Sportpolitik Der Wunschtraum von Fortuna Elten

Elten · Für den Fall, dass sich die Bahn in Sachen Betuwe durchsetzt und der Sportverein seine Heimat an der Europastraße verliert, hat Vorsitzender Everardus Wanders einen Plan B in der Tasche: den "Sport- und Erholungspark Elten".

Fortuna Elten steckt momentan in einem echten Dilemma. "Wir haben leider keine Planungssicherheit", bedauert Vorsitzender Everardus Wanders. Der Grund ist bekannt und sorgt zurzeit für jede Menge Zündstoff im Ort: Wenn sich die Bahn im Rahmen des Betuwe-Ausbaus mit ihren Plänen durchsetzt, verlieren die Fußballer ihre sportliche Heimat an der Europastraße.

Die Ungewissheit hat bereits finanzielle Folgen für den Sportverein. "Eigentlich müssten wir dringend unsere Gebäude isolieren, um Energie sparen zu können. Doch das lohnt sich natürlich nur über einen längerfristigen Zeitraum", erklärt Wanders. Inzwischen ist der FC Fortuna dem Beispiel des Turnvereins Elten gefolgt und unterstützt die Bürgerinitiative "Rettet den Eltenberg" (siehe Infokasten). Diese kämpft bekanntlich dafür, dass die Bundesstraße 8 in Zukunft am Ort und damit auch an den Tennis- und Fußballplätzen vorbeiführt.

Doch für den Fall, dass die Eltener mit ihrem Begehren scheitern sollten, hat Everardus Wanders schon "Plan B" in der Tasche. "Ich kann doch nicht einfach abwarten, was passiert. Wir müssen auch vorbereitet sein, wenn die entscheidenden Instanzen uns einen Strich durch die Rechnung machen", sagt der niederländische Unternehmer, der bei den Kommunalwahlen im Mai in Elten für die Bürger-Gemeinschaft Emmerich (BGE) antritt.

Vom befreundeten Architekten Koos ten Hag aus Doetinchem hat Wanders eine Studie erstellen lassen, die dem Leser und Betrachter auf den ersten Blick den Atem verschlägt. Fußball- und Tennisplätze, ein Vereinsheim mit überdachter Tribüne, eine Laufbahn, eine kleine Sporthalle und möglicherweise noch ein kleines Schwimmbecken — all' das firmiert unter dem Stichwort "Sport- und Erholungspark Elten". Vorsichtig geschätzte Kosten des Fortuna-Wunschtraums: 2,7 Millionen Euro.

Everardus Wanders ist erfahrener Kaufmann genug, um zu wissen, dass sich diese Summe nicht einfach so aus dem Ärmel schütteln lässt. "Zunächst einmal muss ich betonen, dass es sich bei diesem Projekt um ein ungelegtes Ei handelt, wie man in Deutschland so schön sagt. Und eine solche Anlage haben wir ja nicht für die Fortuna, sondern für ganz Elten konzipiert. Wir haben schon erste Gespräche mit dem Turn- und dem Kneippverein geführt, die beide zur Zusammenarbeit bereit sind", erklärt Wanders.

Der Vereins- und Firmenchef, der mit seinem Maschinenbau-Unternehmen "Machimpex" europaweit agiert, kann gut damit leben, dass viele Eltener angesichts der ehrgeizigen Pläne zunächst nur ungläubig den Kopf schütteln. "Wer nicht träumt, der hat auch keine Ziele. Man muss doch irgendwelche Ideale haben, auch wenn sich diese nicht zu hundert Prozent in die Tat umsetzen lassen", wechselt der 63-Jährige für kurze Zeit ins philosophische Fach, wenn er auf die Einwände der Skeptiker angesprochen wird.

Doch der Niederländer ist gleichzeitig auch knallharter Realist, sobald er für die Interessen des FC Fortuna kämpft. Und so weiß er ganz genau, dass Investitionen auf der in die Jahre gekommenen Sportanlage an der Europastraße unumgänglich sind. Wanders und seine Mitstreiter achten dabei strikt darauf, dass das Geld nicht "verbrannt" wird, falls die Bahn in einigen Jahren in Sachen Betuwe ernst machen sollten. "Wir benötigen beispielsweise dringend eine moderne Heizungsanlage. Und da gibt es heutzutage Modulsysteme, die sich problemlos abbauen lassen, falls wir eines Tages doch umziehen müssen", erklärt Wanders.

Zunächst einmal hofft die Fortuna darauf, dass die Eltener mit ihrer Unterschriften-Aktion Erfolg haben und die Bundesstraße 8 in Zukunft als Ortsumgehung verläuft. Der Traum vom "Sport- und Erholungspark" könnte dann irgendwann an der Europastraße in Erfüllung gehen. Everardus Wanders führt für das kühne — und sicherlich auch sündhaft teure — Projekt gute Gründe an. Dem Unternehmer schwebt eine regelrechte Gemeindehalle vor, die in den Wintermonaten zu einer Soccerhalle für den Nachwuchs umfunktioniert werden könnte. "Von solch einem Gebäude würde ganz Elten profitieren. Man könnte beispielsweise dort auch Schützenfeste feiern oder einen Tambourcorps-Wettstreit organisieren. In Holland gibt's genügend Beispiele dafür, dass so etwas funktionieren kann", versichert Wanders, der für seine Argumentationskette noch ein weiteres Ass im Ärmel hat.

"Auch der Bürgermeister spricht doch davon, dass Elten einmal als Kneipp-Kurort Touristen anlocken soll. Dafür muss man etwas tun." So spricht nur ein erfolgreicher Unternehmer, der Träume nicht einfach so platzen lässt.

(RP)
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