Emmerich Schützen in Dornick feiern Jubiläum

Emmerich · Seit 350 Jahren gibt es die St. Johannes-Schützenbruderschaft nun schon - vermutlich sogar schon länger. Ein Blick in die Geschichte der Schützen ist auch einer in die Historie der ganzen Region.

 Das Königspaar Karl und Maria Boulanger im Jahr 1949,

Das Königspaar Karl und Maria Boulanger im Jahr 1949,

Foto: Schützen

Die St. Johannes-Schützenbruderschaft Dornick feiert in diesem Jahr ihr 350-jähriges Bestehen. "Man darf annehmen, dass unsere Bruderschaft sogar älter ist. Der erste Nachweis des Bestehens ist eine Plakette, die aus dem Jahr 1668 stammt. Gestiftet wurde sie durch den kurfürstlich-brandenburgischen Richter zu Isselburg und in der Hetter Nicolaes Beriehs", sagtt Thomas Meyer, stellvertretender Schießmeister und Fahnenschwenkermeister bei den Dornicker Johannesschützen, der mit Unterstützung von Ehrenbrudermeister Gerd Böcker, Brudermeister Dieter Stevens, Christian Sanders für das Layout und den Schützenzügen eine 120-seitige Festschrift erstellte. Da kein früherer Nachweis existiert, wurde das Datum als Gründungsdatum angenommen.

Heimatschutz stand für die Schützen an erster Stelle, nicht nur politisch gesehen, sondern auch im Sinne von Nachbarschaftshilfe. Bei Überschwemmungen, Krankheit und Not standen sich die Schützen helfend zur Seite. Im 19. Jahrhundert wurde es still um die Bruderschaft. "Man geht davon aus, dass das Vereinsleben zum Erliegen kam, weil es aus dieser Zeit keine Nachweise gibt", sagt Meyer. Im Jahr 1924 kam es dann zu einem "Zufallsfund", der Anstoß gewesen sein dürfte, dass das Schützenleben in Dornick wieder auflebte. In einer Truhe der Gaststätte Reinders, der heutigen Dorfschänke, fand man eine Schützenkette, deren älteste Plakette aus dem Jahr 1668 stammt. So nahmen eine Handvoll heimat- und brauchtumsverbundener Männer - unter anderem Peter Wins, Gerhard Vedder und Theodor Schepers - die Neugründung des Schützenvereins in Angriff. Der erste Präsident hieß Heinrich Ketteler, der bis 1930 dieses Amt innehatte. Gerd Vedder wurde 1924 erster Schützenkönig, er nahm sich Maria Wins zur Königin. Bald wurden auch die ersten Fahnen fürs Fahnenschwenken angeschafft, eine der ersten aus dem Jahre 1930 ist noch vorhanden.

Im Jahr 1936 übernahm August Epping das Amt des Präsidenten. Zu der Zeit versuchte die NSDAP ihren Einfluss in Dornick zu vergrößern, der Zellenleiter der NSDAP kandidierte ebenfalls für dieses Amt, doch Epping gewann die Wahl. Die Zeit des Nationalsozialismus war für das gesamte Schützenwesen eine schwierige Zeit, Schützenbruderschaften wurden unter dem Hitler-Regime verboten. 1941 kam das Vereinsleben gänzlich zum Erliegen, viele Männer mussten in den Krieg ziehen.

Im Winter 1948/49 kam es unter der Regie von Hermann Holtermann und Peter Wins zu einem Neubeginn. Das erste Schützenfest fand am 13. Juni 1949 statt, Karl Boulanger wurde König und wählte Ehefrau Maria zu seiner Königin. Im Frühjahr kehrte August Epping aus vierjähriger russischer Kriegsgefangenschaft zurück und übernahm nach dem Schützenfest wieder das Präsidentenamt. Die Schützen halfen tatkräftig beim Wiederaufbau der zerstörten Kirche - mit Kelle und Schaufel und finanzieller Hilfe. So sammelten sie Fastnacht 1951 mit der Aktion "Erst de Kerk en dann Fastelovend" 251,61 DM und beim öffentlichen Preisschießen zu Ostern kamen 332,33 DM zusammen. Das Ehrenmal für die Opfer des Krieges entstand in Eigeninitiative und wurde 1962 fertiggestellt. 1964 wurde der Schießstand wieder aufgebaut und im Dezember 1975 wurde der Bau des Johanneszentrums beschlossen, das am 4. September 1977 eingeweiht wurde. Nach 43 Jahren als Präsident stellte sich Epping im Jahr 1979 nicht mehr zur Wiederwahl, es folgten Paul Boß und 1985 Gerd Böcker. Seit 2015 ist Dieter Stevens Präsident der rund 240 Mitglieder starken St. Johannes-Bruderschaft.

In den 80er Jahren schaffte sich der Schützenverein ein eigenes Zelt an. "Es gibt immer etwas zu tun, am Schießstand, im Johanneszentrum oder bei der Pflege unseres Zeltes. Aber es finden sich immer wieder fleißige Helfer", sagt Meyer.

Zu besonderen Anlässen wird ein Kaiserschießen durchgeführt, zum Beispiel 1993 zum 325-jährigen Bestehen und 2009 zum 60. Schützenfest nach dem Krieg, bei dem Gerd Böcker die Kaiserwürde erlangte. Zum 350-jährigen Bestehen findet es wieder statt: Am 1. Juni im Rahmen des Dornicker Schützenfestes. Dazu wurden rund 40 ehemalige Könige eingeladen.

(moha)
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