Emmerich Schlangennester: Amt greift ein

Emmerich · Nach der Kobra-Jagd von Mülheim, Teil II: Immer wieder holt die Polizei Schlagen aus Emmericher Wohnungen. Im Januar 14 Pythons an der Hohenzollernstraße, davor 100 Exemplare am Bahnhof.

Der Reptilien-Experte Rainer Hackfort hatte es in der RP von Mittwoch klipp und klar gefordert: eine Schulung in Seminarform für alle potenziellen Halter von Schlangen, die für Menschen lebensbedrohlich werden können. Wie Recht Hackfort hat, belegen zwei Beispiele aus Emmerich.

Mitte Januar holte die Polizei 14 Schlangen vom Dachboden eines Hauses in der Hohenzollernstraße (zwischen B 8 und Stadttheater). Das bestätigte gestern der Kreis Kleve. Unter den Tieren befanden sich auch zwei fünf und sieben Meter lange Python-Würgeschlangen, die einen erwachsenen Menschen töten können.

Grund der Maßnahme von Kreisveterinäramt und Polizei: offenbar nicht artgerechte Haltung. Was auch die Sicherung der dortigen Terrarien angeht. Nach RP-Informationen war der Besitzer des Hauses zum Zeitpunkt der Aktion nicht "vor Ort". Lediglich ein Mann, der Kontakt zur Drogenszene gehabt haben soll, war anwesend.

Die Schlangen wurden anschließend zu einem Zoofachhandel gebracht, wo sie verkauft werden. Der Erlös wird für die derzeitige Unterbringung in dem Geschäft und Futter verwendet.

Fall zwei schildert Rainer Hackfort. Er selbst ist vor ein paar Jahren zu den weißen Reihenhäusern direkt neben dem Emmericher Bahnhof gerufen worden. "Dort wollte ein Mieter in seine neue Wohnung einziehen", erinnert sich der Experte. Als er den Schlüssel erstmals rumgedreht habe, fuhr es ihm durch Mark und Bein. Hackfort: "In der leer geräumten Wohnung schaute er auf 20 Terrarien. Darin befanden sich circa 100 Pythons."

Keine Einzelfälle

Hackfort erklärt, dass es sich nicht um einen Einzelfall handele. Schon mehrfach sei er zu solchen "Einsätzen" gerufen worden. Was logisch ist, da immer mehr Menschen in Deutschland — und somit auch in Emmerich — Schlangen oder andere exotische Tiere halten. Warum aber gibt es die beschriebenen Probleme?

Experte Hackfort, der auch einen Terraristik-Shop an der Prälat-de-Wall-Straße in Emmerich betreibt, spricht vom "Jäger- und Sammler-Syndrom". Denn schnell versuchten die faszinierten Neubesitzer eines solchen Tieres, möglichst viele Exemplare zusammen zu bekommen. Die Schlangen vermehren sich.

Und das kann dann verdammt flott gehen.

"Der Nachwuchs wird zum Problem, wächst den Haltern über den Kopf", so Hackfort. Sie wüssten oft nicht, an wen sie sich wenden sollen. "Viele hauen dann einfach ab und lassen die Tiere zurück. Oder noch viel schlimmer: Sie setzen sie in der Natur aus."

(RP)
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