Rees Schwabes unterschiedliche Werke eint der Überraschungseffekt

Rees · "Leicht und beflügelt" heißt die neue Ausstellung im Restaurant "Mittags am Markt".

 Ute Schwabe stellt derzeit bei "Mittags am Markt" aus, darunter Scherenschnitte und das Kunstwerk "Kleine Boten" (rechts), in dem sie 20 Briefmarken aus aller Welt verarbeitet hat.

Ute Schwabe stellt derzeit bei "Mittags am Markt" aus, darunter Scherenschnitte und das Kunstwerk "Kleine Boten" (rechts), in dem sie 20 Briefmarken aus aller Welt verarbeitet hat.

Foto: Michael Scholten

"Leicht und beflügelt" heißt die Ausstellung, die Ute Schwabe derzeit im Restaurant "Mittags am Markt" präsentiert. Die Wahl-Reeserin zeigt in 20 ausgewählten Kunstwerken die ganze Bandbreite ihres Schaffens: Kollagen, Gemälde und Scherenschnitte. Natur und Vogelwelt spielen darin eine zentrale Rolle, oft hat sie Naturmaterialien und Fundstücke aus dem Wald oder vom Rheinufer verarbeitet.

"Eigentlich habe ich mich nie wirklich als Künstlerin gesehen", sagt Ute Schwabe, "obwohl ich neun Jahre lang von einer Bildhauerin geschult worden bin und auch meine Abiturprüfungen in Kunst abgelegt habe." 1938 geboren, besuchte Ute Schwabe das Mädchengymnasium in Rheydt und wurde durch Hildegard Paatz, die Mutter des Klever Künstlers Jürgen Paatz, an die Kunst herangeführt. Nach dem Pädagogik-Studium in Wuppertal arbeitete sie zehn Jahre lang als Volksschullehrerin und gab mit Vorliebe Kunstunterricht. Die Kreativität färbte auch auf die eigenen Kinder ab: "Egal ob Malerei oder Musik, alle vier Kinder haben etwas davon abbekommen. Eine unserer Töchter ist Goldschmiedin und hat ihre Ausbildung bei Schwaderlapp absolviert."

Mit ihrem 2011 verstorbenen Mann, dem früheren Kalkarer Pfarrer Michael Schwabe, war sie über die Grenzen des Niederrheins hinaus bekannt als Drehorgelspieler "Jule und Michel". Das Paar spielte auf nostalgischen Drehorgeln bei Festivals in ganz Europa. "Durch den Tod meines Mannes und meiner Mutter ist die Malerei bei mir ins Stocken geraten", sagt Ute Schwabe. "Kunst kommt zwar von Können, aber ohne emotionale Beteiligung wird sie nicht lebendig." So brauchte sie mehrere Jahre, bis sie wieder Freude am Gestalten fand. In der Kunst fand sie schließlich eine Möglichkeit, "das Erlebte und Durchlebte zu verarbeiten." Dass Schwabe erstmals in Rees ausstellt, geht auf einen Zufall zurück: "Ich gehe gern bei "Mittags am Markt" essen. Dort fielen mir die Bilder anderer Künstler auf, weshalb ich durchblicken ließ, dass auch ich gern meine Arbeiten zeigen würde." Die Werke mit Titeln wie "Geschenk der Vogelfrau", "Frauen im Wind" oder "Ich hege eine Zärtlichkeit für meinen Garten" werden mindestens bis Mai zu sehen sein. Das Restaurant, das kirchlich gefördert und vom Theodor-Brauer-Haus bewirtschaftet wird, ist werktags von 11 bis 15 Uhr geöffnet.

In Zukunft würde Ute Schwabe auch gern am Reeser Kunst-Sonntag teilnehmen oder vielleicht sogar im Koenraad-Bosman-Museum ausstellen. "An Kreativität hat es mir noch nie gemangelt", sagt sie, "ich weiß nur nicht, ob ich die Kraft dafür finde." Als sie noch in Kalkar wohnte, hat sie dort in Museen und Galerien ausgestellt, durch eine befreundete Pfarrerin, die nahe Potsdam lebt, fand ihre Kunst auch den Weg in alte Kirchen in Ostdeutschland. So unterschiedlich ihre Werke auch sind, sie haben eine Gemeinsamkeit: den Überraschungseffekt. Mal kommen Briefmarken zum Einsatz, mal Sari-Seide aus Indien, mal zerfetztes Japan-Papier oder handgeschöpftes Nepal-Papier.

"Ich habe keine konkreten Vorbilder, sondern lasse mich einfach vom verwendeten Material inspirieren", sagt Ute Schwabe. "Wenn mich das Ergebnis dann an bekannte Künstler oder Stilrichtungen erinnert, bin ich selbst überrascht, welche Impulse aus mir herausgesprudelt sind."

(RP)
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