Emmerich Reitermord: Lebenslang für Robin H.

Emmerich · Im Prozess um das unfassbare Komplott im Reitermilieu ist das Urteil gesprochen worden. Ein Reiter vom Niederrhein hatte zusammen mit seiner Mutter einen Auftragskiller engagiert, um eine Lebensversicherung zu kassieren.

 Unter hohen Sicherheitsvorkehrungen lief der Prozess ab.

Unter hohen Sicherheitsvorkehrungen lief der Prozess ab.

Foto: Robertz

Selbst die Richter waren am Ende fassungslos. Ein derartiges Komplott hätten sie selten erlebt. "Wie man versuchen kann, über sieben Monate hinweg jemand zu Tode zu bringen und es immer wieder zu probieren, das zeugt von einer kriminellen Energie, die in negativer Sicht herausragend ist", meinte Dr. Tobias Kaehne, Sprecher des Berliner Landgerichts, der gestern die Urteilsverkündung im spektakulären Reitermord-Prozess verfolgte. Robin H. und seine Mutter Cornelia wurden zu lebenslangen Haftstrafen verurteilt. Ebenfalls lebenslang hinter Gitter müssen der Auftragskiller Steven A. und Sven L., der den Kontakt zum Mörder hergestellt hatte. Bei seiner Schwester Tanja berücksichtige das Gericht, dass sie mit ihrem Geständnis erheblich zur Aufklärung beitrug. Alle Angeklagten hatten bis zuletzt ihre Unschuld beteuert. Tanja L. bekam eine Freiheitsstrafe von 14 Jahren und sechs Monaten.

Zu Beginn der Urteilsbegründung wies der Vorsitzende der 35. Strafkammer darauf hin, dass es sich um ein außergewöhnliches Verfahren gehandelt habe. Die Taten der Angeklagten seien von einer immensen kriminellen Energie geprägt gewesen. Diese liege auch für eine Schwurgerichtskammer, die ständig über Tötungsdelikte zu befinden habe, weit außerhalb des üblichen.

Nach den Feststellungen des Gerichts hatten die Angeklagten Cornelia und Robin H. beschlossen, die Freundin des Angeklagten Robin H., die Christin R., zu töten, um an Versicherungssummen aus mehreren Lebensversicherungen in Millionenhöhe zu kommen. Sie wollten sich davon den Traum vom eigenen Reiterhof erfüllen.

Die Leiche der 21-Jährigen war im Juni 2012 in Berlin an einem Freibad gefunden worden. Bei ihren Recherchen waren die Ermittler auf eine unglaubliche Geschichte gestoßen: Robin H. war ein talentierter Reiter, der für den RV Rhede startete und sich auch bei Turnieren in Töven oder Emmerich weit vorn platzierte. Er stammt aus Bocholt, dort ist er auch bis zuletzt gemeldet gewesen.

Er träumte vom eigenen Reiterhof und plante mit seiner Mutter eine Anlage bei Mühlenbeck (Oberhavel) zu kaufen. Doch dann ging ihnen das Geld aus, sie mussten den Hof verlassen und zogen in das havelländische Friesack. Die 21-Jährige Pferdewirtin folgte ihnen. Sie war Auszubildende auf dem Pferdehof und hatte sich in den Reiter verliebt.

Sohn und Mutter taten eine perfide Idee, um an Geld zu kommen. Sie schlossen mehrere Lebensversicherungen auf die junge Frau im Wert von rund 2,1 Millionen Euro ab und planten, die Frau zu töten, um das Geld zu kassieren. Die Mutter versuchte, die Pferdewirtin auf dem Hof in Friesack zu erstechen. Die junge Frau wehrte sich aber und überlebte den Angriff.

Etwas später unternahm Tanja L., die neue Freundin von Robin H., den Versuch, die Pferdewirtin mit Kaliumchlorid zu vergiften. Auch das scheiterte, weil das Gift nicht wirkt, wenn es getrunken wird. Das Opfer schöpfte keinen Verdacht, ihr ging es nur etwas schlecht.

Nach den beiden gescheiterten Mordversuchen kam Robin H. auf die Idee, einen Auftragsmörder einzuschalten. Den Kontakt stellte der Bruder von Tanja L. her. Er fuhr mit Steven L. aus Dortmund nach Berlin. 500 bis 1000 Euro sollen ihm für die Tat versprochen worden sein. In der Tatnacht lockte Robin H. die junge Frau unter einem Vorwand auf einen Parkplatz in Berlin, wo er sie mit den anderen Beteiligten in ein Gespräch verwickelte. Von hinten kam der Killer und erwürgte die Frau vor den Augen der anderen.

"Das ist eine Tat, die jeden Rahmen sprengt", meinte Dr. Kaehne. Daher wurde bei Robin H. und seiner Mutter eine besondere Schwere der Schuld festgestellt. Kaehne erwartet, dass die Verurteilten Revision einlegen.

(RP)
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