Lokalsport Formel 1 schränkt Hilfen für Fahrer ein

Melbourne/Emmerich · Den Piloten dürfen ab dieser Saison nur noch die nötigsten Informationen über den Boxenfunk mitgeteilt werden. Der Emmericher Nico Hülkenberg freut sich darüber, dass "die Fahrer viel mehr Verantwortung" erhalten.

 Nico Hülkenberg darf über Funk keine Informationen über Benzinverbrauch oder Motoreinstellung mehr erhalten.

Nico Hülkenberg darf über Funk keine Informationen über Benzinverbrauch oder Motoreinstellung mehr erhalten.

Foto: James Moy/Force India

In der Königsklasse des Motorsports soll es keine ferngesteuerten Piloten mehr geben. Die Formel 1 schränkt zum Saisonstart in Melbourne weitere Fahrhilfen ein. Nur noch die nötigsten Informationen dürfen ab dem Großen Preis von Australien am Sonntag (6.00 Uhr MEZ/RTL und Sky) über den Boxenfunk mitgeteilt werden. Das sogenannte Driver-Coaching ist somit endgültig verboten. Damit reagiert die Rennserie auf die Kritik vieler Fans.

Force-India-Pilot Nico Hülkenberg freut sich darüber, dass die Fahrer "viel mehr Verantwortung" erhalten. "Ich finde das spannend. Der Pilot spielt eine große Rolle. Wir müssen das Rennen selbst managen. Das ist eine Herausforderung", sagt der 28 Jahre alte Emmericher. Vize-Weltmeister Nico Rosberg (Mercedes) sieht das genauso. "Ich finde, das ist eine schöne Herausforderung. Die Fahrer sind nicht ferngesteuert, sondern auf sich alleine gestellt."

Ihre Grundlage haben die Veränderungen im Artikel 20.1 des Sportlichen Reglements des Automobil-Weltverbandes FIA. Dieser verlangt in wenigen Worten, dass der Fahrer das Auto alleine und ohne Hilfe steuert. Über diese Vorgabe geht das Regelwerk hier allerdings nicht hinaus, es wurde damit in den vergangenen Jahren zur Auslegungssache. Funk-Tipps bis hin zur Wahl der richtigen Fahrlinie erreichten die Piloten. Den Fans waren solche Hilfsmittel in der wichtigsten Rennserie der Welt schwer zu vermitteln.

Zuletzt waren im vergangenen Jahr daher auch einige Hilfen im Rahmen der Startprozedur verboten worden. Auch der Boxenfunk während des Rennens wurde bereits eingeschränkt. Der letzte Schritt verbietet nun vor allem die verbliebenen strategischen Anweisungen. Ab dem Rennen in Melbourne darf das Team den jeweils nächsten Boxenstopp erst eine Runde zuvor ankündigen. Auch Informationen über den Benzinverbrauch und die Motoreinstellungen sind nun verboten.

Die Fahrer müssen damit selbst dafür sorgen, dass sie mit ihren 100 Kilogramm Sprit das Rennen absolvieren können. Hier liegt laut Rosberg eine der größten Herausforderungen. "Das ist ja kein Knopfdruck, das ist eine komplett andere Fahrweise während des ganzen Rennens, während der Zweikämpfe", sagte der Vizeweltmeister.

Allerdings zeigen sich nicht alle Piloten angetan von der Neuerung. Der zweimalige Weltmeister Fernando Alonso etwa hält sie für kontraproduktiv. "Die Fahrer sollen dadurch mehr Freiheiten bekommen, aber ich denke, das Gegenteil ist der Fall", sagte der McLaren-Pilot.

Force-India-Pilot Nico Hülkenberg nimmt in Melbourne den Wirbel um seinen von Gläubigern in Indien gesuchten Teamchef Vijay Mallya gelassen. "Ich weiß nur, dass Vijay schon oftmals Schlagzeilen hatte", sagte der Emmericher. Hülkenberg hat den Trubel um den früheren Milliardär natürlich mitbekommen, die Situation sei jedoch schwer von außen zu beurteilen. "Die Stimmung im Team ist davon nicht beeinträchtigt", versicherte er gestern.

Mallyas Fluggesellschaft Kingfisher ist seit 2012 pleite. Eine Vereinigung staatlicher Banken fordert von ihm umgerechnet 1,2 Milliarden Euro. Indiens höchstes Gericht beschäftigt sich mit dem Fall. Er werde die indischen Gesetze befolgen, erklärte Mallya jüngst. Auf Spekulationen, er sei untergetaucht, erwiderte er, dass er ein internationaler Geschäftsmann und oft auf Reisen sei.

(sid)
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