Rees Schmuckkästchen Hohe Rheinstraße 9

Rees · André Venes saniert das älteste Fachwerkhaus in Rees. Das Gebäude galt lange Zeit als verkommen, Da es unter Denkmalschutz steht, müssen die Veränderungen, die der gelernte Maurer vornimmt, reversibel sein.

 Dem gelernten Maurer André Venes machen die Sanierungsarbeiten des denkmalgeschützten Hauses an der Hohe Rheinstraße 9 sichtlich Freude. Wenn das Haus fertig ist, will er es vermieten.

Dem gelernten Maurer André Venes machen die Sanierungsarbeiten des denkmalgeschützten Hauses an der Hohe Rheinstraße 9 sichtlich Freude. Wenn das Haus fertig ist, will er es vermieten.

Foto: Lindekamp

Es klingt noch in den Ohren nach: "Dieser Schadfleck muss weg!" "Was sollen die Touristen denken, wenn sie dieses verkommene Haus sehen!" "Es lockt Ungeziefer an!" Über Jahre mockierten sich die Reeser über den Zustand des Hauses Hohe Rheinstraße 9, das unter Denkmalschutz steht und als ältestes Fachwerkhaus von Rees auf eine knapp 470 Jahre alte Geschichte zurückblicken kann.

Die Schmährufe sind verstummt, seit der neue Eigentümer André Venes mit den Sanierungsarbeiten in enger Zusammenarbeit mit dem Denkmalschutz begonnen hat. Als die neuen, tatsächlich aber alten Fenster eingebaut wurden, hatte sich diese Aktion in Windeseile in der Stadt herumgesprochen. Denn die 38 Jahre alten weißen Sprossenfenster werden von einem Handwerksbetrieb, der auf denkmalgeschützte Materialen spezialisiert ist, aufgearbeitet. Auf diese Weise konnte der Charakter des Hauses einerseits erhalten bleiben, gleichzeitig wurde das Gebäude aber auch energetisch aufgewertet.

André Venes selbst ist gelernter Maurer. Nach der Lehre besuchte er die Technikerschule in Raesfeld und machte sich nach der Meisterschule selbstständig. "Da ich immer Kontakt zu meinen Raesfelder Dozenten und Handwerksmeistern gepflegt haben, kamen bald denkmalpflegerische Aufgaben auf meinen Betrieb hinzu, obwohl wir natürlich ein normales kleines Bauunternehmen sind", sagt er. Doch das Haus Hohe Rheinstraße 9 ist sein Privatvergnügen. Es, ohne etwas an seiner Substanz zu verändern, in ein Schmuckkästchen zu verwandeln, ist sein Anliegen. "Ich konnte den Denkmalschutz damit überzeugen, dass alles, was ich im Inneren verändere, reversibel ist, also sich jederzeit zurückbauen lässt."

So schaut man beeindruckt nach Eintritt in die Eingangstür in einen großzügigen Raum, in dem die Küche und der Essbereich untergebracht werden. Dieses war einmal der Lagerraum des mittelalterlichen Gewerbehauses, wo die Waren, von den Rheinschiffen angekarrt, gelagert und dann verkauft wurden. Von diesem Raum aus geht es ins Hinterhaus, wo der Wirtschaftsraum, Bad und WC liegen werden. Vom Erdgeschoss aus ist noch der Blick frei bis in den Dachstuhl. "Das Gebälk hat mich vom ersten Moment an fasziniert. Deshalb wird der Dachstuhl auch sichtbar bleiben", schwärmt Venes. Die Statiker haben ihm bestätigt, dass der Dachstuhl in einem "Top Zustand" ist. Zwecks Wärmedämmung wurde allerdings noch ein Hilfsdachstuhl als Dämmebene aufgebracht. Eine Wendeltreppe führt nach oben, wo das Wohnzimmer, ein Schlafzimmer und ein WC Platz finden, eine weitere Treppe führt dann zur zweiten Ebene, in der noch ein kleines offenes Büro oder Arbeitszimmer Platz findet. Durchsetzen konnte André Venes, dass im Wohnzimmerbereich der Einbau eines großen Fensters genehmigt wurde. Die Fassade ist vermutlich um 1900 verändert worden. Die alten Fenster wieder einzubauen war ein Muss der Denkmalbehörde. Auf den Wänden wird Luftkalkputz aufgebracht, außen Dämmputz, der atmen kann und, wenn Feuchtigkeit eintritt, diese wieder abgeben kann. Der Putz wird dann final mit einem Silikatanstrich versehen.

Nun sind die Installateure und Elektriker am Werk. Auf der Straße werden der Kanalanschluss, die Gas- und Telekomleitung verlegt. André Venes macht es sichtlich Freude, dieses Haus zu sanieren und seine Kenntnisse einfließen zu lassen.

Selbst hier einziehen möchte der Handwerksmeister nicht, wohl aber das Haus vermieten. Übrigens führt von der künftigen Küchenzeile aus eine Falltreppe hinunter in den Gewölbekeller. "Der soll noch mehrere Jahrhunderte älter sein", weiß Andre Venes von den Denkmalpflegern. "Im Mittelalter hat man das Haus auf den alten Keller gebaut." Venes geht die Sanierung in Ruhe an. "Ich denke, 2019 kann man hier einziehen."

Das Haus Hohe Rheinstraße 9 gilt bei Denkmalschützern als besonders erhaltens- und schützenswert, da es sich um eines der ältesten Fachwerkhäuser des 16. Jahrhunderts handelt und zudem einen spätmittelalterlichen Grundriss aufweist.

(ha)
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