Bürgermeister Christoph Gerwers hob die "Phantasie und literarischen Fähigkeiten" hervor, mit denen die Preisträger ihren Blick auf die Welt in fesselnde Worte gefasst haben. Die Preisgelder von 3200 Euro stellten die Sponsoren, die Sparkasse Rhein-Maas und der Energiekonzern Innogy zur Verfügung. Gregor Reinen, Vorstandsmitglied der Sparkasse, nannte das Schreiben "eine der wichtigsten Schlüsselqualifikationen" in einer Zeit, in der die Qualität der Sprache zunehmend in eine Schieflage gerate. Julius Brüntink, der im Namen der achtköpfigen Jury sprach, lobte den "jugendlichen Einfallsreichtum", mit dem das Motto "Sauber!" bearbeitet oder komplett auf den Kopf gestellt wurde. Für ihn sei die Jurorentätigkeit alle zwei Jahre mit Vorfreude, Skepsis und Neugier verbunden, aber auch mit Nostalgie - schließlich gehörte auch Brüntink vor mehreren Jahren zu den Preisträgern und hörte damals gebannt zu, wie der Kölner Schauspieler Michael Dick die Siegergeschichten zum Leben erweckte.

Dies war auch diesmal wieder der Fall. Wortgewaltig schlüpfte Michael Dick in unterschiedliche Rollen, als er die erstplatzierten Geschichten aus allen vier Alterskategorien interpretierte. In der Gruppe A (5. und 6. Schuljahr) siegte Ben-Jacob Brinkmann aus Rees-Mehr mit einem detailreichen Piratenabenteuer. Auch die Plätze zwei bis fünf sicherten sich junge Autoren aus der Region: Paula Bierschenk aus Issum, Maja Kommer aus Hamminkeln, Susanna Marski aus Rees und Julia Janßen aus Goch.

In der Gruppe B (7. und 8. Schuljahr) gewann Fanny Haimerl aus München mit ihrer Geschichte über eine syrische Flüchtlingsfrau, die nun als Putzfrau Münchner Luxus-Suiten reinigt und dabei feststellt: "Hier ist sogar der Staub schön." Weitere Preisträger waren Angelina-Juliett Tenschert aus Luckenwalde, Laurenz van Bonn aus Kleve, Magnus-Benedict Piwko aus Waltersdorf und Alina Doval Link aus Hamburg.

Ebenfalls aus Hamburg stammt Anna Leah Bolln, deren anrührende Geschichte "Kopfkriege" den ersten Platz in der Gruppe C (9. und 10. Schuljahr) belegte. Mit ihr standen Matthias Liebelt aus Öhringen und Katharina Hopp aus Alzenau auf der Bühne, ebenso Johanna Bosch aus Issum und Robert Mokry aus Neresheim. Letzterer hatte 2014 und 2012 in seiner jeweiligen Altersklasse gewonnen. "Ich spare die Preisgelder für meinen Führerschein", sagte der Gymnasiast und gab sich als waschechter Schwabe zu erkennen. Dagegen sorgten die Finanzpläne von Paula Bierschenk aus Issum für Heiterkeit im Publikum: "Ich kaufe mir Schuhe und gehe dann shoppen." Der wohl originellste Beitrag war die Sprachspielerei "Ausmisten im Zoo der deutschen Sprache", mit der sich Carmen Mahler aus Bargteheide an die Spitze der Gruppe D (11. bis 13. Schuljahr) schrieb. Sie teilte sich die Bühne mit Finja Schön aus Bad Schwartau, Lavinia Maria Rütten aus Krefeld und Berit Abraham aus Bruchköbel. Die zweitplatzierte Katharina Schröder hatte die Reise nach Rees absagen müssen, weil sich die Abiturientin derzeit in Kolumbien aufhält.

Alle 20 Siegergeschichten und 17 weitere lesenswerte Beiträge vom siebten Tom-Sawyer-Preis hat der Verlag "edition anderswo" im Begleitbuch "Sauber!" zusammengefasst. Es ist für 9,80 Euro in allen Buchhandlungen und im Reeser Rathaus erhältlich. Moderator Ludger Kazmirczak sprach insbesondere den Eltern der Preisträger eine Kaufempfehlung aus: "Es ist ein tolles Geschenk für die Verwandten, aber auch für ungeliebte Nachbarn, denen man zeigen will, wie talentiert das eigene Kind ist."