzung des Reeser Stadtbads finanziere, müssten die Reeser Aktiven weiterhin für ihre Körperertüchtigung selbst zahlen. Frank Postulart stellte in Aussicht, Dienstausweise für Reeser Feuerwehrleute einzuführen, die ihnen die Nutzung des Stadtbads ermöglichen. Zudem verwies er auf freiwillige Zahlungen der Stadt in die Kameradschafts- und Jugendkassen (2500 Euro jährlich), auf die Übernahme von Lkw-Führerscheinkosten (10.000 Euro jährlich) und auf Zusatzversicherungen, die "weit über gesetzliche Vorschriften" hinausgehen.

Der SPD-Ortsvorsitzende Karl van Uem fragte, wie die "Selbsthilfefähigkeit" kontrolliert werden solle, die der Brandschutzbedarfsplan für Bürger in der Wittenhorst, in Grietherort und anderen Gegenden vorsieht, die nicht innerhalb von acht Minuten ab dem nächstgelegenen Gerätehaus erreicht werden können. Frank Postulart verwies auf die "Selbstverantwortung" dieser Bürger: "Wenn wir ihnen bei einer Begehung Feuerlöscher empfehlen, gehen wir davon aus, dass diese auch gekauft und angebracht werden." Darüber hinaus gebe es erste Gespräche mit Nachbargemeinden, um an den Grenzen des Reeser Stadtgebietes das "Prinzip der überörtlichen Hilfe" zu praktizieren.

(RP)
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