Emmerich Schleuse in Brienen soll abgerissen werden

Emmerich · 2023 kommt das endgültige "Aus" einer fast 400-jährigen Geschichte: Dann wird die Verbindung Kleves zum Rhein gekappt. Ob es eine Sportbootschleuse geben kann, soll noch geprüft werden.

 Bald ein Bild der Vergangenheit: Mit der Deichsanierung bis 2023 wird die Schleuse in Brienen aufgegeben.

Bald ein Bild der Vergangenheit: Mit der Deichsanierung bis 2023 wird die Schleuse in Brienen aufgegeben.

Foto: Peter Graupner

Die Tage der Klever Schleuse sind endgültig gezählt: Der Deichverband Kleve/Xanten wird den Rhein-Deich bis zum Sebus-Denkmal sanieren und an die Bauten des Verbandes Kleve/Landesgrenze anschließen. Die Arbeiten sollen bis 2023 abgeschlossen seien. Die Klever Schleuse hat dann keine Funktion mehr, Teile der Schleuse, die im Bereich des neuen Deiches liegen würden, werden abgerissen. Teile, die nicht in diesen Schutzzonen 1 und 2 liegen, könnten als Denkmal stehen bleiben, erklärt Bernhard Schlüß, Geschäftsführer des Deichverbandes Xanten/Kleve.

Das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt des Bundes in Duisburg hatte die Lebenszeit der jetzigen Schleuse für beendet erklärt. "Der aktuelle bauliche Zustand des 110 Jahre alten Schleusenbauwerks wird als an der Grenze ihrer Lebenszeit und einer möglichen Nutzungsdauer eingestuft. Eine Schleusennutzung wird nicht mehr möglich sein; der Einbau einer Sportbootschleuse in die bestehende Konstruktion wird als fraglich angesehen", bestätigt Kleves Technischer Beigeordneter Jürgen Rauer die Kernaussagen eines Gutachtens. Hierbei werde unter Einbeziehung des Deichverbandes zu klären sein, unter welchen Voraussetzungen eine Sportbootschleuse realisierbar wäre, sagt Kleves Stadtsprecher Jörg Boltersdorf. Die Stadt bliebe dann auf den Kosten für eine solche Schleuse sitzen. Das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt erkenne keinen Bedarf mehr für den Betrieb einer Schleuse. Der Bund ist derzeit Eigentümer des Bauwerks und müsste die Kosten des Rückbaus tragen. Es werde erörtert, welche finanziellen Rahmenbedingungen wie Förderungen oder Beteiligungen sich für die Stadt im Falle der Errichtung eines Ersatz-Bauwerks ergeben würden, sagt Boltersdorf.

Schlüß hatte das Ende der Schleuse wie nebenher in seinen Vortrag über die Sanierung der Deiche entlang des Altrheins vor dem Umwelt- und Verkehrsausschuss mitgeteilt. Die Klever Politik wurde von der Mitteilung völlig überrascht. "Das hätte zuvor mit der Politik besprochen werden müssen. Das ist ja nicht irgendeine Kleinigkeit, die da im Raum steht, das ist das Ende der Anbindung Kleves an den Rhein seit dem 17. Jahrhundert", sagt Wiltrud Schnütgen von den Klever Grünen. "Da ist Gefahr in Verzug: Das muss dringend in die Gremien!", fordert FDP-Fraktionschef Daniel Rütter, der im Ausschuss wie die anderen Politiker überrascht wurde. Vor allem müssten die Zahlen auf den Tisch, welche Summen auf die Stadt zukommen, falls es eine andere Schleuse geben soll, denn schließlich stehe die Politik jetzt vor der Entscheidung, "Hopp oder Top" sagen zu müssen. Eigentlich sei es nicht Aufgabe der Stadt, solche Summen stemmen zu müssen. Er sei wenig optimistisch, was die Zukunft hier bringe. "Mit Blick auf die Versprechungen vom Bund und von Frau Hendricks ist das enttäuschend", sagt Rütter. CDU-Fraktionschef Wolfgang Gebing zeigt sich "irritiert", dass die Bürgermeisterin nicht zuvor die Politik informiert habe. "Es kann nicht sein, dass hier klaglos die jahrhundertealte Verbindung an den Rhein gekappt wird", sagt Gebing.

Nicht so pessimistisch sieht Josef Gietemann die Entwicklung. Bis jetzt sei die Bundeswasserstraße noch nicht entwidmet, sagt er. Es habe Gespräche mit der EU-Abgeordneten Gabriele Preuß (SPD) und vor allem mit Bundesumweltministerin Barbara Hendricks gegeben, die sich um das Klever "Schleusenproblem" kümmere. "Das Ergebnis dieser guten Gespräche sollten wir erst einmal abwarten", sagt Gietemann. Die Wassersportvereine wurden erst gestern informiert.

(RP)
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