Emmerich Regenwalze rollt über Haffen-Mehr

Emmerich · In Haffen und Mehr sorgte eine Regenwalze für Dauereinsätze. Das Unwetter verschonte Emmerich. Isselburg bangt vor einer Hochwasserwelle. Dort wurden Schulen und Kitas geschlossen und ein Krisenstab eingerichtet.

Bedrohlich wirkt die Wolkenformation, die von Kevelaer über Uedem nach Haffen-Mehr zog.

Bedrohlich wirkt die Wolkenformation, die von Kevelaer über Uedem nach Haffen-Mehr zog.

Foto: Feuerwehr Kevelaer

/ REES/ isselburg Für viele in Haffen und Mehr war die Nacht spätestens um halb eins vorbei. Da setzte zum zweiten Mal der große Platzregen ein und riss viele unsanft aus dem Schlaf. Blitz und Donner zog über die Ortsteile hinweg, es regnete und regnete. Die Wassermassen konnten an vielen Stellen nicht ablaufen, was dazu führte, dass zahlreiche Keller vollliefen.

Einige Bürger behalfen sich selbst, ander riefen die Feuerwehr. In Haffen und Mehr schrillten die Sirenen. Gleich 14 Keller mussten die Einsatzkräfte leerpumpen, berichtet Jörn Franken, Sprecher der Stadt Rees. Fast alle Einsätze erfolgten in den beiden Haffen und Mehr. Die Orte waren auf Reeser Gebiet besonders von der Regenwalze betroffen, die von Kevelaer über Uedem und Haffen-Mehr nach Hamminkeln zog.

Ein neuer See in Mehr: Wo Mittwochmittag noch ein Acker war, erstreckt sich jetzt am Windrad eine Seenplatte.

Ein neuer See in Mehr: Wo Mittwochmittag noch ein Acker war, erstreckt sich jetzt am Windrad eine Seenplatte.

Foto: Latzel

Betroffen waren auch die beiden Campingplätze in Mehr. Die Wege standen hier knietief unter Wasser. Zur Unterstützung der Feuerwehr Haffen-Mehr rückten Fahrzeuge aus Rees und Haldern an, um das Areal einigermaßen frei zu pumpen.

Entwarnung konnte Franken beim Thema "Hochwasserschutz" geben. Während in der Nachbarstadt Hamminkeln die Issel Probleme bereitete, sei die Lage am Rhein noch ruhig.

 Der kleine Ort Uedemer Bruch wurde fast komplett überschwemmt.

Der kleine Ort Uedemer Bruch wurde fast komplett überschwemmt.

Foto: Evers

Insgesamt waren in der Nacht zu gestern die Feuerwehrleute im Kreis Kleve im Dauereinsatz. "Außer in Kleve und Emmerich waren alle Kräfte unterwegs", berichtete Kreisbrandmeister Reiner Gilles. Rund 290 Blauröcke und dazu die THW-Ortsgruppe Geldern leisteten in weit mehr als 200 Fällen Hilfe.

Zwei Unwetter-Wellen rollten über den Kreis hinweg. Die erste vor Mitternacht erfasste Uedem und zog weiter über Kevelaer und Rees in die Niederlande. Die zweite Welle mit massiven Niederschlägen ging nach Mitternacht neben Haffen-Mehr vor allem über Straelen und Kerken nieder. Dort liefen Keller voll, und es kam zu Wasserschäden. Die Meldungen über solche Fälle rissen auch am Vormittag nicht ab.

Besonders dramatisch war die Situation in Uedemer Bruch. Der kleine Ortsteil von Uedem wurde fast komplett überschwemmt. Das RWE schaltete aus Sicherheitsgründen den Strom ab. Weil Teile des Ortes in einer Senke liegen, lief das Wasser wie ein Sturzbach durch die Straßen. Die Feuerwehr musste Erdwälle an den Straßen errichten, um das Wasser abzuleiten.

Bedrohlich sah gestern auch die Lage in Isselburg aus. Bereits seit 6 Uhr morgens tagte im Rathaus ein Krisenstab - unter anderem mit Mitarbeitern der Verwaltung, Vertretern von Feuerwehr, Polizei und Isselverband. Bis gestern Abend war die Issel zwar noch nicht über die Ufer getreten, jedoch war die Gefahr einer Überschwemmung Isselburgs groß. "Wir beobachten viertelstündlich den Pegelstand, vor allem an der Herzog-Adolph-Straße, die ein neuralgischer Punkt ist", berichtete Bürgermeister Rudi Geukes gestern Abend der RP. Der Höchststand der Issel wurde für Mitternacht erwartet. Das werde "noch mal eine kritische Situation", sagte Innenminister Ralf Jäger, der sich in Hamminkeln ein Bild von der Lage gemacht hatte.

Vorsorglich hatte die Stadt gestern und heute Kindergärten und Schulen in Isselburg und Werth geschlossen. 15.000 Sandsäcke waren befüllt, Böschungen auf Schwachstellen untersucht, und die Bevölkerung informiert worden. "Wir haben Unterstützung von Feuerwehren aus der ganzen Region, auch die Bezirksregierung und der Landrat helfen, wo sie können", lobte Geukes die gute Koordination.

Um das Hochwasser der Issel, die sich in Hamminkeln bereits in einen reißenden Fluss verwandelt hatte, abzuschwächen, war am Vormittag eine Verbindung zum Abgrabungssee des Kieswerks in Werth geschaffen worden. Das brachte Entlastung. Sie wurde jedoch nach einigen Stunden wieder geschlossen, um Reserven für den Scheitelpunkt des Hochwassers zu haben. "Wir hoffen, dass wir mit trockenen Füßen davon kommen", so Geukes weiter.

Sollte das Wasser der Issel tatsächlich über die Ufer treten, wäre vor allem das Stadtzentrum Isselburgs von einer Überschwemmung bedroht. Für Isselburger Bürger wurde eine Hotline eingerichtet (Telefon 02874 91133), die gestern schon rege in Anspruch genommen wurde.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort