Emmerich Schiffsstau in Rotterdam lähmt Emmerich

Emmerich · Am Containerhafen in Rotterdam gibt es Betriebsschwierigkeiten. Das sorgt für Verzögerungen, Lieferengpässe und finanzielle Verluste bei der Rhein-Waal-Terminal GmbH. Die zwei Schiffe schaffen nur die Hälfte der geplanten Touren.

 Kapitän Johannes Oorburg (links) auf seinem Schiff Comienzo. Bei ihm: Teamleiter Stefan te Boekhorst. DIANA ROOS

Kapitän Johannes Oorburg (links) auf seinem Schiff Comienzo. Bei ihm: Teamleiter Stefan te Boekhorst. DIANA ROOS

Foto: Kapitän Johannes Oorburg (links) auf seinem Schiff Comienzo. Bei ihm: Teamleiter Stefan te Boekhorst. DIANA ROOS

Eigentlich sollte Johannes Oorburg am Montagabend um 18 Uhr mit seinem Schiff Comienzo in Rotterdam ablegen. Zahlreiche Verzögerungen im drittgrößten Seehafen der Welt ermöglichten ihm aber erst am Donnerstagmorgen um 9 Uhr die Abfahrt. "So geht es nun schon seit Wochen. Wir warten, warten und warten", erzählt der Schiffsführer.

14 Stunden hat er in den Knochen, gestern Morgen um 5.30 Uhr ist er in Emmerich angekommen. Das Schiff wird direkt wieder beladen, damit es abends wieder losgehen kann, um die nächste Ladung Container zu liefern.

Die Probleme in Rotterdam schlagen sich aber nicht nur auf die Comienzo nieder, sondern auf die gesamten Abläufe im Emmericher Hafen. Zwei Schiffe fahren normalerweise zwei Rundreisen pro Woche. Aktuell ist es nur eine. "Wir müssen den Kunden erklären, dass es zu Verzögerungen kommt. Einige reagieren verärgert, andere zeigen Verständnis", sagt Teamleiter Stefan te Boekhorst.

Wenn möglich, wechseln einige Kunden auf die Lkw, andere versuchen es am Hafen in Nimwegen. Das löst das Problem aber nicht, denn auch die anderen Häfen der Rheinschiene plagen die gleichen Probleme.

Probleme, deren Ursache in Rotterdam liegen. Dort sind viele Mitarbeiter im Urlaub, hinzu kommt, dass die einlaufenden Seeschiffe immer größer werden und mehr Ladung mitbringen. In den Terminals haben diese aber immer Vorrang vor den Binnenschiffen. "Die Organisation wird immer aufwändiger, und da kommen auch die Computersysteme nicht immer mit", sagt Michael Mies, Geschäftsführer des Emmericher Rhein-Waal-Terminals.

Ein weiterer Grund für die Verzögerungen könnte aber auch die Vergrößerung des Rotterdamer Hafens sein. Zwischen Oktober und November soll dort eine zweite Maasvlakte, also ein großes Industrie- und Hafengebiet, eröffnen. Dieses wird dann nicht von ECT (Europe Container Terminals), sondern einem Konkurrenzunternehmen geführt. "Die Mitarbeiter der ECT wissen nicht, wie sich die Auftragslage dann verändert und was dann mit ihren Jobs passiert. Deshalb werden momentan auch keine neuen Mitarbeiter eingestellt", sagt Stefan te Boekhorst.

Er muss mit seiner Crew versuchen, die Lieferverzögerungen in Emmerich so gering wie möglich zu halten. Auf die Probleme in Rotterdam hat er reagiert. "Wenn wir Verzögerungen haben, fahren wir mehr Touren zwischen dem Rotterdamer-Stadthafen und dem Rotterdamer-Seehafen, und können so zumindest einige Container verschiffen", berichtet te Boekhorst. Er weiß aber: "Das geht nur, wenn der Kunde flexibel ist."

Wie lange die Probleme anhalten, kann er nicht beurteilen. Den finanziellen Schaden versucht das Rhein-Waal-Terminal in Grenzen zu halten: "Wir reden hier schon von einigen Euros", nennt Michael Mies keine konkreten Zahlen. Im Jahr 2007 zog sich ein ähnliches Problem, "Kongestion" genannt, also eine Anhäufung von Containern, acht Wochen hin.

Wann Johannes Oorburg diesmal wieder pünktlich ist, ist noch nicht abzuschätzen. Mindestens für die Urlaubszeit werden die Schwierigkeiten in Rotterdam andauern.

(ml)
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