Rees RWG-Mitglieder machen Ärger Luft

Rees · Bei der Reeser Werbegemeinschaft wächst der Unmut über Geschäftstreibende, die kein Mitglied sind, von den Aktionen der RWG aber profitieren. Kritik gibt es auch an "Innogy": Das Unternehmen habe Zusagen nicht eingehalten.

"Irgendwann wird die Presse in der Mehrheit sein", meinte Renate Bartmann, Vorsitzende der Reeser Werbegemeinschaft. Denn außer drei Vorstandsmitgliedern der RWG und drei Pressevertretern hatten sich nur sechs Mitglieder zur Jahreshauptversammlung im Rheincafé Rösen eingefunden, darunter Hausherr Ludger Rösen selbst.

Zuletzt zählte die RWG 39 Mitgliedsgeschäfte, durch die Schließung eines Schuhladens in der Wasserstraße und den Austritt eines Cafés am Markt sind de facto nur noch 37 Mitglieder übrig. Ein kleiner Teil davon beteiligt sich aktiv an den Vorbereitungen von Stadt- und Rheinfest, Primel- und Apfelaktion oder Putenverlosung und Ziegenkartenaktion. Zumindest aber finanzieren die 37 Geschäftsleute und Gastronomen mit ihren Monatsbeiträgen von 40 Euro die verschiedenen RWG-Aktionen.

Ein Dorn im Auge des Vorstands sind die "Nicht-Mitglieder, die nicht zahlen und nicht helfen, aber von unseren Aktivitäten profitieren." Dies sei "einfach nur ärgerlich", betonte Renate Bartmann. Beim Stadtfest, wie in diesem Jahr am 27. Mai, nutzt die RWG zwar ihr Marktrecht, um 70 Euro von allen Nicht-Mitgliedern zu kassieren, die am verkaufsoffenen Sonntag ihre Läden öffnen. Doch einzelne Nutznießer, wie etwa die Filiale einer bundesweiten Textilkette an der Dellstraße, würden sich konsequent weigern, dieses Geld zu zahlen. Rechtlich sei das in Ordnung, erklärte RWG-Kassierer Manfred Dicker, sofern die Filiale den Verkauf auf ihre Ladenfläche beschränkt und kein Warenangebot auf dem Bürgersteig offeriert.

Die anwesenden Mitglieder trugen Erfahrungswerte aus Gemeinden wie Anholt, Bocholt oder Goch zusammen. Dort werde Nichtzahlern verboten, am verkaufsoffenen Sonntag teilzunehmen. Alternativ würden vermietete Marktstände oder gar Toilettenwagen vor deren Schaufenstern geparkt, um sie langfristig zur Zahlung in die Solidargemeinschaft der Geschäftsleute zu bewegen. "Auch wir drohen an, etwas vor die Läden zu stellen, aber wir setzen das nur in seltenen Fällen in die Tat um", sagte Schriftführerin Renate Nann-Belting. Einzelne Mitglieder äußerten den Wunsch, das Stadtfest irgendwann demonstrativ ausfallen zu lassen. Diesen drastischen Schritt lehnt aber die Mehrheit der RWG ab. Auch der im Vorjahr gefasste Vorsatz, Arbeitsgruppen für die verschiedenen Aktionen der RWG zu bilden, damit der Vorstand und die "üblichen Helfer" nicht alles allein stemmen müssen, konnte mangels Besucherzahlen bei der Jahreshauptversammlung nicht umgesetzt werden. Für das Stadtfest hofft Renate Bartmann auf die Mithilfe vieler Vereine, die sich am 27. Mai präsentieren und den verkaufsoffenen Sonntag mit originellen Ideen unterstützen wollen.

Zu den Standards gehören eine Versteigerung, die Suche nach dem Reeser Supertalent, Kinderbelustigungen, Trödelmarkt, Gastronomie und die Öffnung der Geschäfte. Beim Rat der Stadt Rees wurden neue Öffnungszeiten beantragt: Statt von 13 bis 18 Uhr wollen die Geschäftsleute ihre Läden von 12 bis 17 Uhr öffnen. Gleiches gilt für das Rheinfest am 7. Oktober. An diesem verkaufsoffenen Sonntag locken die Autoshow, die Wahl der Rheinkönigin und erneut die Möglichkeit zum Shoppen in die Rheinstadt.

Aufgrund weiterhin strenger Auflagen der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) wird es auch 2018 nur zwei statt ehemals vier verkaufsoffene Sonntage in Rees geben. Der frühere Primelsonntag wird einmal mehr zum Primelsamstag (17. März), auch rund um den ersten Advent werden die Geschäfte nur samstags länger öffnen dürfen. Die Putenverlosung auf dem Marktplatz (diesmal am Samstag, 8. Dezember) ist und bleibt laut Renate Bartmann die erfolgreichste Aktion der RWG. Sie bringe zwar keine Gewinne, mache aber auch keine Verluste und sei ein Alleinstellungsmerkmal der Reeser Einzelhändler. Auch an Dankeschön-Aktionen, bei denen Primeln oder Äpfel an die Kunden verschenkt werden, soll aus Image-Gründen festgehalten werden, da der Arbeitsaufwand gering und die Werbewirkung groß sei.

Der Kontostand der RWG erlaubt solche Nettigkeiten: "Mit 2767 Euro zum Jahresende haben wir es nach mehr als zehn Jahren erstmals geschafft, eine schwarze Zahl zu schreiben."

Kritik übte der RWG-Vorstand am Vorgehen der RWE-Tochter Innogy. Diese halte sich bei der Verlegung von Glasfaserkabeln in der City nicht an die zugesagten Termine. Die Bauarbeiten in der Dellstraße, die für Januar vorgesehen waren und mit einer Einbahnstraßenregelung verbunden sind, sollen nun erst am 19. März beginnen. "Durch die Feiertage dürften sich die Arbeiten noch länger hinziehen", befürchtete Renate Bartmann. Die Begründung Innogys, die Arbeiten seien im Januar wegen "Frost" nicht möglich gewesen, will die RWG-Vorsitzende nicht akzeptieren.

(RP)
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